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Pflanzliche Therapie bei Harnwegsinfektionen

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Stellenwert der Phytotherapie

Mehr zu Arzneimittel finden Sie bei MedizInfo®Arzneimittel

Phytopharmaka mit ihren  pflanzlichen Bestandteilen sind Arzneimittel im Sinne des Arzneimittelgesetzes sind. Sie unterliegen den gleichen Bestimmungen, wie synthetische Arzneimittel. Mehr dazu können Sie hier nachlesen.

 

Pflanzliche Arzneimittel sind sehr wirkungsvoll

Pflanzliche Arzneimittel haben einen hohen Stellenwert bei der Therapie von Harnwegsinfektionen. Sie können aber nur bei bestimmten Erkrankungsformen als alleinige Therapie angewandt werden. Dazu gehören isoliert auftretende Bakterienbeimengungen im Urin, die keine Beschwerden machen. Diese asymptomatischen Bakteriurien werden oft nur zufällig entdeckt.

 

  Auch zur Behandlung von unkomplizierten Blasenentzündungen haben sich pflanzliche Arzneimittel wie zum Beispiel die Senföle aus Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel bewährt (vgl. Pflanzliche Arzneimittel).

 

Monotherapie mit pflanzlichen Medikamenten

Des weiteren können Phytopharmaka als alleinige Therapie eingesetzt werden bei der "Honeymoon-Zystitis" (Harnwegsinfektion bei sexuell sehr aktiven Frauen), kurzfristigem Blasenkatarrh und zur Nachbehandlung und Rückfallvorbeugung nach dem Absetzen einer Antibiotika- oder Chemotherapie.

 

Bei komplizierten Infektionen können pflanzliche Medikamente nur zusätzlich angewandt werden

In allen anderen Fällen, insbesondere bei komplizierten und schweren Harnwegsinfektionen, werden pflanzliche Arzneimittel zusätzlich zu einer Antibiotikatherapie eingesetzt. Empfehlenswert ist die Anwendung von Phytopharmaka noch für 4 Wochen nach dem Absetzen der Antibiotika, um eine Wiederauftreten der Infektion zu verhindern und ein vollständige Entfernung der Bakterien zu ermöglichen. Wichtig aber ist, dass pflanzliche Arzneimittel allein bei schwerwiegenden Erkrankungen kein Ersatz für eine Antibiotikatherapie sind. Insbesondere bei komplizierten Keimen wie Chlamydien, Gonokokken, Mykoplasmen, Proteus, Trichomonaden, Tuberkulosebakterien und Candida-Arten ist die antibakterielle Wirkung pflanzlicher Wirkstoffe nicht ausreichend. Eine Durchspülungstherapie mit harntreibenden pflanzlichen Wirkstoffen darf bei Ödemen, die aufgrund einer eingeschränkten Herz- oder Nierenfunktion auftreten, nicht angewandt werden.

 

Tees, Säfte und Fertigarzneimittel werden, entsprechend ihrer Funktion, in zwei große Gruppen eingeteilt: Aquaretika und Harnwegsdesinfizienzien.

 

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Aquaretika

Die Harnwege werden besser durchspült

Aquaretika sind pflanzliche Substanzen, die durch eine gesteigerte glomeruläre Filtration und/oder durch eine Zufuhr von Kaliumionen eine vermehrte Wasserausscheidung herbeiführen. Sie wirken auch desinfizierend und führen so zu einer Verminderung der Keimzahl. Anwendungsgebiete sind neben Harnwegsinfekten auch Reizblase, Urolithiasis und benigne Prostatahyperplasie. Bei entzündlichen Nierenerkrankungen, eingeschränkter Nierenfunktion und in der Schwangerschaft können einige Aquaretika nicht angewandt werden. Nebenwirkungen und Interaktionen mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt.

 

Quelle:
Buch dazu anzeigenLeitfaden Phytotherapie
Hier ein Überblick über Aquaretika:

 

Arzneidroge

Indikation

Bemerkungen

Birkenblätter
(Betulae folium)
Harnwegsinfektionen
Auf einen Mindestgehalt an 1,5 % Gesamtflavonoide sowie auf eine ausreichende Dosierung muss geachtet werden.
Brennnesselkraut/ -blätter
(Urticae herba/ -folium)
Harnwegsinfektionen
Urolithiasis
Frischpflanzenpresssaft wird innerhalb der Naturheilverfahren bevorzugt, da er den höchsten Gehalt an osmotisch wirksamen Mineralstoffen aufweist.
Gartenbohnenhülsen, samenfreie
(Phaseoli fructus sine semine)
Harnwegsinfektionen
Entgegen Berichten in Laienbüchern kein Antidiabetikum.
Goldrutenkraut
(Solidaginis herba)
Harnwegsinfektionen
Reizblase
Urolithiasis
Die "echte" Goldrute, Solidago virgaurea, ist die wirksamere und klinisch besser geprüfte Goldrutenart. Im Verkehr befindet sich auch das Riesengoldrutenkraut.
Hauhechelwurzel
(Ononidis radix)
Harnwegsinfektionen
Urolithiasis
Zubereitungen wirken nicht nur aquaretisch, sondern hemmen auch selektiv die 5-Lipoxygenase (ein Enzym, dass Entzündungsprozesse fördert).
Johannisbeerblätter, schwarze
(Ribis nigri folium)
Harnwegsinfektionen
Die Droge wurde von der Kommission E nicht bearbeitet, doch die Wirkung zeigte sich in experimentellen Studien und ist durch den hohen Flavonoidgehalt plausibel.
Liebstöckelwurzel
(Levistici radix)
Harnwegsinfektionen
Urolithiasis
Nicht anwenden bei akuten entzündlichen Erkrankungen des Nierenparenchyms sowie eingeschränkter Nierenfunktion.
Orthosiphonblätter
(Orthosiphonis folium)
Harnwegsinfektionen
Urolithiasis
Aus der asiatischen Volksmedizin in die europäische Phytotherapie übernommen. Syn. Javanischer oder Indischer Nierentee.
Petersilienkraut/ -wurzel
Petroselini herba/ -radix)
Harnwegsinfektionen
Nicht anwenden bei entzündlichen Nierenerkrankungen sowie während der Schwangerschaft.
Queckenwurzelstock
(Graminis rhizoma)
Harnwegsinfektionen
Weit verbreitetes und unerwünschtes Ackerunkraut. Eine jüngste klinische Studie bestätigt die Wirksamkeit, die aus der Erfahrungsheilkunde bekannt ist.
Schachtelhalmkraut
(Equiseti herba)
Harnwegsinfektionen
Urolithiasis
Auf Schachtelhalmverfälschungen wie Sumpfschachtelhalm ist zu achten.
Spargelwurzelstock
(Asparagi rhizoma)
Urolithiasis
Harntreibende Wirksamkeit von der Verwendung des Spargelgemüses bekannt.
Wacholderbeeren
(Juniperi fructus)
Harnwegsinfektionen
In der Volksmedizin sind Wacholderbeeren und das ätherische Wacholderbeeröl die Nummer Eins innerhalb der harntreibenden Phytopharmaka. Jedoch nicht bei entzündlichen Nierenerkrankungen verwenden.

 

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Harnwegsdesinfizienzien

Harnwegsdesinfizienzien sind pflanzliche Drogen, die eine antibakterielle Wirkung besitzen. Ihre Wirkung ist aber nicht vergleichbar mit chemisch-synthetischen Mittel oder Antibiotika und können die Therapie mit diesen Mitteln bei schweren Infektionen nicht ersetzen.

 

Bakterien werden abgetötet

Durch mikrobiologische Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Harnwegsdesinfizienzien eine bakteriostatische (Verhinderung der Keimvermehrung) und -   in hoher Dosierung - bakterizide (keimabtötend) Wirkung vor allem gegenüber E. coli und andere Escherichia-Arten besitzen. Außerdem wirken sie bei Proteus vulgaris, Pseudomonas aeruginosa und Staphylococcus aureus. Aus Anwendungsbeobachtungen und Erfahrungswerten weiß man, dass sich durch die Anwendung von Harnwegsdesinfizienzien keine Resistenzen entwickeln. Sie können deshalb immer wieder eingesetzt werden. Wichtig ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 Litern pro Tag zu achten. Nicht angewandt werden dürfen Harnwegsdesinfizienzien bei akuten, fiebrigen Harnwegsinfekten und bei akuter Prostatitis. Ansonsten können sie bei unkomplizierten Infekten (ohne Fieber) eine Möglichkeit sein, Antibiotika einzusparen.

 

Quelle:
Buch dazu anzeigenLeitfaden Phytotherapie
Hier ein Überblick über Harnwegsdesinfizienzien:

 

Arzneidroge

Indikation

Bemerkungen

Bärentraubenblätter
(Uvae ursi folium)
Harnwegsinfektionen
Eine Droge mit mind. 6 % Arbutin ist für eine ausreichende desinfizierende Wirksamkeit notwendig.
Bergenienblätter
(Bergeniae folium)
Harnwegsinfektionen
Die Droge wurde von der Kommission E nicht bearbeitet, eine Wirkung ist aber aufgrund des hohen Arbutingehalts von 12-20 % plausibel.
Birnenblätter
(Piri communis folium)
Harnwegsinfektionen
Die Droge erhielt keine positive Monographie der Kommission E. Eine Wirkung ist aber aufgrund des hohen Arbutingehalts von 2-5 % plausibel und aus der Volksmedizin bekannt.
Brunnenkressekraut
(Nasturitii herba)
Harnwegsinfektionen
Die Droge erhielt von der Kommission E für diese Indikation keine Monographie, eine Wirkung ist aber aufgrund der enthaltenen Senfölglykoside plausibel und aus der Erfahrungsheilkunde bekannt.
Buccoblätter
(Barosmae folium)
Harnwegsinfektionen
Die Droge erhielt aufgrund fehlender klinischer Studien keine positive Monographie der Kommission E, aufgrund ihrer schwach antibakteriellen Wirkung und des guten Geschmacks ist es aber sinnvoll, sie als Geschmackskorrigens in Blasen- und Nierentees zu verwenden.
Gewürzsumachwurzelrinde
(Rhios aromaticae radicis cortes)
Harnwegsinfektionen
Die Droge erhielt aufgrund fehlender klinischer Studien keine positive Monographie der Kommission E, aufgrund der enthaltenen Gallussäurederivate ist aber eine bakteriostatische und antiphlogistische Wirkung nicht nur plausibel, sondern auch experimentell nachgewiesen worden.
Kapuzinerkressekraut
(Tropaeoli maji herba)
Harnwegsinfektionen
Aufgrund der experimentell nachgewiesenen keimhemmenden Wirkung empfiehlt die Kommission E, diese Droge in Kombinations-Phytopharmaka zu verwenden.
Meerrettichwurzel
(Armoraciae rusticanae radix)
Harnwegsinfektionen
Therapeutisch wenig genutzt, aber aufgrund der Glucosinolate ist eine deutliche antibakterielle Wirksamkeit möglich.
Preiselbeerblätter
(Vitis idaeae folium)
Harnwegsinfektionen
Die Droge erhielt keine positive Monographie der Kommission E, die Wirkung ist aber aufgrund des hohen Arbutingehalts von 2-5 % plausibel.
Sandelholz, weißes
(Santali albi lignum)
Harnwegsinfektionen
Rotes Sandelholz besitzt eine Negativ-Monographie

 

 
 

Was ist die Kommission E?

Die Kommission E ist eine selbständige wissenschaftliche Kommission des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes (BGA), das heutige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). In den Jahren von 1980 bis 1994 bestand die Aufgabe der Kommission E darin, wissenschaftliches und erfahrungsheilkundliches Material zu erwünschten und unerwünschten Wirkungen pflanzlicher Drogen zusammenzutragen, auszuarbeiten und zu bewerten. Daraus entstanden die bis heute gültigen Monographien, die als Grundlage für die Neuzulassung und Nachzulassung pflanzlicher Arzneimittel gelten.

Die Mitglieder der Kommission E sind Sachverständige mit besonderen Kenntnissen der wissenschaftlichen und/oder praktischen Phytotherapie. Die Kommission ist interdisziplinär zusammengesetzt und enthält Experten für Toxikologie, experimentelle Pharmakologie, Biometrie, pharmazeutische Biologie sowie Ärzte und Heilpraktiker, die Phytopharmaka praktisch einsetzen. Die Mitglieder der Kommission E werden alle 3 Jahre neu berufen.

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