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Deutscher Schmerzkongress 2001
03. - 07. Oktober in Berlin |
Pressemitteilung Nr. 8 4. Oktober 2001 |
Lernprozesse spielen bei chronischen Schmerzen eine Rolle
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(Berlin) Wenn alleine schon der Anblick des Schreibtisches
Rückenprobleme verursacht, haben bei den Beschwerden wahrscheinlich Lernprozesse eine
Rolle gespielt. Darüber diskutieren Experten auf dem deutschen Schmerzkongress in Berlin.
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Klassische Konditionierung ist beteiligt an der Chronifizierung von
Kopf- und Rückenschmerzen.
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Lernprozesse, dies vermuten Forscher schon
lange, spielen bei der Entstehung und Chronifizierung von muskulär bedingten Kopf- und
Rückenschmerzen eine wichtige Rolle. Ein Beispiel für solche Lernprozesse ist die
"klassische Konditionierung". "Auch Schmerzen", erklärt Dr. Regine
Klinger, Psychologin an der Hamburger Universität, sollen über die Kopplung mit primär
neutralen Reizen klassisch konditionierbar sein. Die eigentlich neutralen,
"konditionierten" Reize können dann eine konditionierte Schmerzreaktion
hervorrufen und über diesem Weg einen maßgeblichen Teil zur Chronifizierung beitragen. |
Beispiel: Schreibtisch
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Wird beispielsweise der Anblick eines Schreibtisches ein neutraler Reiz
verknüpft mit muskulärer Fehlbelastung durch falsches Sitzen an diesem Schreibtisch
und infolgedessen mit Schmerzen, genügt nach einiger Zeit nur der Anblick des
Schreibtisches, um Rückenschmerzen zu verursachen. |
Tests an gesunden Versuchtspersonen.
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Diese Hypothese hat Regine Klinger begonnen, durch erste Tests mit
gesunden Versuchspersonen zu überprüfen. Bei dem Experiment diente ein unangenehm
hochfrequenter, bzw. ein angenehm tieffrequenter Ton als neutraler Reiz. Dieser wurde
jeweils gekoppelt mit harmlosen elektrischen Schmerzreizen, dem unkonditionierten
Stimulus. Dieser ruft eine muskuläre Reaktion hervor, die die Wissenschaftler messen
können. |
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Als die Probanden danach nur den unangenehm hohen Ton hörten, löste
dieser bei elf von 14 die für den Schmerzreiz typische Muskelreaktion aus. Mit dem als
angenehm empfundenen Ton gelang dies hingegen nicht. "Unsere Vorversuche
bestätigen", so Klinger, "dass eine Konditionierung von Muskelspannung in der
Tat möglich ist." |
Konditionierte Reaktionen sind auch bei Schmerzpatienten relevant.
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Derartige Tests mit Rückenschmerzpatienten sind angelaufen, aber noch
nicht abgeschlossen. Eine erste Vorauswertung deutet jedoch darauf hin, dass auch die
bislang untersuchten Rückenschmerzpatienten, den gesunden Probanden ähnlich, eine
konditionierte Reaktion zeigten auch in der für sie relevanten Muskulatur des
Rückens. |
Schmerzpatienten nehmen Reize früher wahr.
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Darüber hinaus hat Regine Klinger dabei eine weitere interessante
Beobachtung gemacht: "Die untersuchten Schmerzpatienten", sagt sie, "zeigen
einen deutlichen Trend in Richtung einer niedrigeren Wahrnehmungs- und Schmerzschwelle als
gesunde Menschen." Sie nehmen also Reize insgesamt früher wahr und empfinden bereits
leichte Reize als schmerzhaft, die Gesunden nichts ausmachen. |
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Rückfragen an:
Dipl.-Psych. Dr. Regine Klinger
Psychologisches Institut III,
Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Hamburg
Von-Melle-Park 5 20146 Hamburg
Tel.: 040-42838-5374
Fax: 040-42838-6170
e-mail: rklinger@uni-hamburg.de
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