| |
|
Kurzinfo:
|
Stottern |
Symptome |
Klonisches
Stottern: Buchstaben, Silben oder ganze Wörter werden wiederholt. Tonisches Stottern:
Pausen und Dehnung von Silben, oft begleitet von Pressen oder verschiedenen Mitbewegungen
der Hände, des Kopfes etc. |
Therapie |
Sprachtherapie,
Psychotherapie, Hörgerät, stressfreie Atmosphäre. |
Vorbeugung |
Zeit
nehmen und Geduld haben, wenn Kinder überhastet etwas erzählen wollen. |
|
|
Inhaltsübersicht:
Differenzierung
Ursachen
Therapie |
|
Top
Differenzierung
|
Der
Fachmann unterscheidet klonisches und tonisches Stottern. |
Als
Stottern bezeichnet man die unangemessene Unterbrechung des Redeflusses. Es kann entweder
situationsabhängig oder nur bei bestimmten Worten oder Wendungen vorkommen. Man
unterscheidet dabei zwei Arten von Stottern:
- Klonisches Stottern: Dabei werden entweder Buchstaben,
Silben oder ganze Wörter wiederholt.
- Tonisches Stottern: Dabei es kommt zu Pausen und Dehnung
von Silben, die oft begleitet werden von Pressen oder verschiedenen Mitbewegungen der
Hände, des Kopfes etc.
|
Unflüssige
Sprache gehört zur normen Entwicklung. |
Dabei
ist wichtig zu wissen, dass altersgemäß bei jedem Kind Sprechunflüssigkeiten auftreten
können. Das ist ganz normal zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr. Es ist oft nicht ganz
leicht, zwischen "altersgemäßen Sprachunflüssigkeiten" und beginnendem
Stottern zu unterscheiden. Deshalb sollte Sie, wenn Ihr Kind sich nicht altersgemäß
entwickelt, einen Fachmann aufsuchen. Zur altersgemäße Sprachentwicklung finden Sie hier eine Übersicht. |
Quelle:
Sprachstörungen im Kindesalter |
In
der nachfolgenden Tabelle finden Sie eine Unterscheidung zwischen altersgemäßer
Sprechunflüssigkeit, beginnendem Stottern und chronischem Stottern. Die Tabelle ist aus
dem nebenstehenden Buch entnommen. |
Altersgemäße
Sprechunflüssigkeit |
Beginnendes
Stottern1 |
Chronisches Stottern3 |
Wiederholungen
+ von Satzteilen ("Und dann bin ich, und dann bin ich weggerannt")
+ von ganzen Wörtern ("Ich, ich, ich weiß nicht?")
+ selten von Silben ("Ei-Eisenbahn", "Ba-Banane") |
Wiederholungen
+ von Silben ("Ei-Ei-Ei-Eisenbahn", ggf. Schwa-Laut2:
"Be-Be-Be-Banane")
+ von Lauten (k-kein", T-T-Tür", "o-o-ohne") |
Wiederholungen
+ Silben (mit Schwa-Laut: "Be-Be-Be-Be-Banane")
+ Laute ("k-k-k-kein, "g-g-g-gar") Frequenz der Wiederholung
öfter als zweimal; Sprechtempoerhöhungen bei Wiederholungen |
Mitbewegungen
+ Bewegungen von Körperpartien, die nicht unmittelbar am Sprechen beteiligt
sind (Hände, Arme, Beine, ganzer Körper) |
Dehnungen
(Langziehen)
+ eines Lautes, kürzer als 1 Sekunde ("mmmein",
"aaaber") |
Dehnungen
+ eines Lautes, länger als 1 Sekunde ("mmmmmmein", "aaaaaaaber) |
Dehnungen
+ länger als 1 Sekunde
+ Anspannung im Mundbereich, Gesicht, Hals
+ mit Anstieg der Tonhöhe
+ mit Anstieg der Lautstärke |
Blickkontakt
gestört
+ abgewandt bei Symptom
+ allgemein abgewandt, unstet |
Stille
Pausen, Abbrüche, Neubeginn
+ Vor dem Satz wird gezögert und/ oder eine Äußerung wird abgebrochen
und eine Pause eingelegt, in der geeignete Wörter bzw. das richtige Sprachmuster gesucht
werden (sprachliche Planung): "Und dann, und dann, dann ist das, das ... Kaninchen
gekommen und hat, ... also, es ist mit den Füßen am, also am Gitter so hoch .... hat
sich so hochgestellt und die, die Karotte reingezogen, so mit den, den ... den
Zähnen." |
(Stille)
Pausen
+ vor oder im Satz
+ ggf. innerhalb eines Wortes
+ "Hängen bleiben" an einem Laut: Das Weitersprechen bzw. das Bilden des
nächsten Lautes gelingt nicht
+ ggf. Anzeichen von Verspannungen in der am Sprechen beteiligten Muskulatur (z.B.
Pressen der Lippen, Zucken der Augenlider) |
Pausen
("Hängen bleiben" an einem Laut) vor und im Wort
+ mit und ohne Ton/Stimme
+ immer verbunden mit Kraft und Anstrengung der am Sprechen beteiligten Muskulatur,
z.B. Zittern/Zucken der Lippen |
Starrheit
der Körperhaltung
+ erstarrte Mimik und Gestik; "Einfrieren" von Bewegungen im Moment
der Symptomproduktion (Fixierungen) |
|
|
Sprachliches
Vermeidungsverhalten
+ Ersetzen "schwieriger" Begriffe/Wörter durch gleichartige
(Synonyma)
+ Gebrauch von Flickwörtern ("na-ja". "also"), Floskeln und
stereotypen Redewendungen ("gewissermaßen!, "wollen wir mal sagen")
+ (ständiges) Umkonstruieren des Satzes (Aussage bleibt teilweise unverständlich)
+ Wortabbrüche, Verschlucken von Silben/Wörtern; Redeabbrüche, Schweigen
+ Zeichensprache (Zeigen statt Sprechen)
+ allgemeine "Sprechfaulheit", Redeunlust, Einsilbigkeit (Wortkargheit
kann Eindruck geistiger Undifferenziertheit vermitteln) |
Soziales
Vermeidungsverhalten
+ Kaschieren der Symptomatik (z.B. Kopf abwenden, Hand vor den Mund nehmen)
+ Vermeiden von Kommunikation und üblichen Sprechsituationen
+ andere für sich selbst sprechen lassen
+ Vermeiden von Kontaktsituationen, soziales Rückzugsverhalten |
|
|
Emotionale
Beeinträchtigung
+ Erwartungsangst, Misserfolgsvorwegnahme
+ Ärger- und Wutreaktionen, bezogen auf das eigene Stottern
+ Peinlichkeits- und Schamgefühle
+ Angst vor dem Stottern
+ allgemeine Sprechangst
+ Logophobie (spezifische Lautangst4) |
Störungsbewusstsein
+ Es liegen in der Regel ein ausgeprägtes Störungsbewusstsein und ein hoher Leidensdruck
vor. Es kann zu einer Selbstwertproblematik gekommen sein, die von sozialen Ängsten und
negativen Einstellungen sich selbst, anderen Menschen und dem Leben gegenüber geprägt
ist. |
1Störungsbewusstsein muss beim Kind nicht vorliegen.
2Schwa-Laut klingt wie das e" am Ende von
eine" und beinahe", gilt als Warnzeichen für den Beginn des
Stotterns. Die hier aufgeführten Merkmale chronischen Stotterns treten nicht immer
gemeinsam bei einer Person auf.
3Die hier aufgeführten Merkmale chronischen Stotterns treten
nicht immer gemeinsam bei einer Person auf.
4Bestimmte Buchstaben werden vom Betroffenen als extrem
schwierig erlebt, Wörter mit entsprechenden Anfangslauten als typische Stotterwörter
betrachtet. |
|
Top
Ursachen
|
Schuld
und Selbstvorwürfe führen zu nichts. |
Nicht
nur für das Stottern, sondern für alle Störungen der Sprache, des Sprechens und für
Stimmstörungen kommen immer mehrere Ursachen zusammen, die zu einer Störung führen. Ein
einziger konkreter Auslöser kann meistens nicht gefunden werden. Deshalb sind
Schuldzuweisungen und Selbstvorwürfe fehl am Platze. Wichtig ist es, genau hinzusehen:
Dabei kristallisieren sich vier Bereiche heraus, die bei Sprachstörungen Einfluss auf
eine Fehlentwicklung nehmen können: |
Organische
Ursachen |
Zu
ihnen gehören z. B. Fehlbildungen der Sprechwerkzeuge (Lippenspalten, Kieferspalten,
Gaumenspalten), Störungen des Hörens oder neurologische Störungen, die durch Unfälle
oder durch Geburtskomplikationen entstanden sein können (z. B. Röteln währen der Schwangerschaft) |
Erblich
bedingte Ursachen |
Verschiedene
vererbbare Erkrankungen können eine Sprachstörung mit sich bringen. Dazu gehören z. B.
bestimmte Fehlbildungen bzw. Fehlfunktionen der Mitochondrien oder Enzymdefekte. Auch
familiäre Sprachschwächen können sich vererben. Dann wird aber in der Regel nur die
Veranlagung vererbt. Ein Kind muss dann nicht unbedingt eine Sprachstörung entwickeln, es
kann aber bei diesem Kind eher auftreten, als bei anderen Kindern. |
Psychische
Ursachen |
Verschiedene
seelische Belastungen, denen ein Kind schon sehr früh ausgesetzt ist, können sich in
Störungen der Sprache und des Sprechens bemerkbar machen. Dazu gehören so
unterschiedliche Dinge wie Partnerschaftsprobleme der Eltern, wechselnde Erziehungsstile,
Krankenhausaufenthalte, Geschwisterrivalitäten oder Heimaufenthalte. Der psychische
Druck, den Kinder empfinden, weil sie an einer Sprachstörung leiden, kann außerdem die
Auffälligkeiten in der Sprache noch verstärken. |
Soziokulturelle
Ursachen |
Schon
in frühester Kindheit ist Sprache heute immer weniger Hauptkommunikationsmittel.
Fernsehen, Computerspiel und Videospiele nehmen einen Großteil der Aktivitäten ein.
Lesen, Vorlesen, sich unterhalten, Sprachspiele und Geschichten erfinden und erzählen
findet immer seltener statt. Mangelnde Übung und Anregung führen dazu, dass Kinder in
ihrer Sprachentwicklung weniger gefördert werden, als früher. Gleichzeitig sind die
gesellschaftlichen Normen und Anforderungen an die Sprache sehr hoch. Das kann dazu
führen, dass Kinder sehr schnell zu "Versagern" abgestempelt werden, auch wenn
sie nur etwas mehr Zeit benötigen. |
|
Top
Therapie
|
Bei
Hörstörungen muss ein Hörgerät angepasst werden. |
Die
Therapie des Stotterns richtet sich nach den vermeintlichen Gründen dafür und ist
vielseitig. Grundlage für richtiges Sprechen ist das Gehör. Deshalb wird bei den Vorsorgeuntersuchungen normalerweise immer auch die
Entwicklung des Gehörs und die altersgemäße
Entwicklung der Sprache überprüft. Liegt eine Hörstörung vor, so sollte so früh
wie möglich ein Hörgerät angepasst werden. |
Sprach-
und Psychotherapie. |
Bei
Stottern ist eine logopädische und/oder Psychotherapie erforderlich. Je früher damit
begonnen wird, desto besser gelingt es, die Fehlentwicklung zu beheben. Besonders
hilfreich ist der Besuch einer Sprachheilschule. Die Lehrer dort können gezielt auf die
Probleme der Kinder eingehen. In jedem Fall aber gehört die Therapie in fachkundige
Hände. |
Eine
entspannte und stressfreie Atmosphäre ist wichtig. |
Von
grundlegender Bedeutung ist eine entspannte und stressfreie Atmosphäre für das Kind. Es
sollte das Gefühl bekommen, Zeit zu haben, um sich mitzuteilen. Bewahren sie vor allem
Ruhe und zeigen Sie Geduld. Ebenso wichtig ist: Seien Sie ein Vorbild für Ihr Kind.
Sprechen Sie viel mit dem Kind und sehen Sie es dabei an. Bestehen Sie aber nicht auf
Wiederholungen und verbessern Sie Ihr Kind nicht andauernd. |
Fachkundige
Hilfe ist wichtig. |
Es
gibt vielfältige Tipps und Hilfestellungen, wie Eltern die Sprachentwicklung Ihres Kindes
fördern können. Deshalb ist es gut, wenn Eltern fachkundigen Rat suchen. So erhalten Sie
Hilfen, die spezielle auf die Bedürfnisse Ihres Kindes abgestimmt sind. Top |
| |
|