| |
|
Psychosomatische Aspekte bei organische Störungen des Herzens
|
Wechselwirkung Psyche und Körper
|
Neben der Herzneurose, der
keine organischen Veränderungen zugrunde liegen, gehören zum Bereich der
psychosomatischen Medizin auch organische Störungen, bei denen psychische Aspekte eine Rolle spielen.
Das
sind insbesondere die Koronare Herzkrankheit
mit ihren Folgeerkrankungen
Angina pectoris und
Herzinfarkt.
|
Untersuchungen zeigen typische Einflussfaktoren der Psyche bei koronarer
Herzkrankheit
|
Welche psychischen
Faktoren für die Entwicklung und den weiteren Verlauf dieser Erkrankung eine
negative Rolle spielen, wurde in verschiedenen Untersuchungen erforscht. Dabei
ergaben sich einige Kriterien, die die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit
und eines nachfolgenden Herzinfarktes begünstigen:
- Mitte des vorigen Jahrhunderts sprach man von Typ- A als
Risikopersönlichkeit für einen Herzinfarkt: Überehrgeizig, ständig
angespannt, hektisch- gestresst. Ganz so einfach sieht die Fachwelt das
Risikoprofil heute nicht mehr, aber für einige Komponenten davon ist eine
Gefährdung für einen Herzinfarkt definitiv erwiesen: eine feindselige und
aggressive Einstellung gegenüber der Umgebung und das Bestreben sich zu
verausgaben: Ständiger Ärger ohne die Möglichkeit den Ärger wieder positiv
abzubauen, begünstigt das Auftreten einer koronaren Herzerkrankung.
- Depressivität und Erschöpfung: Einige Studien der letzten Jahre zeigten,
dass depressive Verstimmung als wesentlicher Risikofaktor für einen
Herzinfarkt angesehen werden muss. Umgekehrt haben Menschen mit einer
koronaren Herzkrankheit ein erhöhtes Risiko an einer
Depression zu
erkranken. Die biologischen Zusammenhänge zwischen Depression und koronarer
Herzkrankheit konnten noch nicht vollständig aufgedeckt werden, aber es gibt
Hinweise dafür, dass bei einer Depression die Aktivität der
Blutplättchen
(Thrombozyten) gesteigert ist, was sich bei koronarer Herzkrankheit
ungünstig auswirkt. Thrombozyten sind an der
Blutgerinnung und an der Bildung von
Thrombosen beteiligt. Auffällig ist auch, dass die beiden Leiden Depression
und Herzinfarkt in 17 bis 27 Prozent gemeinsam vorkommen.
- Stress: Vor allem Dauerstress, der nicht selbst kontrolliert werden und
durch Entspannung abgebaut werden kann, führt zu negativen Reaktionen des
Körpers in Hinblick auf die Entstehung einer koronaren Herzkrankheit:
ungünstige Blutfettwerte,
Blutdrucksteigerung, Änderung der
Blutgerinnung.
- Starke berufliche Beanspruchung ohne direkten Einfluss auf die
Arbeitsplatzbedingungen oder eigenen Entscheidungsspielraum.
- Ungleichgewicht zwischen beruflichem Engagement und Anerkennung: Ein
hohes berufliches Engagement, das nicht erkennbar in Form von Bezahlung,
beruflichem Aufstieg oder Arbeitsplatzsicherung honoriert wird.
- Niedrige soziale Schicht: Die koronare Herzkrankheit wird heute entgegen
ihrem früheren Image nicht mehr als "Managerkrankheit" angesehen, sondern
findet sich eher in den unteren Sozialschichten. Es wird angenommen, dass
dies mit den geringeren Einflussmöglichkeiten auf die Lebens- und
Arbeitsbedingungen, allgemein ungesünderem Lebensstil, ungesunder Ernährung
und geringerem Gesundheitsbewusstsein zu tun hat.
|
Die Zusammenhänge sind komplex
|
Diese Faktoren zeigen, dass es komplexe Zusammenhänge zwischen privaten,
beruflichen und persönlichkeitsabhängigen Faktoren sind, die Einfluss auf das
Entstehen und den Verlauf einer koronaren Herzerkrankung haben.
|
Ängste nach Herzinfarkt haben erhebliche Auswirkungen
|
Eine psychische Reaktion stellt sich jedoch häufig auch nach
einem Herzinfarkt in Form von Ängsten ein, die die Bereitschaft zur aktiven
Rehabilitation reduzieren. Die Sorge, die Leistungsfähigkeit könne dauerhaft
gefährdet sein, führt dann dazu, dass der Betroffene sich kaum noch etwas
zutraut, was in der Folge tatsächlich zu einem erheblichen Konditionsverlust
führt. Eine reaktive Depression ist häufig nach einem solchen Ereignis
festzustellen.
|
Psychosomatische Therapie organischer Störungen
|
Neben der klassischen Therapie kann bei koronarer Herzkrankheit und vor allem nach einem
überstandenen Herzinfarkt eine psychotherapeutische Unterstützung für den
Betroffenen hilfreich sein:
- Psychoedukation: unnötige Ängste in Bezug auf das Krankheitsbild
können durch eine umfassende Aufklärung abgebaut werden. Dadurch verbessert
sich die Mitarbeit des Erkrankten an der Behandlung. Auch eine Unterstützung
und Beruhigung im sozialen Umfeld des Patienten sind in der
Rehabilitationsphase wichtig.
- Entspannungstraining: Durch Einübung eines Entspannungsverfahrens
soll die erhöhte Grundspannung reduziert werden.
- Stressreduzierung: Ein Stressbewältigungstraining trägt
dazu bei, den Körper vor zukünftigen Überlastungen zu schützen.
- Bewegungstherapie trägt zur langsamen Steigerung der Belastbarkeit
bei.
- Hilfe bei der Änderung des Lebensstils: Unterstützung bei der
Umstellung auf eine gesündere Lebensweise mit Bewegung, gesunder
Ernährung, weniger Stress, Raucherentwöhnung und Reduktion von
Alkoholkonsum.
|
|
|
| |
|