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Deutscher Schmerzkongress 2001
03. - 07. Oktober in Berlin |
Pressemitteilung Nr. 1 2. Oktober 2001 |
Die Leiden von Millionen Schmerzpatienten besser lindern
2000 Teilnehmer auf dem Deutschen Schmerzkongress in Berlin
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Wie können die Leiden von Millionen Menschen mit chronischen
Schmerzen wirksam gelindert werden? Darüber diskutieren unter dem Motto "Gemeinsam
den Durchbruch schaffen" rund 2000 Schmerzforscher, Ärzte und Psychologen auf dem
Deutschen Schmerzkongress, der vom 3. bis 7. Oktober in Berlin stattfindet. Veranstalter
sind die Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS) und die Deutsche Migräne-
und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG).
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Krankheitsbild Schmerz
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Die Pein sitzt im Rücken, im Nacken, in Gelenken und Muskeln, sie pocht
und drückt unter der Schädeldecke, rumort in Brust und Bauch oder schießt blitzartig
ins Gesicht. Etwa 20 Prozent der erwachsenen Bundesbürger grob geschätzt zwischen
acht und elf Millionen Menschen leiden unter ständigen oder wiederkehrenden Schmerzen.
Kopf- und Rückenschmerzen sind dabei am häufigsten. Rund 600.000 Patienten sind
besonders schwer betroffen: Ihr Schmerz hat sich verselbstständigt und gilt als
eigenständiges Krankheitsbild. Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und Lebensfreude
gehen verloren. Die Leiden dieser Millionen Menschen stehen im Mittelpunkt des Deutschen
Schmerz-kongresses in Berlin, der am 4. Oktober um 8.30 Uhr eröffnet wird. |
"Durchbruch" durch Interdisziplinarität
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Tagungsort ist das Hauptgebäude der Technischen Universität. "Nur
die gemeinsame Anstrengung von Wissenschaftlern, Ärzten, Psychologen, Sozial-therapeuten
und Patienten kann zu Fortschritten und vielleicht sogar zu »Durchbrüchen«
führen", erklären die beiden Kongresspräsidenten Professor Christoph Stein (DGSS)
von der Klinik für Anaesthesiologie und operative Intensivmedizin, Klinikum Benjamin
Franklin der Freien Universität Berlin und Professor Andreas Straube (DMKG) von der
Neurologischen Universitätsklinik des Klinikums Großhadern der Ludwig
Maximilians-Universität München. |
Praxisseminare und Pro und Contra-Debatten
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In zahlreichen Symposien diskutieren Experten neue Forschungsergebnisse
über die Entstehung und Therapie der verschiedenen Schmerzsyndrome sowie Erkenntnisse der
Grundlagenforschung, die bei Schmerzen generell bedeutsam sind. Zu diesen Hauptthemen
gehören etwa "Immunsystem und Schmerz", "Genetik und Schmerz" oder
"Entzündungsschmerz". Erstmals wird der Beziehung "Arzt Patient
Gesellschaft" breiter Raum gegeben. In mehreren "Pro und Contra-Debatten"
werden die Kongressteilnehmer unterschiedliche Positionen diskutieren, etwa den Einsatz
von Opioiden bei Schmerzen, die nicht tumorbedingt sind. Die sich zur Zeit in Deutschland
etablierenden Schmerzforschungsverbünde werden ihre Programme und Planungen vorstellen.
Neu ist auch die Reihe "Current Opinion", in der Experten den derzeitigen Stand
des Wissens präsentieren. Hinzu kommen Praxis-Seminare, in denen u.a.
"Schmerztherapie für Hausärzte" vermittelt wird. |
Neue Einsatzmöglichkeiten für bekannte Substanzen.
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"In der Schmerztherapie gibt es zwar nur wenige revolutionär neue
Medikamentengruppen, über die wir diskutieren", erklärt Stein. Gleichwohl gibt es
Substanzgruppen, die bislang zur Behandlung anderer Leiden eingesetzt werden, die nun aber
auch zunehmend in der Schmerzforschung ihren Platz finden. Dazu gehören etwa Medikamente
zur Behandlung der Epilepsie oder
auch Antidepressiva, die bei
bestimmten Schmerzformen das pharmazeutische Instrumentarium der Ärzte erweitern und
ergänzen. "Ebenso gibt es Substanzen, etwa Opioide, die nicht im Gehirn, sondern nur
am Ort der Schmerzentstehung wirken, aber auch andere Medikamentengruppen mit
interessanten Wirkprinzipien. Diese müssen aber noch weiter entwickelt werden",
betont Stein. |
Kontroverse COX-2-Hemmer
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Auch die neuesten Entwicklungen bei den so genannten COX-2-Hemmern, erst
im letzten Jahr zugelassene Schmerz- und Entzündungshemmer, werden die Experten auf dem
Kongress diskutieren. Diese Substanzen sind nämlich seit kurzem in die Diskussion
geraten: Neueste Erkenntnisse führten zu kontroversen Diskussionen über ihre Vorteile,
da es Verdachtsmomente bezüglich bestimmter Nebenwirkungen gibt. |
Neue Denkansätze bei Entzündungsschmerzen.
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Inzwischen zeichnet sich in der Grundlagenforschung das enge Zusammenspiel
von Immun- und Nervensystem bei der Entstehung und Unterhaltung von Schmerzen immer
deutlicher ab: Das Immunsystem spielt eine zentrale Rolle sowohl bei der Entstehung als
auch bei der Kontrolle von Entzündungsschmerzen. Dies stellt die traditionelle Denkweise
der Forscher über die körpereigene Abwehr in Frage. "Diese Erkenntnisse sind für
die zukünftige Therapie von Entzündungsschmerzen von großer Bedeutung", erklärt
der Berliner Anästhesiologe. Einerseits verstehen die Forscher zunehmen besser, wie eine
Entzündung Schmerz auslöst. Andererseits gibt es experimentelle wie erste klinische
Hinweise, dass nicht nur das Nervensystem, sondern auch das Immunsystem durch die lokale
Bildung und Freisetzung schmerzlindernder Endorphine einer überschießenden
Schmerzentstehung entgegenwirkt. "Ziel zukünftiger Gentherapien könnte es
beispielsweise sein, diese Mechanismen zu verstärken", sagt Stein.
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