Schmerz bei Tumorerkrankungen

Bücher zum Thema aussuchen Bücherliste: Tumorschmerz

Einführung: Bedeutung, Häufigkeit und Intensität von Tumorschmerzen
Schmerzanamnese
Therapieplanung
Dokumentation und Messsysteme

Strahlen-, Chemo- und operative Schmerztherapie
Medikamentöse Schmerztherapie
Invasive Tumorschmerztherapie

Psychotherapie bei Tumorschmerzen
Parenterale Tumorschmerztherapie
Physikalische Therapie und Rehabilitation

Tumorschmerzsyndrome
Spezielle Tumorerkrankungen
- Gehirntumoren
- Kopf- und Halstumoren
- Lungentumoren
- Speiseröhrentumoren
- Magentumoren
- Bauchspeicheldrüsentumoren
- Lebertumoren
- Gallengangstumoren
- Gallenblasentumoren
- Dickdarmtumoren
- Enddarmtumoren
 

Invasive Schmerztherapie: Intraventrikuläre Schmerzmittelgabe

Medikamente werden direkt in die Hirnkammern gespritzt

Bei der intraventrikulären Schmerzmittelgabe werden die Medikamente in eine der beiden Hirnkammern verabreicht. Die Hirnkammern sind mit Nervenwasser (Liquor) gefüllt. Die Schmerzmittel verteilen sich im Nervenwasser und erreichen auf diese Weise das Hirngewebe. Diese Form der Tumorschmerztherapie ist insbesondere in folgenden Situationen in Betracht zu ziehen:

  • Tumorschmerzen, die sich durch eine intrathekale Medikamentengabe aus anatomischen Gründen nicht lindern lassen (beispielsweise weil sie zu weit oben am Körper angesiedelt sind und daher von den an der Wirbelsäule injizierten Medikamenten nicht erreicht werden können, unter anderem Kopf-, Nacken- oder Armschmerzen)
  • unzureichende Linderung von Tumorschmerzen durch eine medikamentöse Schmerztherapie in Tablettenform oder durch eine intrathekale Medikamentengabe
  • "diffuse" und am gesamten Körper weit verteilte Schmerzen, was bei Vorliegen mehrerer Tumoren und insbesondere bei der Entwicklung zahlreicher Tochtergeschwülste (Metastasen) der Fall sein kann

 

Neurochirurgischer Eingriff ist notwendig

Generell ist die Indikation für diese spezielle Form der Tumorschmerztherapie bei jedem einzelnen Krebspatienten sehr sorgfältig zu stellen, da sie immer auch die Durchführung eines (kleinen) neurochirurgischen Eingriffs zum Einsetzen des Medikamentenkatheters beinhaltet.

 

Vorgehen bei der Operation

Zum Einbringen des intraventrikulären Katheters wird zunächst – in der Regel unter Vollnarkose – ein kleiner Hautschnitt an der vorderen Oberseite des Kopfes angelegt. Dadurch liegt unmittelbar der Schädelknochen frei. Im Schädelknochen wird anschließend ein relativ kleines, ungefähr Ein-Euro-Stück großes Bohrloch angelegt. Durch dieses Bohrloch wird dann eine spezielle Punktionskanüle bis in eine Hirnkammer vorgeschoben. Die Hirnkammern liegen jeweils ungefähr mittig in den Gehirnhälften. Die korrekte Lage der Punktionskanüle in einer Hirnkammer lässt sich durch das Austreten des wässrigen, klaren Nervenwassers erkennen.

 

Ein Port wird oben auf dem Schädelknochen platziert

Über die Punktionskanüle wird anschließend der Medikamentenkatheter in die Hirnkammer eingeführt. Danach wird die Punktionskanüle entfernt. Den Katheter wird mit einem Port verbunden. Der Port wird am besten unmittelbar auf dem Schädelknochen platziert und die Haut darüber mit einer Naht verschlossen. Auf diese Weise ist der Port für die Gabe der Schmerzmittel gut zugänglich.

 

Dosisfindung für jeden Patienten individuell

In der Regel wird für die intraventrikuläre Tumorschmerztherapie das Medikament Morphin verwendet. Weil das Morphin nach Verteilung im Nervenwasser direkt am Hirngewebe wirken kann, werden für diese spezielle Form der Tumorschmerztherapie nur sehr geringe Medikamentendosierungen benötigt. Die jeweils erforderliche Dosis muss für jeden einzelnen Patienten anhand der Wirksamkeit und der Verträglichkeit ermittelt werden. Dabei sollte die Dosierung von 0,5 Milligramm Morphin pro Schmerzmittelgabe nicht überschritten werden.

 

Schmerzlinderung bis zu 72 Stunden

Eine intraventrikulär verabreichte Morphindosis bewirkt eine ungefähr 20- bis 72-stündige Schmerzlinderung, wobei die Wirkung bereits nach 2 bis 10 Minuten einsetzt. Nach einer gewissen Dosisfindungsphase kann das Morphin kontinuierlich mit einer Pumpe verabreicht werden. Aber auch einzelne Injektionen nach einem festen Zeitplan sind möglich.

 

Nebenwirkungen

Mögliche Nebenwirkungen der intraventrikulären Verabreichung von Morphin sind:

  • Übelkeit, allerdings meist nur vorübergehend
  • Atemstörungen (die dann eine Dosisverringerung erforderlich machen)
  • "Dämpfung" (Sedierung)
  • Verwirrtheit

Top

Zur Übersicht
Invasive Tumorschmerztherapie

 


MedizInfo®Homepage
zur Startseite

zur Übersicht
des Unterthemas
zur Übersicht
des Oberthemas