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Ein "großer" Anfall ist nicht zu übersehen.
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Es gibt eine Vielzahl von Begriffen in der Umgangssprache die beschreiben
sollen, was "Epilepsie" ist, u. a. "Fallsucht", "Krämpfe"
oder "Anfälle". Das Wort Epilepsie selbst kommt aus dem Griechischen und
bedeutet soviel wie "von etwas befallen oder erfast sein" oder auch
"Gepacktwerden". Diese recht drastische Beschreibung ist wohl auf den oftmals
sehr eindrücklichen Verlauf eines "großen" epileptischen Anfalls
zurückzuführen: Die Betroffenen schreien, fallen zu Boden, verlieren das Bewusstsein und
bewegen unkontrolliert und unkoordiniert den gesamten Körper. Gelegentlich kann sich
Schaum vor dem Mund bilden. Beißen sich die Betroffenen durch die unkontrollierten
Bewegungen auf die Zunge, kann dieser Schaum rot sein. |
"Gewitter im Kopf"
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Allgemeine medizinische Definitionen beschreiben epileptische Anfälle als
Störung des Gehirns, die durch eine kurz andauernde vermehrte Entladung von Nervenzellen
zustande kommt. |
Unsere Nervenzellen sind hochspezialisierte Übermittler von
Nachrichten.
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Dabei sind die Veränderungen im Gehirn immer gleich: Normalerweise
arbeiten die Hirnzellen geordnet und koordiniert. Zum Beispiel wird eine beabsichtigte
Bewegung durch genau richtig dosierte Signale der jeweils zuständigen Nervenzellen des
Gehirns eingeleitet, gesteuert und wieder beendet. Diese Signale besitzen genau die
richtige Länge und Stärke für die beabsichtigte Bewegung. |
Unkontrollierte Signale bringen alles durcheinander.
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Bei einer Epilepsie ist dieses genau abgestimmte System gestört - Gruppen
von Nervenzellen geben unkoordiniert in schneller Folge Signale an die Muskeln ab, ohne
damit eine sinnvolle, dem Willen unterliegende Bewegung zu bewirken. Das Ergebnis sind
Muskelkrämpfe, die der Betroffene nicht steuern kann und die zu ungezielten, schnellen
Bewegungen führen. Dabei ist es möglich, dass im Laufe des Krampfgeschehens immer mehr
Nervenzellen - und damit immer mehr Muskelgruppen - mit einbezogen werden. Zum Beispiel
können die epileptischen Krämpfe erst nur einen Arm betreffen, um sich dann auf das Bein
derselben Seite und weiter auf die andere Körperhälfte auszudehnen. |
Auch Denken und Bewusstsein können einbezogen sein.
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Von einer solchen Fehlfunktionen können nicht nur Nervenzellen betroffen
sein, die für Bewegungen zuständig sind. Auch alle anderen Nervenzellen im Gehirn, z. B.
die für das Denken und das Bewusstsein, können betroffen sein. Dann verliegt ein
Betroffener bei einem Anfall das Bewusstein. |
Manche Anfälle bemerkt nicht einmal der Betroffene.
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Epileptische Anfälle können sehr unterschiedlich aussehen. Sie können
mit heftigen Zuckungen einhergehen, sie können aber auch ohne sichtbare Bewegungen
stattfinden. Es gibt sogar Anfallsformen die so subtil sind, dass selbst die Betroffenen
nichts bemerken. Sie fühlen sich vielleicht nur "komisch" oder für wenige
Sekunden unkonzentriert. |
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In seinem Buch "Epilepsie von A - Z" schreibt Günter Krämer: "Eine
allgemeingültige und für alle Anfallsformen gültige Beschreibung epileptischer Anfälle
könnte lauten: Epileptische Anfälle sind relativ kurz dauernde, plötzliche Änderungen
des Bewusstseins, Denkens, Verhaltens, Gedächtnisses, Fühlens oder Empfindens oder der
Anspannung der Muskulatur aufgrund einer vorübergehenden Funktionsstörung von
Nervenzellen im Gehirn in Form vermehrter und einander gegenseitig aufschaukelnder
elektrischer Entladungen. Diese Definition ist zwar richtig, aber viel zu lang, um sie
behalten zu können und im Alltag zu verwenden. Man kann epileptische Anfälle deswegen
vereinfachend auch als Ausdruck einer vorübergehenden Funktionsstörung von Nervenzellen
definieren, wobei die Auswirkungen davon abhängen, welche Funktion die beteiligten
Nervenzellen normalerweise haben."
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Die offizielle Klassifikation ist sehr komplex.
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Insgesamt gibt es - nach der Klassifikation der internationalen Liga gegen
Epilepsie (von 1981) 10 verschiedene Anfallsformen und noch mehr Epilepsieformen. Eine
Epilepsieform kann mit verschiedenen Anfallsformen einhergehen. Ein Betroffener leidet
normalerweise nur an einer Epilepsieform, er kann aber bis zu vier verschiedene
Anfallsformen aufweisen. Die Abstände zwischen den einzelnen Anfällen sind individuell
sehr unterschiedlich. Bei manchen kommt es zu jahre- oder jahrzehntelangen Abständen. Bei
anderen vergehen nur Sekunden bis zum nächsten Anfall. |
Nicht jeder Krampfanfall ist auf eine
Epilepsie zurückzuführen.
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Epilepsien treten in allen Altersstufen auf, bereits Säuglinge können
betroffen sein. Allerdings ist nicht jedes "Krampfgeschehen" eine Epilepsie.
Beispielsweise können bei Säuglingen im Rahmen fieberhafter Erkrankungen so genannten
Fieberkrämpfe auftreten. Diese Fieberkrämpfe treten nicht mehr auf, wenn die
zugrundeliegende Erkrankung ausgeheilt ist. Ein anderes Beispiel sind Krämpfe im Rahmen
eines Alkoholentzugs. Auch hier werden die Krampfbewegungen nicht durch eine Epilepsie
ausgelöst, und das Auftreten der Krämpfe ist ebenfalls zeitlich begrenzt. |
Die Veranlagung zu einer Epilepsie ist meistens angeboren.
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Die Veranlagung zu einer Epilepsie ist meistens angeboren. Der Zeitpunkt
des ersten Auftretens der Erkrankung kann im Kindes-, Jugend- oder Erwachsenenalter
liegen. Im Kindesalter auftretende Erkrankungsformen können sogar "spontan"
ausheilen, das heißt sie verschwinden während der weiteren Entwicklung des Kindes und
sind dann im Verlauf des weiteren Lebens nicht mehr zu beobachten. Es ist auch möglich,
dass eine Epilepsie nach einer Verletzung des Gehirns auftritt, wenn durch den
entstandenen Schaden die Gehirnzellen einzelner Hirnregionen nicht mehr in der Lage sind,
geordnet zu arbeiten. |
Die Behandlung gliedert sich in akute Therapie eines Anfalls und
Langzeitstrategien zur Anfallsvermeidung.
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Bei der Behandlung der Epilepsie muss zwischen der Therapie des akuten
Anfalls und der so genannten Langzeittherapie unterschieden werden. Die während eines
akuten Anfalls angewandte Maßnahmen dienen dazu, den Anfall möglichst rasch zu beenden
und zu verhindern, dass es unmittelbar danach zu Folgeanfällen kommt. Ziel der
Langzeittherapie ist die Verhinderung des Auftretens von Anfällen. Sowohl für die Akut-
als auch für die Langzeitbehandlung stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. In
einzelnen Fällen, bei denen eine medikamentöse Behandlung sehr kompliziert oder aber
erfolglos ist, können spezielle operative Techniken zur Anwendung kommen. Näheres über
die medikamentöse und operative Therapie der Epilepsie ist den Abschnitten "Akuttherapie", "Langzeittherapie"
und "Operative Therapie" zu entnehmen. |
Leben mit Epilepsie
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Durch das Hinfallens, den Verlust des Bewusstseins und wegen der
unkoordinierten Bewegungen während eines epileptischen Anfalls ergibt sich für die
Betroffenen und auch für ihre Mitmenschen eine gewisse Verletzungsgefahr. Auch bestehen
einige Einschränkungen im täglichen Leben (z. B. Auto fahren, Sport treiben,
Teilnahme an gesellschaftlichen Veranstaltungen) wie auch bei der Berufswahl (z. B.
Maschinen bedienen, Fahrzeuge führen, Umgang mit empfindlichen oder wertvollen
Gegenständen). Weitere Ausführungen zu diesem Bereich finden sich in den Abschnitten
"Psychische und soziale Probleme" sowie "Berufswahl". Einige nützliche Hinweise für das
tägliche Leben sind im Abschnitt "Empfehlungen zur
Lebensführung" aufgelistet.
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