|
Tumorschmerzsyndrome: Therapiebedingte Schmerzen
|
|
Therapiebedingte Tumorschmerzen haben ihre Ursache in den verschiedenen
Behandlungsformen zur Krebsbekämpfung, beispielsweise
- Bestrahlungen
- Chemotherapien mit den unterschiedlichsten Medikamenten (sogenannte
Zytostatika, welche die Vermehrung der Tumorzellen hemmen)
- weitere medikamentöse Behandlungen mit unterschiedlichen Wirkstoffen
wie
- Hormone zur Wachstumshemmung bei hormonempfindlichen Tumoren
wie dem Brustkrebs
- Substanzen zur Behandlung tumor- oder therapiebedingter Beschwerden
(unter anderem Serotoninantagonisten zur Linderung von Übelkeit und
Erbrechen, die als Folge einer Chemotherapie auftreten können)
- Operationen
|
Bestrahlungen als Schmerzursache
|
Bestrahlungen können sowohl akut, das heißt während oder unmittelbar nach
einer Strahlenbehandlung, als auch chronisch zu Schmerzen führen. Die akuten
Schmerzen dauern in der Regel einige Tage bis einige Wochen an und lassen sich
symptomatisch behandeln (beispielsweise durch Gabe von Schmerzmedikamenten).
Akute Schmerzen als Folge einer Schleimhautentzündung kann man bereits
vorbeugend vermeiden, indem vor Beginn der Strahlentherapie prophylaktisch
infektionshemmende Medikamente zum Einsatz kommen. Bei dennoch auftretenden
Schleimhautentzündungen ist die lokale Anwendung von Schmerzmitteln hilfreich.
Chronische Schmerzen hingegen machen sich unter Umständen erst Jahre nach
Beendigung der Strahlentherapie bemerkbar. Sie sind mitunter nur sehr schwer zu
behandeln.
|
Chemotherapien und Hormonbehandlungen als Schmerzursache
|
Bei Chemotherapien und Hormonbehandlungen können die dabei
eingesetzten Medikamente als Nebenwirkung Schmerzen auslösen. Dabei lässt sich
vorab nicht abschätzen, mit welcher Wahrscheinlichkeit es zu therapiebedingten
Schmerzen kommt. Auch die Intensität derartiger Schmerzen ist nicht
vorhersehbar. Den Zytostatika (Chemotherapie) ist gemeinsam, dass sie bei hoher Dosierung
schmerzhafte Schleimhautentzündungen auslösen können. Diese werden vorbeugend
durch die prophylaktische Gabe von Allopurinol behandelt.
|
Beispiele therapiebedingte Schmerzen durch Chemo- und Hormontherapie und
ihre Behandlung
|
Im Folgenden sind weitere Beispiele für therapiebedingte Schmerzen als
Nebenwirkung einer Chemotherapie oder einer Hormonbehandlung aufgeführt:
- Kopfschmerzen als Folge einer Behandlung mit Vinblastin
(Zytostatikum), Gestagenen (Hormone) oder Serotoninantagonisten
- symptomatische Behandlung mit Kopfschmerzmedikamenten
- schmerzhafte Entzündung der Augenbindehaut (Konjunktivitis) durch die
Gabe der Zytostatika Flourouracil und Cytarabin
- Therapie durch die lokale Gabe von Kortisonpräparaten direkt auf die
Augenbindehäute
- Durchblutungsstörungen des Herzmuskels (was sich in Form einer
schmerzhaften Brustenge wie bei der
Angina pectoris oder beim
Herzinfarkt äußert) als Folge einer Behandlung mit Flourouracil
(Zytostatikum), Taxanen (Zytostatika, die unter anderem zur Behandlung
von Brustkrebs eingesetzt werden) oder Interferon (sogenanntes
Gewebehormon mit Wirkung gegen Tumorzellen)
- Linderung durch Gabe von Nitraten, welche eine Erweiterung der
Herzkranzgefäße bewirken und damit die Durchblutung des Herzmuskels
verbessern
- schmerzhafte Thrombosen oder
Embolien (Verschluss von Arterien durch
einen Blutpfropf) als Nebenwirkung einer Therapie mit dem Zytostatikum Cyclophosphamid
- Behandlung wie bei Thrombosen oder Embolien aus anderer
Ursache
- Darmlähmung (Ileus) als Folge einer Therapie mit Vincaalkaloiden (Zytostatika), was wiederum starke Bauchschmerzen nach
sich ziehen kann
- Behandlung durch Abführmittel und Medikamente zur Förderung der
Darmbewegungen
- schmerzhafte Nervenschädigung (Neuropathie) als Folge einer
Behandlung mit verschiedenen Zytostatika (Vincaalkaloide, Arabinosid,
Platin, Taxane, Etroposid)
- vorbeugende Therapie durch die prophylaktische Gabe von Pyridoxin
Die Schmerzen als Nebenwirkung einer Chemo- oder Hormontherapie lassen in
aller Regel nach einigen Tagen bis Wochen nach. Eine Ausnahme ist die
schmerzhafte Nervenschädigung, welche als Nebenwirkung der Vincaalkaloide auftritt.
|
Operationen als Schmerzursache
|
Bei Operationen kann es sowohl zu akuten als auch zu chronischen
Schmerzen kommen. Akute Schmerzen sind meist mit Wundschmerzen gleichzusetzen
und klingen in der Regel rasch wieder ab. Hier sind symptomatisch wirkende
Schmerzmittel hilfreich (Link "Medikamentöse Tumorschmerztherapie"). Chronische
Schmerzen können sich in Form langfristiger Operationsfolgen entwickeln,
beispielsweise Phantomschmerzen nach einer Amputation oder Bauchschmerzen als
Folge von Verwachsungen im Bauchraum. Die jeweilige Schmerztherapie orientiert
sich an der Schmerzursache. Bei Verwachsungen ist unter Umständen eine
Nachoperation sinnvoll. Ansonsten stehen auch hier die verschiedensten
Schmerzmedikamente für eine symptomatische Schmerztherapie zur Verfügung.
|
Diagnostik und Behandlung bei therapiebedingten Schmerzen
|
Die diagnostische Feststellung therapiebedingter Schmerzen ist nicht
kompliziert. Häufig ist der Zusammenhang zwischen einer bestimmten Behandlung
und den in der Folge auftretenden Schmerzen offensichtlich. Aber auch bei länger
zurückliegenden Tumortherapien sollte an einen entsprechenden Zusammenhang
gedacht werden, wenn sich bei einem Krebspatienten nicht genau einzuordnende
Schmerzen entwickeln (beispielsweise in Form chronischer Schmerzen nach einer
bereits mehrere Jahre zurückliegenden Strahlentherapie). Häufig ist das Auftreten von Schmerzen durch bestimmte Tumortherapien schon
vorab zu erwarten und es wird bereits vorbeugend eine entsprechende Behandlung
eingeleitet (unter anderem bei Schleimhautentzündungen und Nervenschädigungen).
Ansonsten besteht die Diagnostik bei therapiebedingten Tumorschmerzen in einem
genauen Erfragen der bisherigen Medikamente und der sonstigen Therapien sowie in
einer sorgfältigen körperlichen Untersuchung (um keine anderen möglichen
Schmerzursachen zu übersehen). Am besten lassen sich die verwendeten Medikamente
und andere Therapien wie beispielsweise Bestrahlungen durch eine sorgfältige
Durchsicht der Krankenakte erfassen. Häufig ist eine symptomatische Therapie
ausreichend, beispielsweise durch die Verwendung jeweils passender
Schmerzmedikamente.
|
|
|