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Zöliakie

Zöliakie

Inhaltsübersicht:
Beschwerden
Formen der Zöliakie
Ursachen und Folgen der Erkrankung
Therapie

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Beschwerden

Synonyme

Zöliakie ist eine Darmerkrankung. Sie wird synonym auch bezeichnet als:
  • glutensensitive oder gluteninduzierte Enteropathie
  • intestinaler Infantilismus
  • bei Erwachsenen auch nichttropische oder einheimische Sprue
  • Glutenunverträglichkeit
  • Heubner-Herter-Krankheit

 

Erkrankungsgipfel

Zöliakie tritt häufig erstmals im Kindesalter auf. Meistens wird die Erkrankung bei Kindern zu der Zeit entdeckt, wenn die Ernährung von Milch auf getreidehaltige Nahrung umgestellt wird. Das ist zwischen dem sechsten und zwölften Monat der Fall. Neben der Häufung der Zöliakie bei Kleinkindern gibt es eine auch eine Häufung der Erkrankung im mittleren Lebensalter (30 - 40 Jahre) und im Alter über 60. Die Zöliakie kann allerdings in jedem Lebensalter erstmalig auftreten bzw. festgestellt werden.

 

Symptome bei Kindern

Bei Kinder zeigen sich folgende Symptome:
  • Sie entwickeln sich nicht altersgemäß
  • Blasse Gesichtsfarbe
  • Übelriechender, gelblicher und großer Stuhl
  • Blähungen
  • Aufgeblähter Bauch
  • Blutarmut
  • Zurückbleibendes Wachstum

Weitere Infos zu Zöliakie bei Kindern finden Sie hier.

 

Symptome bei Erwachsenen

Bei Erkrankung im Erwachsenenalter zeigen sich häufig lange Zeit keine Beschwerden. Dann bildet sich allmählich ein Symptombild, das dem bei Kindern gleicht:
  • Blutarmut (Eisenmangelanämie): Durch die verminderte Aufnahme von Eisen aus dem Darm kommt es zu einer gestörten Hämoglobinbildung. Es steht nicht mehr genug sauerstofftransportierendes Blut zur Verfügung. Ein weiterer Faktor für die Blutarmut ist die erhöhte Neigung zu Blutungen. Sie kommt dadurch zustande, dass zu wenig Vitamin K aus dem Darm resorbiert (aufgenommen) wird. Vitamin K spielt eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung. Fehlt dieses Vitamin, ist die Gerinnung vermindert.
  • Knochenschmerzen: Sie entstehen durch den erheblichen Verlust an Mineralien aufgrund der Durchfälle. Zusätzlich zu den Schmerzen ist das Risiko von Knochenbrüchen erhöht.
  • Hauterkrankungen: Bei 60 Prozent der Betroffenen entzündet sich die Mundschleimhaut und es bilden sich Aphten. Aphten sind schmerzhafte, linsengroße Schleimhautveränderungen. Diese Erscheinung wird auch als "Stomatitis aphtosa" bezeichnet, woraus sich die Bezeichnung "Sprue" ableitet (holl. sprouw = Aphte). Besteht die Krankheit schon längere Zeit, verändert sich die Hautfarbe und Hautbeschaffenheit wegen des Mangels an Vitamin B. Sie wird dunkler aufgrund stärkerer Pigmentierung und neigt zur Austrocknung. Zusätzlich kann es zu Hauteinrissen (Rhagaden) in den Mundwinkeln kommen.
  • Ödeme: Wegen der gestörten Eiweißverdauung lagert sich vermehrt Wasser im Gewebe ab.
  • Kribbeln, Gewichtsverlust, übelriechende Durchfälle
  • geblähter Bauch: Der Bauch wölbt sich zu den Seiten hin aus bei ansonsten dünner Bauchdecke. Wegen dieses Aussehens wird er auch als "Froschbauch" bezeichnet.
  • Fett im Stuhl

 

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Formen der Zöliakie

 

Die Zöliakie gehört zu den häufigsten Gründen für eine gestörte Nahrungsaufnahme oder Malabsorption. Als Malabsorption wird genauer die Aufnahme von Nährstoffen und Vitaminen aus dem Darm bezeichnet. Das Beschwerdebild der Zöliakie ist vergleichbar mit den Symptombildern der meisten Enzymdefekte des Dünndarms.

 

Frauen sind häufiger betroffen, als Männer

In etwa 70 Prozent der Fälle sind Frauen von der Zöliakie betroffen. Wenn nicht schon im Kindesalter, so kommt es meistens in den mittleren Lebensjahren zu einem Ausbruch der bis dahin latent vorhandenen Krankheit. Oft erinnern sich die Betroffenen, wenn sie mit dem Krankheitsbild konfrontiert werden, dass in der Kindheit schon eine gewisse Neigung zu Durchfällen bestanden hat. Häufig zeigen sich lange keine Beschwerden. Auch nachdem die ersten Symptome aufgetreten sind, kann es zwischenzeitlich zu längeren Ruhephasen kommen. Diese können bis zu mehreren Monaten andauern. Solche Remissionen sind jedoch trügerisch, da sie keine Genesung mit sich bringen.

 

Tropische Sprue

Neben der Zöliakie (synonym auch einheimische Sprue genannt)  gibt es auch das Krankheitsbild der tropischen Sprue. Dies ist eine Erkrankung des Dünndarms, die in ihren Beschwerden der einheimischen Sprue gleicht. Im Gegensatz zu dieser besteht hierbei aber keine Unverträglichkeit gegen Gluten (vgl. Ursachen). Betroffen sind Menschen in Indien, Südostasien, Süd- und Westafrika und in der Karibik. Auffallend ist, dass Kinder fast gar nicht an der tropischen Sprue erkranken.

 

Die Ursache ist noch unbekannt

Aber nicht nur die Einheimischen, sondern auch Urlauber können von dieser Krankheit befallen werden. Es kann manchmal Wochen bis zu einigen Jahren dauern, bis erste Beschwerden auftreten. Die genaue Ursache für die Schädigung der Dünndarmschleimhaut ist weitgehend unbekannt. Sicher ist aber, dass ein Mangel an Vitaminen, besonders an Folsäure und Vitamin B 12, sowie Infektionen mit Pilzen, Bakterien oder Viren mitverantwortlich sind. Eine Therapie mit Folsäure, Vitamin B 12 und Antibiotika (Tetrazykline) ist deshalb hier sinnvoll.

 

Sonderform "kollagene Sprue"

Eine seltene Sonderform der Zöliakie ist die "kollagene Sprue". In etwa 6 Prozent der Fälle von einheimischer Sprue kann sich nach längerer Zeit als Spätform die kollagene Variante entwickeln. Die Membran der Darmwand verdickt sich dabei und es lagert sich zusätzlich Kollagen ab. Auf eine glutenfreie Ernährung spricht diese Erkrankung nicht an.

 

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Ursachen und Folgen der Erkrankung

Gluten wird nicht vertragen

Die Ursache der Zöliakie ist eine Überempfindlichkeit gegen Gluten (Klebereiweiß). Gluten ist in Weizen, Roggen und Dinkel enthalten. In geringeren Mengen findet es sich auch in Gerste, Hafer, Grünkern, Einkorn, Emmer, Kamut und Urkorn, wobei Hafer als glutenhaltig in einigen Ländern umstritten ist.

 

Das Immunsystem greift die eigenen Darmzellen an

Die Überempfindlichkeit gegen Gluten beruht meistens auf einem Zusammenspiel zwischen genetischer Vorbelastung und einer immunologischen Reaktion. Bei den Betroffenen bildet sich vielfach auf der Darmzelloberfläche ein Eiweißstoff aus, der dem Gluten als Rezeptor dient. Heftet sich das Gluten nun an diesen Rezeptor wird das Immunsystem aktiviert. Es "denkt" dann fälschlicherweise, dass es sich bei dem Gluten um einen schädlichen Eindringling, ein Antigen, handelt. Es werden nun vermehrt Antikörper gebildet, die das vermeintliche Antigen beseitigen sollen. Was im Normalfall wichtig und lebensnotwendig ist, sorgt hier für die Schädigung der Darmzellen, an denen sich das Gluten angeheftet hat. Die gebildeten Antikörper richten sich damit gegen körpereigene Zellen. Folglich wird die Darmschleimhaut erheblich geschädigt. Die Schäden machen sich vor allem im Dünndarm bemerkbar, da hier das Gluten verdaut wird. Als Folge davon bildet sich die Darmschleimhaut zurück. Es können nicht mehr so viele Nahrungsbestandteile resorbiert werden.

 

Die Aufnahme von Nährstoffen wird behindert

Der Dünndarm ist Keimen besiedelt. Beim gesunden Menschen ist die Anzahl der dort befindlichen Bakterien jedoch sehr gering, anders als im Dickdarm. Im Falle einer Dünndarmerkrankung wie der Sprue erhöht sich der Zahl dieser Darmbewohner jedoch. Ihr sonst nützlicher Effekt kehrt sich nun ins Gegenteil. Sie stören die Resorption (Aufnahme) von Nahrungsbestandteilen.

 

Langzeitfolgen

Bei Kindern kann sich langfristig eine Eisenmangelanämie und bei Erwachsenen eine Folsäureanämie herausbilden. Auch Osteoporose kann eine Folge der Sprue sein.

 

Psychische Belastungen

Gehäuft tritt die Zöliakie auch im Zusammenhang mit anderen Autoimmunkrankheiten auf, z. B. mit Diabetes mellitus Typ I, Hashimoto Thyreoiditis, oder Dermatitis herpetiformis Duhring. Zöliakie ist eine lebenslang bestehende Erkrankung. Das bedeutet für die Betroffenen eine enorme Belastung. Daher kann es im Laufe der Zeit immer wieder zu Phasen depressiver Verstimmungen kommen. Diese sollten fachgerecht behandelt werden.

 

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Therapie

Glutenfreie Ernährung

Die einzige Möglichkeit besteht in einer glutenfreien Ernährung. Sie führt nach mehreren Monaten häufig zum Abklingen der Schleimhautschädigungen.

 

Ein vorübergehender Verzicht auf Milchprodukte fördert die Genesung der Darmschleimhaut

Zum vollständigen Krankheitsbild der Sprue gehört fast immer ein Laktasemangel. Aus diesem Grund ist es besser, am Anfang der glutenfreien Diät auch auf Milchprodukte wie z.B. Käse, Quark und Yoghurt zu verzichten. Haben sich nach einiger Zeit die Darmzotten wieder aufgebaut, werden Milchprodukte auch wieder gut vertragen. Der Verzicht ist meistens nur von kurzer Dauer. Gluten muss dagegen für immer gemieden werden. Mittlerweile hat sich die Industrie aber auf den Bedarf eingestellt. In Reformhäusern werden eine Vielzahl glutenfreier Produkte angeboten.

 

Die glutenfreie Ernährung sollte auch eingehalten werden, wenn Sie keine Beschwerden haben, da sonst schwerwiegende Spätfolgen eintreten können.

 

Es können Antibiotika erforderlich sein

Aber nicht immer ist eine glutenfreie Ernährung alleine ausreichend. Hat sich zusätzlich die Keimbesiedelung im Dünndarm aufgrund der Erkrankung deutlich erhöht, sind weitere Maßnahmen nötig. Eine vorübergehende, begleitende Therapie mit Antibiotika ist in diesem Fall wichtig, um das normale Keimmilieu wieder herzustellen.

 

Kontrollen sind wichtig

Bei Menschen mit Sprue ist das Risiko einer bösartigen Geschwürbildung im Darm erhöht. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sollten deswegen möglichst nicht versäumt werden.

 

Betroffene können bei der "Deutschen Zöliakie - Gesellschaft e.V." (DZG) viele aktuelle und nützliche Informationen erhalten. Dort werden u.a. Diättipps und Bezugsquellen für glutenfreie Produkte angeboten.

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