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Zentrale nervenschädigende Operationen
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Verschiedene Verfahren sind möglich
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Zentrale nervenschädigende Operationen werden auch neuroläsionelle Verfahren
genannt. Sie werden am zentralen
Nervensystem durchgeführt. Damit sind das Gehirn und das Rückenmark gemeint. In
der Tumorschmerztherapie können folgenden zentralen neuroläsionellen
Verfahren angewandt werden:
- Chordotomie
- Myelotomie
- DREZ-Läsion
- Thalamotomie, Mesenzephalotomie und Zingulotomie
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Chordotomie
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Der Vorderseitenstrang wird durchtrennt
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Bei der Chordotomie handelt es sich um eine Durchtrennung des
sogenannten Vorderseitenstrangs. Der Vorderseitenstrang verläuft vorne-seitlich
im Rückenmark und leitet Informationen wie Druck-, Temperatur- und
Schmerzempfindungen an das Gehirn weiter. Durch die Chordotomie wird eine
Unterbrechung der Schmerzweiterleitung herbeigeführt.
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Offene Methode wird nur noch selten angewandt
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Die Chordotomie kann sowohl "offen" als auch perkutan ("durch die Haut")
erfolgen. Bei der offenen Methode wird in Höhe des Brustkorbs ein Wirbelbogen
der Wirbelsäule teilweise oder vollständig entfernt, um an das darunter liegende
Rückenmark zu gelangen. Dieser Operationsschritt wird als "Laminektomie"
(vollständige Entfernung eines Wirbelbogens) oder als "Hemilaminektomie"
(teilweise Entfernung eines Wirbelbogens) bezeichnet. Daran schließt sich die
Durchtrennung des Vorderseitenstrangs an. Die offene Chordotomie wurde
mittlerweile jedoch überwiegend zugunsten der perkutanen Technik verlassen.
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Durchtrennung durch Hitze über eine Punktionsnadel
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Bei der perkutanen Chordotomie wird der Zwischenwirbelraum zwischen dem
ersten und dem zweiten Halswirbelkörper punktiert. Das erfolgt unter örtlicher
Betäubung. Um eine korrekte Lage der Punktionsnadel zu gewährleisten, nimmt man
ein Durchleuchtungsgerät zur Hilfe. Steht die korrekte Lage der Punktionsnadel
fest, erfolgt die Nervenfaserdurchtrennung mit Hilfe von Wärme, welche über die
Nadel abgegeben wird. Dabei wirken Temperaturen von 65 bis 70 Grad auf das
Nervengewebe ein.
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Indikationen
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Bei Krebskranken ist eine Chordotomie vor allem dann sinnvoll,
wenn starke Schmerzen im Bereich eines Armes oder eines Beines bestehen, welche
sich auf andere Weise nicht lindern lassen. Weniger gut geeignet ist diese
Methode bei Schmerzen in der Körpermitte beziehungsweise am Rumpf.
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Erfolgsrate
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Die Erfolgsraten der Chordotomie sind gut: Unmittelbar nach dem Eingriff ist
bei 70 bis 95 Prozent der behandelten Patienten eine Schmerzfreiheit zu
verzeichnen. Nach einem Jahr ist dies zwar nur noch bei 50 bis 60 Prozent der
Betroffenen der Fall; dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass sich
neue schmerzleitende Nervenfasern bilden. Bei schwer kranken Tumorpatienten,
welche meist mit palliativer Zielsetzung behandelt werden, steht die
unmittelbar nach dem Eingriff einsetzende Schmerzfreiheit jedoch eindeutig im
Vordergrund.
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Komplikationen
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Mögliche Komplikationen der Chordotomie sind:
- halbseitige Lähmung auf der behandelten Seite (bei 3 Prozent der
behandelten Patienten)
- Blasen-Mastdarm-Störungen (bei 4 Prozent)
- Atemstörungen (vor allem bei einem beidseitigen Vorgehen)
- Missempfindungen (bei 2 Prozent)
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Myelotomie
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Der hintere Bereich des Rückenmarks wird durchtrennt
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Bei der Myelotomie wird das Rückenmark (Myelon) im hinteren Bereich
durchtrennt, und zwar an derjenigen Stelle, an der die Fasern des
Vorderseitenstrangs (vgl. "Chordotomie") auf die gegenüberliegende
Rückenmarkseite kreuzen. Auch hier kommt es zu einer Durchtrennung des
Vorderseitenstrangs und damit zu einer Unterbrechung der Schmerzweiterleitung
zum Gehirn. Im Unterschied zur Chordotomie wirkt sich eine Myelotomie jedoch
nicht auf ganze Körperbereiche aus (beispielsweise einen Arm oder ein Bein),
sondern nur auf einen bestimmten Körperabschnitt. Dabei handelt es sich um jenen
Körperabschnitt, aus welchem die schmerzleitenden Nervenfasern der betreffenden
"Rückenmarketage" ihre Schmerzinformationen erhalten. Bei der Durchtrennung der
"Nervenkreuzung" sind Nervenfasern aus beiden Körperhälften betroffen. Daher
eignet sich die Myelotomie vor allem für solche Schmerzen, die symmetrisch in
beiden Körperhälften bestehen.
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Ausreichende Erfahrungen fehlen
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Die Myelotomie wurde zunächst bei Tumorschmerzen im Bereich beider Beine
eingesetzt. Zwischenzeitlich wurde dieses Vorgehen verlassen, später jedoch
wieder aufgegriffen. Allerdings fehlen noch ausreichende Erfahrungen, um die
Myelotomie verbreitet einzusetzen. Bei symmetrischen Tumorschmerzen in beiden
Körperhälften wird daher momentan empfohlen, statt einer Myelotomie besser eine
intrathekale Medikamentengabe
(Schmerzmittel werden in den Liquorraum injiziert) durchzuführen.
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DREZ-Läsion
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Rückenwärtige Eintrittszone der Nervenwurzel wird beschädigt
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Bei dem Setzen einer DREZ-Läsion wird die "dorsal root
entry zone" (rückenwärtige Nervenwurzeleintrittszone) beschädigt.
Die "dorsal root entry zone" liegt im hinteren Bereich des Rückenmarks. Dort
werden die aus der Körperperiphere in die Wirbelsäule ziehenden Nervenfasern in
das Rückenmark aufgenommen. Das Ziel einer DREZ-Läsion ist die Zerstörung dieser
Nervenzone und damit die Unterbrechung der schmerzleitenden Nervenfasern. Da es
jedoch nicht möglich ist, gezielt nur die schmerzleitenden Nervenfasern zu
zerstören, kommt es als Nebenwirkung unweigerlich zu einem Ausfall auch aller
anderen sensiblen Empfindungen (Temperatur-, Berührungsreize etc.) für den behandelten Bereich.
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Anwendung bei schweren Motorradunfällen mit Ausriss der Nervenwurzel
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Besonders gut geeignet ist die DREZ-Läsion für zentrale
Schmerzsyndrome, die auf Störungen im Bereich des zentralen Nervensystems
beruhen. Speziell Schmerzen, die ihre Ursache in einem Nervenwurzelausriss aus dem
Rückenmark haben, sind mit diesem Verfahren gut zu behandeln. Das ist beispielsweise nach schweren Motorradunfällen mit
gewaltsamer Abwinklung eines Armes der Fall. Aber auch bei Krebskranken kann es
durch das Wachstum eines bösartigen Tumors im Bereich des Arm- oder
Beinnervengeflechts zu vergleichbaren Schmerzen kommen.
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Durchführung
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Die Beschädigung der "dorsal root entry zone" erfolgt durch eine Erwärmung
des Nervengewebes über eine entsprechende Punktionsnadel. Die zu behandelnde
Rückenmarkregion richtet sich nach der Lokalisation der Schmerzen.
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Komplikationen
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Mögliche Komplikationen der DREZ-Läsion sind:
- Beinlähmung auf der behandelten Seite bei Durchführung der
DREZ-Läsion im Bereich der Halswirbelsäule (bei 3 bis 5 Prozent der
Patienten)
- Blasen-Mastdarm-Störungen (bei 5 Prozent)
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Thalamotomie, Mesenzephalotomie und Zingulotomie
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Den Verfahren Thalamotomie, Mesenzephalotomie und Zingulotomie ist
gemeinsam, dass es sich um nervenschädigende Verfahren im Bereich des Gehirns
handelt.
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Thalamotomie
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Bei der Thalamotomie werden bestimmte Bereiche des Thalamus
ausgeschaltet. Der Thalamus ist der größte Teil des Zwischenhirns. Er ist über
vielfältige Nervenverbindungen mit der Großhirnrinde verbunden und dient als
Zwischenstation der Informationsweiterleitung aus dem Körper zur Großhirnrinde.
Bei Krebsschmerzen kann eine Thalamotomie zu einer Schmerzlinderung führen. Da
es sich um einen Eingriff am Gehirn handelt, kommt diese Form der operativen
Tumorschmerztherapie jedoch nur in Ausnahmefällen in Betracht. Zudem liegt die
Rate einer langfristigen Schmerzreduktion bei lediglich 29 Prozent.
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Mesenzephalotomie
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Unter einer Mesenzephalotomie versteht man die Zerstörung von
Hirngewebe im Bereich des Mittelhirns (Mesenzephalon). Auch hier besteht das
Therapieziel in einer Unterbrechung schmerzleitender Nervenbahnen. Allerdings
wird diese Operation mittlerweile kaum noch durchgeführt, da sie oft mit
erheblichen Nebenwirkungen in Form von Augenbewegungsstörungen verbunden ist.
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Zingulotomie
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Bei der Zingulotomie wird der sogenannte Gyrus cinguli durchtrennt.
Der Gyrus cinguli gehört zum limbischen System des Gehirns, das für die
Verarbeitung von Emotionen von großer Bedeutung ist. Das Ziel einer
schmerztherapeutischen Zingulotomie besteht in einer positiven Beeinflussung der
Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung. Aber auch dieses Verfahren wird aufgrund
möglicher seelischer Nebenwirkungen kaum noch angewandt.
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