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Medizinische Problembereich im Alter
Schlafstörungen
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Unter Schlafstörungen versteht man eine zu geringe Schlafdauer und/oder
eine verringerte Schlafqualität (z.B. Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen, zu
geringe Schlaftiefe, unruhiger Schlaf). Mit steigendem Lebensalter nimmt die Häufigkeit
von Schlafstörungen zu: Einer Untersuchung zufolge leiden 46 - 60 Prozent der über
60-jährigen Patienten in Praxen von Allgemeinärzten an Schlafstörungen. Dabei sind
Frauen häufiger betroffen als Männer. |
Alte Menschen brauchen weniger Schlaf.
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Auch wenn erhebliche individuelle Unterschiede in den Beschwerden
bestehen, lassen sich einige allgemeine alterungsbedingte Veränderungen des Schlafes
feststellen:
- verlängerte Dauer der Phasen mit leichtem Schlaf
- Abnahme der Anzahl an Tiefschlafphasen
- verringerte Dauer der Traumphasen
- verminderte Zeit, die während der Bettruhe auch tatsächlich geschlafen wird
- vermehrte nächtliche Wachperioden
Im Alter nimmt die Dauer des Schlafes ab. Sie liegt durchschnittlich zwischen 6 bis 7
Stunden und kann bei sehr alten Menschen auch auf 5 Stunden sinken. Die Zeit, die viele
alte Menschen (besonders in Pflegeheimen) im Bett verbringen, ist aber deutlich höher.
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Viele Erkrankungen werden von Schlafstörungen begleitet.
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Einigen Fällen von Schlafstörungen Zeichen einer zugrundeliegenden
Erkrankung, z.B. Schmerzen, Fieber, Infektions- oder Tumorerkrankungen,
Herz-Kreislauf- und Darmkrankheiten, Störungen des Hormonhaushaltes oder des Stoffwechsels, rheumatische oder Atemwegerkrankungen, Parkinson-Krankheit, Depressionen oder Demenzerkrankungen. Zudem können sich
unter anderem Alkohol, Kaffee, Nikotin sowie einige Medikamente (z.B. Antibiotika oder
Präparate gegen hohen Blutdruck sowie
Hormone und Medikamente gegen epileptische
Anfälle) negativ auf den Schlaf auswirken. Auch Veränderungen des vertrauten
Lebensrhythmus tragen nicht selten zur Entstehung von Schlafstörungen bei, unter anderem
während eines Krankenhausaufenthaltes oder bei Umzug in ein Pflegeheim. |
In Heimen müssen oft geregelte Schlafenszeiten eingehalten werden.
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Menschen in Pflegeheimen leiden besonders häufig unter Schlafstörungen,
die jedoch eigentlich keine sind - wenn die alten Menschen vom Pflegepersonal sehr früh
zu Bett gebracht werden, können sie häufig noch nicht einschlafen (weil die gewohnte
Schlafenszeit noch nicht erreicht ist). Dann wachen sie nach ausreichendem Schlaf bereits
in den frühen Morgenstunden auf und können nicht wieder einschlafen, weil der Körper
nach dem frühen Schlafbeginn entsprechend früh ausgeruht ist. |
Jeder kann selbst etwas für einen erholsamen Schlaf tun.
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Wann immer möglich, sollte eine der Schlafstörung zugrunde liegende
Ursache behandelt werden. Ergänzend können einige einfache Maßnahmen der
"Schlafhygiene" hilfreich sein, z.B.:
- Einhalten eines regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus
- Schlafen in einem geeigneten Raum (kühl, gut gelüftet, dunkel, ruhig)
- Verzicht auf Kaffee und Nikotin und Alkohol
- entspannende abendliche Aktivitäten
- beruhigende Einschlafrituale (z.B. vor dem Zubettgehen einige Seiten lesen oder Musik
hören)
- tagsüber regelmäßige körperliche Aktivität
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Medikamente nur dann, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen.
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Eine wirksame Hilfe, Schlafstörungen entgegenzuwirken, ist das Erlernen
und der Einsatz von Entspannungstechniken. Relativ leicht zu erlernen und durchzuführen
sind die progressive
Muskelrelaxation nach Jacobson und das autogene Training.
Schlafmittel sollten erst als letzte Möglichkeit der Verbesserung des Schlafes
herangezogen werden, weil sie häufig Nebenwirkungen aufweisen und außerdem bis in den
Tag hinein wirken können. Die Betroffenen leiden dann unter Tagesmüdigkeit. Zudem
sollten nur vom Arzt verordnete Präparate verwendet werden und dies auch möglichst nur
über einen kurzen Zeitraum. Eine Behandlung mit Benzodiazepinen kann bei verschiedenen
somatischen Erkrankungen sinnvoll sein. Wenig geeignet ist es bei einer hirnorganischen
Erkrankung. Wegen der Suchtgefahr sollte die Behandlung nur für einen kurzen Zeitraum
erfolgen. Aufgrund der muskelentspannenden Wirkung kann es bei älteren Menschen zu
Stürzen kommen. Hier ist eher der Einsatz neuerer Nicht-Benzodiazepine zu empfehlen.
Besonders geeignet bei Demenz ist
die Medikation mit Neuroleptika. Bei ihnen ist die Gefahr einer Abhängigkeit nicht
gegeben. Der Einsatz von Antidepressiva ist nur sinnvoll, wenn eine depressive Begleiterscheinung
vorhanden ist. In diesem Fall können sie eine wirksame Alternative zu Schlafmitteln
darstellen. Die vielfach durchgeführte und beliebte Einnahme reiner Baldrianpräparate
(ohne Zusatz weiterer Substanzen) ist jedoch in der Regel unbedenklich.
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