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Deutscher Schmerzkongress 2001
03. - 07. Oktober in Berlin |
Pressemitteilung Nr. 14 5. Oktober 2001 |
Medikamenten-Kopfschmerz: Häufigkeit und Dauer der Einnahme sowie die
Substanzklasse spielen eine Rolle
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Dauerkopfschmerzen können die Folge sein, wenn Kopfschmerzpatienten
zu häufig Schmerz- und/oder Migränemittel einnehmen. Neben Häufigkeit und Dauer der
Einnahme entscheidet auch die eingenommene Substanzklasse mit darüber, wie schnell sich
ein solcher Arzneimittel-Kopfschmerz entwickelt und wie die erforderliche
Entzugsbehandlung verläuft. Generell gilt: Um diese Kopfschmerzform zu vermeiden, sollten
Patienten höchstens an 10 Tagen pro Monat und an höchstens drei Tagen hintereinander
Schmerz- oder Migränemittel einnehmen.
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Über eine Million Menschen leiden unter Arzneimittel- Kopfschmerz.
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Schätzungsweise ein bis zwei Prozent der Bevölkerung in Deutschland
zwischen 800.000 und 1,6 Millionen Menschen leiden unter einem Arzneimittel-Kopfschmerz.
Er entsteht, wenn Kopfschmerz-Patienten ihre Beschwerden zu oft mit Medikamenten
bekämpfen. Von den Patienten, die in spezialisierten Kopfschmerz-Zentren betreut werden,
sind rund fünf bis zehn Prozent betroffen. Der dumpf-drückende Schmerz im ganzen Kopf
tritt täglich oder fast täglich auf und setzt bereits beim Aufwachen am Morgen ein. |
Arzneimittel- Kopfschmerz tritt nur zusammen mit Migräne und
Spannungskopfschmerz auf.
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Frauen sind dreimal häufiger betroffen als Männer. Mehr als die Hälfte
(65 Prozent) der Patienten, dies belegen zahlreiche Studien, hat Migräne.
Spannungskopfschmerzen haben 27 Prozent und acht Prozent einen Kombinationskopfschmerz,
also Migräne und Spannungskopfschmerz
gleichermaßen. "Auffallend ist", so Dr. Zaza Katsarava von der Neurologischen
Universitätsklinik Essen, "dass der Arzneimittel-Kopfschmerz nur bei Patienten mit
Migräne und Spannungskopfschmerz auftritt. Menschen mit anderen Kopfschmerzformen, etwa
Cluster-Kopfschmerz, oder Patienten, die unter anderen Schmerzen leiden, sind nie von
dieser Kopfschmerzart betroffen, selbst wenn sie über viele Jahre Schmerzmittel (Analgetika) einnehmen müssen." |
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In mehreren Studien haben Katsarava und seine Kollegen im Team um
Professor Hans-Christoph Diener untersucht, bei welchen Patienten sich diese
Kopfschmerz-Form entwickelt. Ebenso haben die Forscher die Bedingungen und Ergebnisse
einer Entzugsbehandlung überprüft. |
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Von den rund 100 untersuchten Patienten hatten 48 Prozent Analgetika
zumeist Mischpräparate genommen, 39 Prozent Triptane und 13 Prozent Ergotamine. |
Die Art der Beschwerden hängt entscheidend von der Substanz ab.
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"Die pharmakologische Klasse der regelmäßig eingenommenen Substanz
ist entscheidend für die klinische Ausprägung des Arzneimittel-Kopfschmerzes",
stellt Katsarava fest. So haben die Forscher festgestellt, dass sich der Dauerkopfschmerz
bei Patienten, die regelmäßig moderne Migränemittel (Triptane) einnehmen, schneller
entwickelt als bei jenen, die ihre Attacken mit Analgetika oder Ergotamin bekämpfen.
Frühsymptom des Arzneimittelkopfschmerzes aufgrund von Triptanen ist eine Zunahme der
Anfallshäufigkeit, die danach in einen täglichen migräneartigen Dauerkopfschmerz
übergeht. Demgegenüber ist der Arzneimittel-Kopfschmerz aufgrund zu häufig
eingenommener Analgetika eher dumpf-drückend im ganzen Kopf und im Falle eines
Ergotamin-Fehlgebrauchs leicht pochend. |
Auch Entzugserscheinungen sind abhängig von der Substanz.
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Die Wissenschaftler haben auch Dauer und Intensität der Entzugssymptome
analysiert. "Auch hier konnten wir feststellen", sagt Katsarava, "dass die
eingenommene Substanz beides wesentlich beeinflusst." Im Falle eines
Triptan-induzierten Kopfschmerzes ist der Entzug deutlich kürzer und leichter. Die
Kopfschmerzstärke etwa geht bei diesen Patienten deutlich schneller zurück als bei
jenen, die Analgetika oder Ergotamine genommen hatten. Außerdem sind diese Patienten auch
weniger rückfallgefährdet als ihre Leidensgenossen, die Analgetika oder Ergotamine
geschluckt hatten. |
Wie der Arzneimittel- Kopfschmerz entsteht ist weiterhin unklar.
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"Nach wie vor ist unklar, wie es zur Entwicklung des
Arzneimittel-Kopfschmerzes kommt", erklärt Katsarava. Wichtig ist jedoch, dass
betroffene Patienten sehr genau auf Häufigkeit und Dauer ihrer Medikamenten-Einnahme und
vor allem auf erste Frühsymptome des Arzneimittel-Kopfschmerzes achten, um sich vor
dieser Kopfschmerzform zu schützen. Um einen Arzneimittel-Kopfschmerz zu vermeiden,
sollten Kopfschmerzpatienten generell höchstens an 10 Tagen pro Monat und an höchstens
drei Tagen hintereinander Schmerz- oder Migränemittel einnehmen. |
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Rückfragen an:
Dr. med. Zaza Katsarava
Universitätsklinikum Essen
Neurologische Klinik und Poliklinik
Hufelandstraße 55 45122 Essen
Tel.: 0201-723-3856
Fax: 0201-723-5939
e-mail: zaza.katsarava@uni-essen.de
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