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Allgemeine Hepatitisdiagnostik
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Für die Diagnostik der verschiedenen Leberentzündungen (Hepatitiden) sind
zahlreiche Laboruntersuchungen unentbehrlich, bei denen Antigene und Antikörper
nachgewiesen werden. |
Antigene lösen eine Abwehrreaktion des Immunsystems aus
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Ein Antigen ist eine Eiweißstruktur, die eine Abwehrreaktion des Immunsystems auslöst.
Beispielsweise fungieren die Eiweiße auf der Oberfläche von Bakterien als Antigene: Wenn
die Bakterien in den Körper gelangen, erkennt das Immunsystem die Antigene auf der
Oberfläche der Bakterien als "fremd" und wird aktiv. So stimulieren
Bakterien-Antigene in Zellen des Immunsystems die Bildung von Abwehrstoffen. Solche
Abwehrstoffe können unter anderem Antikörper sein. |
Antikörper wehren Erreger ab
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Antikörper sind Eiweiße, die von bestimmten Zellen des Immunsystems
produziert werden und dazu beitragen, Krankheitserreger abzuwehren. Antikörper werden
auch oft als Immunglobuline bezeichnet (vgl. Immunglobuline und ihre Funktion). |
Die Art der Hepatitis kann näher bestimmt werden
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Wenn bei einem Patienten der Verdacht auf eine Leberentzündung (Hepatitis) besteht,
kann mittels verschiedener Laboruntersuchungen zunächst grob orientierend nach Hinweisen
auf eine spezielle Leberentzündung gesucht werden:
- frisch gebildete Antikörper gegen das Hepatitis-A-Virus
(HAV-IgM-Antikörper)
- Oberflächen-(Surface-)Antigen des Hepatitis-B-Virus (HBs-Antigen)
- frisch gebildete Antikörper gegen das Kern-(Core-)Antigen des Hepatitis-B-Virus
(HBc-IgM-Antikörper)
- Antikörper gegen das Hepatitis-C-Virus
(HCV-Antikörper)
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Spezifische Hepatitisdiagnostik
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Weitere Untersuchungen bringen spezifischere Informationen
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Wenn einer oder mehrere dieser Laborwerte positiv ausfallen, besteht der
Verdacht auf eine Leberentzündung. Es kann auch bereits eingegrenzt werden, ob es sich
beispielsweise um eine Hepatitis A, B oder C handelt. Mit Hilfe der dann folgenden
Diagnostik können zusätzliche Informationen, z.B. über das Krankheitsstadium gewonnen
werden. Dabei sind für die verschiedenen Hepatitisformen unterschiedliche Laborwerte
relevant. |
Hepatitis A
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Hepatitis A:
- Frisch gebildete Antikörper gegen das Hepatitis-A-Virus (HAV-IgM-Antikörper) beweisen
eine frische Hepatitis A und sind in den ersten 3-6 Monaten nach der Ansteckung
im Blut nachweisbar.
- Dauerhaft gebildete Antikörper gegen das Hepatitis-A-Virus (HAV-IgG-Antikörper) werden
im Verlauf der Infektion vom Körper gebildet und lassen sich nach Einsetzen der ersten
Symptome (Durchfall und Gelbsucht) im Blut
nachweisen. Diese Antikörper bleiben auch nach überstandener Infektion lebenslang im
Blut feststellbar. Sie bilden einen Schutz gegenüber einer erneuten Ansteckung mit dem
Hepatitis-A-Virus und sind daher auch ein Zeichen für eine bestehende Immunität.
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Hepatitis B
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Hepatitis B:
- Das Oberflächen-(Surface-)Antigen des Hepatitis-B-Virus (HBs-Antigen) ist kurz nach der
Ansteckung und in den ersten Wochen danach im Blut nachweisbar. Bei chronischer
Hepatitis B lässt sich dieses Antigen noch länger als 6 Monate nach der
Ansteckung im Blut finden. Allerdings ist es bei 5-10 Prozent der Erkrankten zu keinem
Zeitpunkt der Infektion im Blut feststellbar.
- Antikörper gegen das Oberflächen-(Surface-)Antigen des Hepatitis-B-Virus
(HBs-Antikörper) sind ein Zeichen für eine durchgemachte Hepatitis B. Ab einer
Konzentration von 10 Einheiten pro Milliliter bieten sie Schutz vor einer erneuten
Ansteckung. Dieser Laborwert dient auch als Wirksamkeitskontrolle nach einer
Hepatitis-B-Impfung.
- Frische Antikörper gegen das Kern-(Core-)Antigen des Hepatitis-B-Virus
(HBc-IgM-Antikörper) sind 3-5 Wochen nach dem Auftreten des
Oberflächen-(Surface-)Antigens (HBs-Antigen) im Blut nachweisbar. In der Regel bestehen
zu diesem Zeitpunkt noch keine Krankheitszeichen wie z.B. Gelbsucht. Der Nachweis dieser Antikörper im
Blut ist ein sicheres Zeichen für eine frische Hepatitis-B-Infektion. Der Nachweis ist
für etwa 12 Monate nach der Ansteckung möglich.
- Dauerhaft gebildete Antikörper gegen das Kern-(Core-)Antigen des Hepatitis-B-Virus
(HBc-IgG-Antikörper) deuten auf eine chronische oder auf eine in der Vergangenheit
durchgemachte Hepatitis B hin. Sie bleiben lebenslang im Blut nachweisbar.
- Das Hüll-(Envelope-)Antigen des Hepatitis-B-Virus (HBe-Antigen) ist ein Abbauprodukt
des Kern-(Core-)Antigens (HBc-Antigen). Sein Auftreten im Blut ist ein Hinweis auf eine
akut stattfindende Virusvermehrung in der Leber und damit ein Zeichen für eine hohe
Infektiosität (hohe Ansteckungsgefahr!). Wenn dieses Antigen für mehr als 11 Wochen
im Blut nachweisbar ist, muss dies als Zeichen für eine chronisch-aktive (und damit
aggressive) Hepatitis B angesehen werden.
- Antikörper gegen das Hüll-(Envelope-)Antigen des Hepatitis-B-Virus (HBe-Antikörper)
sind sowohl bei akuter und chronischer Hepatitis B als auch nach einer durchgemachten
Infektion im Blut nachweisbar.
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Hepatitis C
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Hepatitis C:
- Antikörper gegen das Hepatitis-C-Virus (HCV-Antikörper) sind erst 2-3 Monate nach
der Ansteckung im Blut nachweisbar.
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Hepatitis D
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Hepatitis D:
- Das Hepatitis-D-Antigen (HDV-Antigen) ist nur für einen kurzen Zeitraum nach der
Ansteckung im Blut nachweisbar.
- Frische Antikörper gegen das Hepatitis-D-Virus (HDV-IgM-Antikörper) sind bei akuter
Hepatitis D im Blut feststellbar.
- Dauerhafte gebildete Antikörper gegen das Hepatitis-D-Virus (HDV-IgG-Antikörper) sind
der wichtigste Hinweis auf eine Hepatitis D.
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Hepatitis E
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Hepatitis E:
- Frische Antikörper gegen das Hepatitis-E-Virus (HEV-IgM-Antikörper) sind ein Beweis
für eine frische Hepatitis E. Sie sind in den ersten 6-7 Wochen (aber auch für
bis zu 3 Monate) nach der Ansteckung im Blut feststellbar, allerdings nur bei etwa
80-90 Prozent der Erkrankten.
- Dauerhafte gebildete Antikörper gegen das Hepatitis-E-Virus (HDE-IgG-Antikörper) sind
für einige Jahre nach der Infektion im Blut zu finden.
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