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Einteilung der psychosomatischen Störungen
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Häufigkeit
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Die Zahl der psychischen Erkrankungen ist aufgrund
gesellschaftlicher und beruflicher Veränderungen seit Jahren angestiegen. Man
kann
davon auszugehen, dass etwa 26 bis 30 Prozent der Bevölkerung einmal in ihrem Leben an
psychischen und/oder psychosomatischen Störungen erkranken. Davon sind etwa 11
Prozent
psychosomatischen Störungen.
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Einteilung
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In der psychosomatischen Medizin teilt man Störungen und
Erkrankungen in verschiedene Gruppen ein:
- Befindlichkeitsstörungen
- Funktionelle Störungen
- Somatoforme Störungen
- Dissoziative Störungen
- Psychosomatische Störungen im engeren Sinne
- Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen
- Somatopsychische Erkrankungen
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Befindlichkeitsstörungen
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Unter Befindlichkeitsstörungen reiht man überwiegend
psychisch oder psychosozial bedingte körperliche Beschwerden (z.B.
Magenschmerzen oder Kopfschmerzen) ein, bei denen weder eine Störung des
vegetativen Nervensystems besteht noch eine Schädigung von Organen. 80
Prozent
der Bevölkerung klagen im Verlauf einer Woche über eine derartige
vorübergehende körperliche Störung.
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Funktionelle Störungen
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Eine funktionelle Störung kann man definieren als
eine Beeinträchtigung bestimmter körperlicher Funktionen ohne organische
Ursache, bei der aber häufig ein psychischer Zusammenhang besteht. Meist
sind funktionelle Störungen begründet auf einer Dysregulation des
vegetativen Nervensystems
und äußern sich in Atemnot, Schwitzen, Herzrasen und
Magen-Darm-Beschwerden. Ist das willkürliche Nervensystem betroffen,
können sich Störungen der Bewegung, des Sprechens, des Hörens oder
Sehens entwickeln. Die Tatsache, dass solche funktionelle Störungen der
Anlass für etwa jeden vierten Arztbesuch sind zeigt, dass sie häufig
vorkommen.
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Bei diesen funktionellen Störungen kann man zwei Arten
unterscheiden:
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Somatoforme Störungen
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Bei somatoformen Störungen
besteht eine Beeinträchtigung des vegetativen Nervensystems. Für die vom
Betroffenen wahrgenommenen körperlichen Symptome liegen keine oder nicht
ausreichende organische Ursachen vor. Häufig sind diese Störungen der
vegetativen Funktionen psychisch oder psychosozial mitbedingt, die
Betroffenen selbst sind jedoch überzeugt an einer körperlichen
Erkrankung zu leiden. Früher bezeichnete man diese Störungen als
vegetative Dystonie oder psychovegetative Labilität. Ursache für eine somatoforme Störung ist
meist eine körperliche oder seelische Überforderung also
Stress im weitesten Sinne. An einer behandlungsbedürftigen
somatoformen Störung leiden etwa 13 Prozent der Bevölkerung im
Laufe ihres Lebens.
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Dissoziative Störungen
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Bei traumatisierenden
Ereignissen, unerträglichen Konflikten oder gestörten Beziehungen kann
es bei manchen Menschen zu so genannten dissoziativen Störungen oder
Konversionsstörungen kommen. Es handelt sich um Beeinträchtigungen im
Bereich der willkürlichen Motorik, welche sehr vielgestaltig sein
können. Je nach Ausprägung können Lähmungen, Gangstörungen,
Krampfanfälle, Empfindungsstörungen oder auch Gedächtnisstörungen
auftreten. Da sich keine organische Ursache finden lässt, werden solche
Störungen als psychogen bezeichnet, etwa als psychogene Lähmung,
psychogene
Gangstörung, psychogene Krampfanfälle oder psychogene Gedächtnisstörungen. Dissoziative Störungen sind wesentlich
seltener und werden nur bei höchstens 0,3 Prozent der Bevölkerung,
zumeist bei Frauen beobachtet.
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Psychosomatische Störungen im engeren Sinn
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Hierunter fallen
körperliche Krankheiten mit einer nachweisbaren Gewebeschädigung von
Organen. Psychische oder psychosoziale Faktoren sind in unterschiedlichem
Ausmaß an deren Auslösung beteiligt und können die Symptome aufrechterhalten
oder verschlimmern. Diese Wechselbeziehung zwischen Körper und Seele ist für
viele Betroffene schwer zu begreifen. Sie sind häufig fixiert auf den
organischen Grund ihrer Beschwerden und deren rein organmedizinische
Problemlösung. Als typische Beispiele gelten
Colitis ulcerosa und
Morbus Crohn,
Asthma bronchiale und Hauterkrankungen wie
Neurodermitis. |
Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen
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Unter dieser Kategorie werden die
Essstörungen
(Anorexia nervosa und Bulimie),
Schlafstörungen die keine
organische Ursache haben und sexuelle Funktionsstörungen zusammengefasst. |
Somatopsychische Erkrankungen
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Unter somatopsychischen Erkrankungen versteht man die psychischen und sozialen
Folgeerscheinungen organischer Krankheiten. Es zeigt sich, dass je
länger eine chronische Erkrankung anhält, desto mehr treten die psychischen und
psychosozialen Aspekte in den Vordergrund. Chronische
Erkrankungen wie z.B. Krebs,
Epilepsie,
Aids,
Diabetes oder
chronisches
Nierenversagen ziehen seelische Probleme nach sich, deren Bewältigung
unter psychosomatischen Gesichtspunkten und mit Hilfe
verhaltensmedizinischer Behandlungskonzepte angegangen werden sollte.
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