| |
|
Medizinische Problembereich im Alter
Verdauungsstörungen
|
|
Durch alterungsbedingte
Veränderungen an der Darmschleimhaut sind viele ältere Menschen von
Verdauungsstörungen verschiedenster Art betroffen. Die häufigsten Beschwerden sind Verstopfung, Durchfall und Stuhlinkontinenz (unwillkürlicher
Stuhlabgang). Verdauungsstörungen sind häufig ein Hinweis auf ursächliche Erkrankungen. |
|
Viele Menschen glauben, ein regelmäßiger täglicher Stuhlgang sei
notwendig. Funktioniert dass nicht, dann sprechen sie von Verstopfung. Im medizinischen
Sinne aber spricht man erst dann von Verstopfung, wenn nur geringe Mengen Stuhl abgesetzt
werden können (weniger als 35 Gramm) oder wenn seltener als 3-mal pro Woche Stuhlgang
möglich ist. |
Ältere Menschen leiden fünfmal häufiger unter Verstopfung.
|
Von einer Verstopfung sind Frauen etwa doppelt so häufig betroffen wie
Männer. Ältere Menschen leiden fünf mal häufiger an Verstopfung, als jüngere
Erwachsene. Dafür gibt es viele Gründe: falsche Ernährung, zu geringe
Flüssigkeitsaufnahme, Bewegungsmangel, schlechte Toilettengewohnheiten und die Einnahme
verschiedener Medikamente kommen in erhöhtem Alter häufiger vor. |
Die besonderen Lebensumstände im Alter können Ursachen einer
Verstopfung summieren.
|
Alleinstehende ältere Menschen, z. B. verwitwete Partner oder Singles,
haben oft wenig Interesse am Essen. Das führt nicht selten zu einem erhöhten Verbrauch
an fertigen Mahlzeiten. Fertigkost enthält häufig wenig Ballaststoffe und ist keine ausgewogene
Ernährung. Weiche, fertige Kost wird auch oft von Menschen bevorzugt, die keine Zähne
mehr haben. Bei geringem Interesse an Mahlzeiten wird häufig auch die
Flüssigkeitsaufnahme vernachlässigt. So können sich verschiedene mögliche Ursachen für eine Verstopfung
summieren. Nebenwirkungen von Medikamenten (unter anderem starke Schmerzmittel - so genannte Opioide oder Opiate,
z.B. Tramal oder Morphin, außerdem einige Medikamente gegen psychiatrische Erkrankungen
und Medikamente gegen Epilepsie)
oder einige Erkrankungen (unter anderem Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion, Depression). Auch Bewegungsarmut
und zu geringe Flüssigkeitsaufnahme tragen zur Entwicklung einer Verstopfung bei. |
Missbrauch von Abführmitteln entsteht oft wegen falscher Annahmen.
|
Bei älteren Menschen (aber nicht nur bei diesen) besteht in vielen
Fällen eine falsche Vorstellung über die notwendige Häufigkeit der Darmentleerung. Das
hat zur Folge, dass oft verfrüht Abführmittel
genommen werden. Der Missbrauch von Abführmitteln
kommt bei älteren Menschen häufiger vor, als bei jungen Erwachsenen. Da bei den meisten
herkömmlichen Abführmitteln ein dauerhafter Gebrauch zu Abhängigkeit führt, wirkt
dieses Verhalten einer natürlichen Darmentleerung entgegen. |
Medikamente nur, wenn andere Maßnahmen nicht helfen.
|
Als einfache, aber wirksame Maßnahmen gegen Verstopfung sind eine
ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mindestens 2 Liter täglich) sowie regelmäßige
Bewegung zu empfehlen. Weiterhin ist es hilfreich, mit der Nahrung viele Ballaststoffe
aufzunehmen (Vollkornprodukte, Obst, Gemüse). Ballaststoffe werden vom Körper nicht
aufgenommen, verbleiben im Darm, quellen dort auf, dehnen dadurch die Darmwand und regen
auf diese Weise die Darmtätigkeit an. Wenn diese einfachen Maßnahmen nicht ausreichen,
können Abführmittel eingenommen
werden. Es sollten nur vom Arzt verordnete Präparate und diese nur über einen kurzen
Zeitraum eingenommen werden. In schweren Fällen können Einläufe hilfreich sein. |
Akuter Durchfall kann lebensbedrohend sein.
|
Durchfall ist ein häufiges Problem bei älteren Menschen. Es ist immer
eine sehr ernst zu nehmendes Symptom, das vielfältige Ursachen haben kann, z. B. einfache
funktionelle Störungen im Magen-Darm-Bereich, die meistens harmlos sind, akute
bakterielle Infektionen oder chronische, immer wiederkehrende Durchfälle. Wegen des hohen
Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes kann, besonders bei akuten Durchfällen, in
Einzelfällen Lebensgefahr bestehen. Eine Krankenhauseinweisung kann erforderlich sein.
Nicht jeder dünne Stuhl ist gleich Durchfall. Im medizinischen Sinne spricht man erst
dann von Durchfall oder Diarrhö, wenn bei
einem Betroffenen mehr als drei mal am Tag "nicht geformte" bis wässrige
Stühle auftreten. Akute Durchfälle werden meistens durch eine bakterielle Infektion, z.
B. durch verdorbene Lebensmittel oder Reisedurchfall, hervorgerufen. Auch viele
Medikamente können akute Durchfälle auslösen. Deshalb muss bei jedem neu verordneten
Medikament auf diese Komplikation geachtet werden. Chronische Durchfälle werden durch
vielfältige Erkrankungen hervorgerufen und sind im Alter recht häufig. Zu den möglichen
Ursachen gehören funktionelle Störungen, Dickdarmerkrankungen, Krebs,
Dünndarmstörungen, Medikamente, Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und der Leber, Schilddrüsenüberfunktion,
Diabetes, Nahrungsmittelallergien und
Infektionen. |
Stuhlinkontinenz ist sehr unangenehm.
|
Die Stuhlinkontinenz stellt ein relativ weit verbreitetes Problem unter
älteren Menschen dar. So wurde festgestellt, dass in Pflegeheimen 20 - 30 Prozent der
dort betreuten Menschen an Stuhlinkontinenz leiden, wodurch die Lebensqualität in der
Regel erheblich eingeschränkt ist. Ursachen für eine mangelnde oder fehlende Kontrolle
über die Stuhlentleerung sind unter anderem chronische Verstopfung (Überdehnung des
Schließmuskels), Hirnschädigungen (Veränderung der Muskelspannung des Schließmuskels)
und eine alterungsbedingte Erschlaffung des Schließmuskels. So weit dies möglich ist,
sollte die der Stuhlinkontinenz zugrunde liegende Ursache behandelt werden, z.B. eine
chronische Verstopfung. Ein erschlaffter Schließmuskel kann durch gezieltes
Beckenbodentraining gestärkt werden. Ansonsten müssen Hilfsmittel, wie Windeln oder in
das Bett einzulegende Gummimatten, verwendet werden, um den Betroffenen den Umgang und das
Leben mit der Stuhlinkontinenz zu erleichtern.
|
| |
|