| |
|
Top
Thrombolyse
|
Bei
der Thrombolyse wird das Fibrinnetz zerstört. |
Verantwortlich
für das Zusammenklumpen von Blut ist das Fibrin. Das Fibrin ist ein Eiweißstoff, der bei
der Verklumpung von Blutplättchen eine wichtige Rolle spielt. Die Vorstufe des Fibrins,
das Fibrinogen, befindet sich laufend im Blut. Wird Fibrinogen "aktiviert", z.
B. durch einen Schaden an der Gefäßwand, so bildet es sich in Fibrin um. Das Fibrin
bildete ein feines, aber dichtes Netz, das Blutkörperchen auffängt und in einen Pfropfen
umwandelt. (Hier finden Sie die Blutgerinnung anhand einer offenen Wunde
beschrieben.) In diesen Mechanismus können Medikamente eingreifen. Verschiedene Stoffe
können ein Blutgerinnsel auflösen, indem sie das Fibrin angreifen. Diesen Vorgang nennt
man Thrombolyse oder kurz Lyse. |
In
der Kardiologie gehört die Thrombolyse zu den Standardmethoden. |
Bei
der Therapie eines Herzinfarktes wird die
Lyse heute standardmäßig angewandt. Dabei werden drei Wirkstoffe eingesetzt:
- Der Eiweißstoff Streptokinase wird von einem Bakterium,
den Streptokokken produziert.
- Die Urokinase ist ebenfalls ein Eiweiß und findet sich im
menschlichen Gewebe und im Harn.
- Der Tissue Plasminogen Activator (kurz tPA) ist eine
gentechnisch hergestellte Substanz, die einem vom Körper produzierten Anti- Gerinnungs-
Stoff gleicht.
Für Schlaganfallpatienten ist besonders das tPA von
Bedeutung.
|
|
Top
Wirkung von tPA
|
rtPA
wird gentechnisch hergestellt. |
Der
Tissue Plasminogen Activator tPA wird auch vielfach rtPA abgekürzt. Dabei steht das
"r" für rekombinant und bedeutet, dass die Substanz gentechnisch hergestellt
wurde. |
Körpereigene
Vorgänge werden aktiviert. |
In
unserem Blut befindet sich ständig körpereigenes tPA. Aber nur in ganz geringen Mengen.
Es ist dafür da, dass schon kleinste Klümpchen, die auch bei gesunden Menschen
vorkommen, aufgelöst werden. Bildet sich, wie bei einem Schlaganfall oder Herzinfarkt ein größeres Gerinnsel, so
aktiviert das injizierte rtPA das Plasminogen. Plasminogen ist ein körpereigener Stoff,
der das Fibrinnetz des Thrombus angreift und auflöst. |
Die
Wirkung kann direkt oder indirekt entfaltet werden. |
Durchgeführt
werden kann die Lyse auf zwei Arten:
- Bei der örtlichen Lyse wird rtPA so dicht wie möglich an
das Blutgerinnsel in die Blutbahn gebracht.
- Durch eine Infusion verteilt sich rtPA im ganzen Körper.
Die Wahl richtet sich u. a. danach, ob ein Thrombus an
einer Stelle entsteht, der direkt zugänglich ist.
|
|
Top
tPA bei Schlaganfall
|
Lyse
ist die erste Akuttherapie bei Schlaganfall. |
Die
Lyse-Therapie mit rtPA ist die erste Akuttherapie, die in den USA für den Schlaganfall
zugelassen worden ist. Sie gehört dort in den Stroke units zum Standard. Studien haben
den Nachweis erbracht, dass die Lyse-Therapie, vorausgesetzt sie wird in den ersten drei
Stunden eingesetzt, hochwirksam ist. Die Betroffenen erholen sich sehr viel schneller und
besser, als Betroffene, bei denen keine Lyse Therapie angewandt wurde. Diese Ergebnisse
finden sich in der amerikanischen NINDS Studie zur Thrombolyse. |
In
Deutschland ist die Lyse unter bestimmten Voraussetzungen zugelassen. |
In
Deutschland ist die Lyse Therapie ebenfalls zugelassen. Sie sollte aber nur in dafür
eingerichteten Zentren unter strenger Beachtung der Indikationen durchgeführt werden. Laut Zulassung gelten folgende
Indikationen und Voraussetzungen:
(Quelle: Schlaganfall-Leitlinie
Sachsen)
- Die Therapie darf nur innerhalb von
3 Stunden nach Beginn der Symptome eines Schlaganfalls eingeleitet werden, nachdem zuvor
eine intracranielle Blutung durch geeignete bildgebende Verfahren wie Computertomographie
(CT) des Schädels ausgeschlossen wurde.
- Die Therapie darf nur unter Hinzuziehung eines in der
neurologischen Intensivmedizin erfahrenen Arztes erfolgen.
- Die Therapie des akuten ischämischen Schlaganfalls mit
r-tPA darf nur auf Intensivstationen oder auf entsprechend ausgestatteten "Stroke
Units" erfolgen, welche weiterhin durch die folgenden Merkmale gekennzeichnet sind:
- Die Möglichkeit zur Durchführung eines
craniellen CTs muß 24h am Tag bestehen.
- Der als verantwortlich befundene Radiologe muß
in der Auswertung von CCTs in der Frühphase des ischämischen Insults nachweislich
qualifiziert sein.
- Es muß eine interdisziplinäre Zusammenarbeit
mit einem nahegelegenen neurochirurgischen Zentrum etabliert sein.
|
Vor
der Lyse Therapie muß ein CT durchgeführt werden. |
Vor
dem Einsatz der Lyse Therapie muß mit einer Computertomographie unbedingt
sichergestellt sein, dass der Schlaganfall auf einen ischämischen
Insult (Minderdurchblutung) zurückzuführen ist. Bei einer Blutung darf die Lyse
Therapie auf keinen Fall eingesetzt werden! |
Einsatz
nur innerhalb der ersten drei Stunden. |
Gerade
beim Einsatz der Lyse Therapie spielt der Zeitfaktor eine
wichtige Rolle. Die Lyse muß innerhalb von drei Stunden nach Auftreten der ersten
Symptome beginnen. In dieser Zeit muß der Betroffene nicht nur in eine Stroke unit
gebracht werden, das Notfall CT zur
Sicherung der Diagnose muß auch innerhalb dieser Zeitspanne liegen. Nur, wenn die Zeit
sicher angegeben werden kann, kann die Lyse eingesetzt werden. Deshalb ist es besonders
wichtig, dass schon bei geringen Anzeichen für einen
Schlaganfall, sofort gehandelt wird. |
Einsatz
nur in Stroke units. |
Die
Lyse Therapie wird nur in speziell dafür ausgerüsteten Zentren, den Stroke units,
angewandt. In den Stroke units steht ein Team speziell ausgebildeter Spezialisten rund um
die Uhr zur Verfügung. |
|
Top
Kontraindikationen
|
Es
gibt viele Situationen, bei denen die Anwendung der Lyse Therapie eine Gefahr für den
Betroffenen bedeuten würde. |
Die
Lyse Therapie ist ein komplexer Vorgang, der auch mit Risiken verbunden ist. Insbesondere
das Auftreten von Blutungen ist eine Gefahr, die einen Schlaganfall noch erheblich
verschlechtern kann. Bei den folgenden Situationen darf eine Lyse Therapie nicht angewandt
werden:
- Wenn der Betroffene eine Allergie
gegen einen Bestandteil des Arzneimittel hat.
- Das Auftreten erster Symptome liegt länger als drei
Stunden zurück, oder kann nicht eindeutig angegeben werden.
- Der Schlaganfall ist auf eine Blutung zurückzuführen.
- Der Blutzucker
liegt unter 50 mg/dl oder über 400 mg/dl.
- Der Blutdruck
übersteigt 185 mmHg systolisch oder 110
mmHg diastolisch.
- Innerhalb der letzten drei Monate hatte der Betroffene
schon einmal einen Schlaganfall.
- Innerhalb der letzten drei Wochen hatte der Betroffene
schon einmal eine Hirnblutung oder einen Herzinfarkt.
- Innerhalb der letzten drei Wochen wurde der Betroffene
operiert.
- Es besteht, aus unterschiedlichen Gründen, die Gefahr von
Blutungen, z. B. wenn der Betroffene blutgerinnende Medikamente einnimmt.
Top |
| |
|