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Kongressbericht: Deutschen Schmerztag 1999 |
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Der
schwierigste ,,Patient" der
Schmerztherapeuten ist die Politik |
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In
Deutschland haben mindestens 7,5 Millionen Menschen chronische Schmerzen. Etwa 640.000
leiden an problematischen Schmerzkrankheiten. Vor allem diese besonders schwer betroffene
Patientengruppe muß von Spezialisten behandelt werden. Die medizinischen Konzepte sind
vorhanden. Doch gesundheitspolitische Fehlentscheidungen verhindern, daß sie umgesetzt
werden. |
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,,Die
Versorgung chronisch schmerzkranker Menschen wird in Deutschland nicht nur behindert,
sondern vielfach verhindert", stellt der Hamburger Schmerztherapeut, Dr. med.
Dietrich Jungck fest. Die Betroffenen, so das Vorstandsmitglied des Schmerztherapeutischen
Kolloquiums weiter, ,,wurden bei der Bedarfsplanung offensichtlich ,,vergessen". Bei
den Berechnungen der Arzneimittelbudgets blieben
beispielsweise die oftmals teuren Medikamente, die diese Patienten benötigen,
unberücksichtigt. Die Folge, so Jungck: ,,Wir haben eine Zwei-Klassen-Medizin. Es gibt
Patienten, die sich die besten und modernsten Behandlungsmethoden leisten können, andere
sind auf das angewiesen, was ihre Krankenversicherung gewährt." Zwar werde der
Bevölkerung vorgegaukelt, daß alles Notwendige bezahlt würde. Doch die Wirklichkeit
sieht anders aus: ,,Budgetierung", so Jungck' ,,bedeutet Rationierung." Dagegen
wehren sich die Schmerztherapeuten. |
Eine
Rechnung mit zu vielen Unbekannten
s. auch ein Beispiel für Kostensparen |
Wie
das Budget der Ärzte für Arznei- und Heilmittel in diesem Jahr im Detail aussehen wird,
ist bislang noch unbekannt. Sicher ist nur, daß gegenüber dem Jahr 1998 etwa 3,6
Milliarden Mark eingespart werden müssen. Bekannt sind hingegen die Kosten,
die in einer schmerztherapeutischen Praxis im Schnitt pro Quartal für die angemessene
Versorgung eines schwerkranken Schmerzpatienten anfallen: Sie betragen 600 Mark.
Verursacht werden diese Kosten vor allem durch starke Schmerzmittell, die der
Betäubungsmittelverschreibungsverordnung unterliegen und durch neue innovative
Substanzen, wie beispielsweise die Triptane zur
Migränebehandlung.
Ohne diese Medikamente betrugen die Arzneimittelkosten im ersten Quartal 1993
beispielsweise DM 190,- pro Schmerzpatient. Doch auch diese Summe lag damals schon
deutlich über den Arzneiverordnungskosten aller Ärzte (DM 130,-- pro Quartal und
Patient), die etwa die KV Hamburg für 1992 errechnet hatte.
Auf der anderen Seite zeigen Berechnungen von Dietrich Jungck, daß die Versorgung
schmerzkranker Patienten in Praxen und Ambulanzen den Krankenkassen alleine in Hamburg pro
Jahr mindestens 7,5 Millionen Mark für stationäre Behandlungen ersparen.
,,Wir Ärzte", so Dietrich Jungck, ,,wollen unsere Patienten nach dem aktuellen Stand
der Medizin behandeln. Moderne Konzepte sind vorhanden, die Politik muß uns aber die
Möglichkeit geben, sie auch anzuwenden." Doch offensichtlich werden die besonderen
Probleme der Schmerzpatienten und ihrer Ärzte von der neuen Regierung noch mehr
vernachlässigt als von früheren Regierungen. Fazit von Jungck: ,,Unser schwierigster
Patient ist derzeit die Politik." |
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