Definition
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Unter einem benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel versteht
man eine Schwindelsymptomatik, die
- gutartiger Natur (benigne) ist (sie verschwindet schnell wieder),
- anfallsweise (paroxysmal) auftritt und
- von der Lage des Kopfes abhängt.
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Frauen häufiger betroffen
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Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel ist eine sehr häufige
Ursache von Schwindelattacken. Frauen sind etwa doppelt so stark von dieser
Schwindelform betroffen wie Männer. |
Ursachen
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Erkrankungen, die einen benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel
zur Folge haben können, sind:
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Steinchen in den Bogengängen
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Es wird angenommen, dass diese Schwindelform dadurch bedingt
sind, dass kleinste Partikelchen frei in der Flüssigkeit der Bogengänge
(vgl. "Wie entsteht Schwindel?") schwimmen. Meist handelt es sich dabei
um Otolithen, welche sich aus ihrer ursprünglichen Position entfernt haben.
Otolithen sind kleinste Steinchen und befinden sich normalerweise an zwei
bestimmten Stellen des Vestibularapparats, den Maculae, wo sie für die
Feststellung der Kopfposition im Raum verantwortlich sind. Wenn sie sich aus
ihrer eigentlichen Position entfernen und in die Flüssigkeit der Bogengänge
gelangen, können sie die am Boden befindlichen Sinneszellen, die ebenfalls in die Flüssigkeit der Bogengänge ragen,
irritieren und so Schwindelgefühle auslösen. |
Beschwerden
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Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel äußert sich in Form
plötzlich einsetzender, etwa eine Minute lang andauernder Drehschwindelattacken.
die Betroffenen haben während der Schwindelattacken den Eindruck, sich auf
einem sich drehenden Karussell zu befinden. Meist sind die Schwindelattacken
durch bestimmte Kopfpositionen auslösbar. In diesen Positionen werden die
Sinneszellen in den Bogengängen durch die aus ihrer Ursprungsposition
abgewanderten Otolithen besonders stark irritiert. Begleitend kann es zum
Auftreten von Übelkeit kommen. Nach einer Ruhephase können die Schwindelattacken
besonders heftig sein. Es ist sogar möglich, dass ein Betroffener nachts aus dem
Schlaf erwacht, weil sich durch eine ungünstige Lagerung des Kopfes eine
Schwindelattacke ereignet. |
Diagnostik
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Die Verdachtsdiagnose eines benignen paroxysmalen
Lagerungsschwindels ergibt sich aus der Schilderung der typischen Beschwerden
durch den Patienten. Erhärtet wird diese Verdachtsdiagnose durch das sogenannte
Hallpike-Manöver. Dabei wird der Patient aus einer sitzenden Position durch den
Untersucher rasch in Rückenlage gebracht, wobei der Kopf über das Ende der
Untersuchungsliege hinausragt und etwas nach unten hängt. Beim erneuten
Aufrichten des Patienten in eine sitzende Position kommt es zu einem typischen
Augenzucken (Nystagmus vgl. "Akuter einseitiger Vestibularisausfall")
in die Richtung der Bewegung. |
Hallpike-Manöver
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Mit dem Hallpike-Manöver lässt sich ein benigner paroxysmaler
Lagerungsschwindel nicht nur diagnostizieren, sondern man kann zudem
feststellen, welche Seite betroffen ist: Bei Durchführung des Hallpike-Manövers
mit jeweils nach recht und nach links geneigtem Kopf ist der Nystagmus bei einer
der beiden Positionen in der Regel stärker ausgeprägt - das Vestibularorgan des
dann nach unten zeigenden Ohres ist betroffen. |
Therapie
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Eine ursächliche Therapie, also eine Entfernung der störenden
schwimmenden Otolithen aus der Flüssigkeit der Bogengänge, ist nicht möglich.
Die Behandlung besteht in einer krankengymnastisch angeleiteten
Bewegungstherapie. In sehr seltenen Fällen mit ausgeprägten
Schwindelbeschwerden, die den Patienten äußerst stark belasten, kann der Nerv
durchtrennt werden, welcher die Signale der Sinneszellen der Bogengänge an das
Gehirn weiterleitet, wo der eigentliche Eindruck eines Schwindelgefühls erst
entsteht. |