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Medikamentöse Therapie der Luftnot mit Opioiden
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Einsatzmöglichkeiten
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Wirkung gegen Luftnot und gegen Schmerzen
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Bei Opioiden wie Morphin handelt es
sich um starke Schmerzmittel, die unter anderem zur Therapie von Tumorschmerzen
eingesetzt werden.
Sie kommen aber auch zur Linderung anderer chronischer Schmerzen wie Rücken-
oder Gelenkschmerzen zur Anwendung. Bei einigen Patienten - jedoch nicht bei
allen - können sie zudem eine Linderung von Luftnot bewirken. Worauf genau diese
Wirkung beruht, ist bisher nicht bekannt.
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Wirkung von Opioiden
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Beruhigung und Angstlösung
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Luftnot führt zu Angst. Bei einem palliativmedizinisch betreuten Patienten
kann es aber verständlicherweise auch im Zusammenhang mit der Schwere seiner
Erkrankung und dem nahenden Tod zu Unruhe, Angst und Panikattacken kommen. Infolgedessen kann sich eine Hyperventilation (rasche,
flache Atmung mit verminderter Aufnahme von Sauerstoff) entwickeln, was der
Patient dann als Luftnot empfindet. In diesem Fall kann die beruhigende und angstlösende Wirkung der Opioide zu einer Besserung der Situation beitragen: Die
Beruhigung und die Angstlösung führen zu einer gleichmäßigeren und ruhigeren Atmung. Außerdem kann die eingeatmete,
sauerstoffreiche Luft bei ruhiger Atmung besser vom Körper genutzt werden als
bei Hyperventilation. Zudem nimmt der Sauerstoffbedarf des Körpers bei ruhigerer
Atmung wieder ab, wenn er vorher durch die Hyperventilation (und die damit
einhergehende Steigerung der Atemarbeit) erhöht war. Voraussetzung für die Gabe
von Opioiden bei einem Palliativpatienten mit Luftnot ist, dass der
Körper bei ruhiger Atmung ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Aus diesem
Grund muss vor der Gabe von Opioiden abgeklärt werden, ob ein Sauerstoffmangel
besteht, den der Körper durch vermehrte Atmung zu kompensieren versucht. |
Weitere Wirkungen von Opioiden
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Neben Beruhigung und
Angstlösung kommen bei einem palliativmedizinisch betreuten Patienten mit
Luftnot folgende weitere Wirkungen der Opioide zum Tragen (die jedoch teilweise
noch nicht vollständig geklärt sind):
- Verringerung der Atemfrequenz: Der Patient macht weniger Atemzügen pro
Minute und die Atmung wird gleichmäßiger und ruhiger.
- Abnahme der Herztätigkeit: Das Herz arbeitet mit weniger Herzschlägen pro
Minute, wodurch es zu einer ruhigeren Herzarbeit mit Verringerung des
Sauerstoffbedarfs des Körpers kommt.
- Verminderung des Blutdrucks: Die linke Herzkammer muss gegen einen
geringeren Widerstand in den Arterien des Körperkreislaufs anpumpen. Das
verringert die Herzarbeit und damit auch den Sauerstoffbedarf des
Körpers.
- Verminderung des Blutdrucks in den Lungenarterien: Die rechte
Herzkammer muss gegen einen geringeren Widerstand in den Arterien des Lungenkreislaufs anpumpen.
Das verringert ebenfalls die Herzarbeit und den Sauerstoffbedarf des Körpers.
- Stimulation von Rezeptoren im Bereich des Brustkorbs: Die Rezeptoren
leiten unter
anderem Informationen über den Dehnungszustand des Brustkorbs an das Gehirn
weiter, das darauf mit einer Veränderung der
Atemtätigkeit reagiert.
- Wirkungen im Gehirn mit Auswirkungen auf die Atemtätigkeit
- als Folge der Verbesserung der Atmung kommt es zum Ausgleich einer
"Übersäuerung" des Blutes (Azidose), welche durch einen Anstieg der
Kohlendioxidkonzentration im Blut bedingt ist. Der Anstieg der
Kohlendioxidkonzentration im Blut ist wiederum auf eine unzureichende
Abatmung von Kohlendioxid bei beeinträchtigter Atmung zurückzuführen (vgl.
Atembedingter Säureüberschuss des Blutes)
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Nebenwirkungen
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Opioide machen müde
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Als Nebenwirkung der Opioide muss unter
Umständen eine gewisse Schläfrigkeit in Kauf genommen werden. Zudem haben
Opioide einige weitere Wirkungen, die für Palliativpatienten mit Luftnot eher
ungünstig sind:
- Schwächung der Atemhilfsmuskulatur in der Brustwand
- Beeinträchtigung der Fähigkeit der Atemwege, sich selbst von Schleim zu
reinigen
- zu starke Verminderung der Atemfrequenz
Bei Patienten, denen die Schläfrigkeit sehr unangenehm ist,
können statt der Opioide auch Medikamente verabreicht werden, deren Wirksamkeit
direkt in einer Beruhigung oder in einer Angstlösung besteht. Solche Medikamente
werden unter anderem zur Therapie psychiatrischer Erkrankungen eingesetzt.
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Aufklärung
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Aufklärung und bewusste Entscheidung sind sehr wichtig
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Es ist äußerst wichtig,
einen palliativmedizinisch betreuten Patienten mit Luftnot sowie seine
Angehörigen über die Wirkungsweise und die Vor- und Nachteile einer Opioidtherapie aufzuklären. Der Patient muss in die Lage versetzt werden, sich
bewusst für oder gegen diese Art der Behandlung zu entscheiden. Dabei muss
selbstverständlich auch darauf hingewiesen werden, dass er seine Meinung jederzeit
ändern und sich auch später noch für oder gegen eine Opioidgabe entscheiden
kann. Auch die Dosis kann im Verlauf der Behandlung
verändert werden, unter anderem in Abhängigkeit von der Wirksamkeit oder
als Reaktion auf auftretende Nebenwirkungen. Weiterhin müssen der Patient und
seine Angehörigen darüber informiert werden, dass sich unangenehme, von der
Atmung unabhängige Nebenwirkungen wie beispielsweise Verstopfung, Übelkeit und
Erbrechen oder Juckreiz gut behandeln lassen beziehungsweise mit der Zeit von
selbst nachlassen.
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Anwendungsfehler
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Bei der Anwendung werden häufig Fehler gemacht
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Zusammenfassend
lassen sich einige grundsätzliche Fehler bei der Anwendung von Opioiden bei
palliativmedizinisch betreuten Patienten mit Luftnot auflisten, die unbedingt
vermieden werden sollten:
- keine Anwendung von Opioiden obwohl ihr Einsatz
zur Linderung der Luftnot sinnvoll wäre
- Anwendung von Opioiden, wenn ein anderes Medikament oder auch
weitere, nichtmedikamentöse Therapiemaßnahmen sinnvoller wären
- deutliche Steigerung der Opioiddosis obwohl beispielsweise andere
Behandlungsmaßnahmen zur Besserung der Luftnot als sinnvoller anzusehen
werden
- regelmäßige Gabe von Opioiden bei Patienten, die nur selten unter
Luftnot leiden
- Fortführung einer Behandlung mit Opioiden, obwohl sie keine positiven
Auswirkungen auf die Luftnot des Patienten hat
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Anwendungsempfehlungen
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Richtiges Handeln im Sinne des Patienten
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Aber auch einige
grundsätzliche Empfehlungen zur Opioidtherapie der Luftnot bei
palliativmedizinisch betreuten Patienten lassen sich zusammenfassend darstellen:
- Diskussion und Erwägung einer Opioidtherapie, wenn sich
andere Behandlungsformen als unwirksam erwiesen haben.
- Vergegenwärtigung der Wirkung einer Opioidtherapie
- Festsetzung von Therapiezielen durch die Opioidbehandlung und Beendigung der Opioidbehandlung, wenn
sich diese Ziele damit nicht erreichen lassen
- ausführliches Gespräch mit dem Patienten und seinen Angehörigen über die
zu erwartenden Ziele einer Opioidbehandlung sowie über die Wirkungsweise der
Medikamente, die zu erwartenden Wirkungen und eventuell eintretende
Nebenwirkungen
- nur kurzfristiger, bedarfsgerechter (und kein dauerhafter) Einsatz von
Opioiden, wenn ein Patient nicht ständig, sondern nur gelegentlich unter
Luftnot leidet (Dabei sollten zudem Wirkstoffe zum Einsatz kommen, die nur
kurzzeitig wirken und keine Langzeitwirkungen entfalten.)
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