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Arteriosklerose
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Ursache
Chlamydieninfektion? |
Sind
Bakterien für die Arteriosklerose verantwortlich? |
In
den letzten Jahren sind eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen veröffentlicht
worden, die den Schluss nahe legen, die Entstehung der Arteriosklerose könnte auch
aufgrund einer chronischen Infektion mit dem Erreger Chlamydia pneumoniae zu erklären
sein. Dieser bakterienähnliche Erreger kann chronisch verlaufende Infektionen der
Atemwege verursachen. Erst 1995 wurde seine Beteiligung an arteriosklerotischen
Veränderungen der Herzkrankgefäße entdeckt. Diese Beteilung von Chlamydia pneumoniae an
der Arteriosklerose ist heute zweifelsfrei nachgewiesen. Ob der Erreger aber die
Hauptursache der Erkrankung ist, kann noch nicht gesagt werden. Er könnte genau so gut
nur ein Aspekt des klassischen Entstehungskonzeptes sein. |
Chlamydien
werden in der Lunge von Abwehrzellen aufgenommen. |
Es
gibt für die Beteiligung der Chlamydien an der Arteriosklerose ein Erklärungsmodell. Der
Erreger Chlamydia pneumoniae infiziert die Atemwege. Die Abwehrzellen des Immunsystems,
die Fresszellen, werden alarmiert und beginnen sozusagen routinemäßig die eingeatmeten
Fremdkörper entsorgen. Der Erreger Chlamydia pneumoniae wird in die Fresszelle
aufgenommen und "versteckt" sich dort. Er hat nämlich die Fähigkeit
entwickelt, in der Fresszelle zu überleben und sich zu vermehren. Gelangen diese
Abwehrzellen über den Blutkreislauf in das arterielle Gefäßsystem, so verursachen die
Chlamydien in den Gefäßwänden chronische Entzündungen, die zu den bekannten Einlagerungsprozessen von Fett und Eiweiß in die Gefäßwand führen.
Weil sich der Erreger in dieser Umgebung sehr gut vermehren kann, wird immer, wenn eine
Abwehrzelle wegen "Überladung" aufplatzt, erneut ein Schwall Erreger
freigesetzt. Dann werden jedes Mal wieder neue Abwehrzellen angelockt, die sich wieder mit
Chlamydien "vollfuttern". Das Aufplatzen bedeutet aber auch, dass sich die
Verkrustungen von der Gefäßwand lösen. Sie können dann über den Blutfluss
weitergetragen werden und an einer anderen Stellen einen Gefäßverschluss hervorrufen. |
Viele
Forschungsergebnisse sprechen für die Theorie. |
Für
diese Theorie sprechen einige Fakten, die ansonsten schwer einzuordnen wären:
- Es wurde ein Zusammenhang zwischen der koronaren Herzkrankheit und anderen arteriosklerotisch
bedingten Erkrankungen und dem Vorhandensein von Antikörpern gegen Chlamydia pneumoniae
festgestellt.
- Mit verschiedenen Techniken wurde der Erreger Chlamydia
pneumoniae in arteriosklerotischen Plaques nachgewiesen.
- Drei verschiedene Studien haben eine erfolgreiche
antibiotische Therapie (Makrolid-Antibiotika) bei koronarer
Herzkrankheit nachgewiesen.
- Es konnte eine Infizierung der Zielzellen (Makrophagen, Muskelzellen, Endothelien) durch Chlamydia pneumoniae nachgewiesen werden.
- Im Tierversuch konnte eine Erkrankung durch die Injektion
von Chlamydia pneumoniae künstlich hervorgerufen werden.
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Bisher
unerklärliche Phänomene werden erklärbar. |
Die
Bedeutung einer Infektion mit Chlamydia pneumoniae für die Entstehung von Arteriosklerose
wird durch einige, bisher schwer erklärbare Phänomene gestützt:
- Der bisher unerklärliche Rückgang der Arteriosklerose
seit 1965 würde sich mit der seit dem sich durchsetzenden Antibiotikatherapie bei
bakteriellen Erkrankungen erklären lassen.
- Die niedrigere Herzinfarktrate in Frankreich, die bisher
als Effekt des Rotweins gedeutet wurde, erklärt sich durch den dort höheren
Antibiotikakonsum.
- Die bei einem Herzinfarkt auftretenden Entzündungszeichen
werden als Zeichen für eine chronische Infektion erklärbar.
- Die Häufung von Herzinfarkten
beim männlichen Geschlecht stünde in Verbindung mit der Häufung bakterieller
Infektionen bei Männern.
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Es
gibt auch Widersprüche. |
Allerdings
lassen sich auch Argumente gegen die Infektionstheorie finden. In den Entwicklungsländer
zum Beispiel ist die Arteriosklerose sehr selten, obwohl gerade dort der Erreger Chlamydia
pneumoniae besonders häufig vorkommt. Ein Grund für diesen scheinbaren Widerspruch
könnte sein, dass es unter primitiven hygienischen Bedingungen schon in der Kindheit zu
einer ersten Infektion mit Chlamydia pneumoniae kommt, die allerdings den Verdauungstrakt
betrifft. Dann bildet sich bei diesen Kindern schon eine teilweise Immunität gegen den
Erreger. In den Industrieländern kommt es häufig erst im späteren Kindesalter bis hin
zum frühen Erwachsenenalter zu einer Infektion, die dann die Atemwege betrifft und zu
einer systemischen Infektion führt, die sich auf die Blutgefäße ausdehnt. |
Therapie
mit Antibiotika derzeit nur für Hochrisikopatienten befürwortet. |
Derzeit
werden umfangreiche Studien durchgeführt, die die Beteiligung von Chlamydia pneumoniae an
der Arteriosklerose genauer untersuchen und therapeutische Maßnahmen sicherstellen
sollen. Geht man von der Beteiligung des Erregers aus, so muss eine Behandlung mit
Antibiotika als Konsequenz angesehen werden. Wie diese Therapie konkret aussieht, wie
lange sie erfolgen muss, wie hoch die Gefahr der Resistenzentwicklung ist etc., wird
derzeit in Langzeitstudien ermittelt. Dennoch befürworten verschiedene Mediziner bereits
heute, unter Abwägung aller Risiken, eine Antibiotikatherapie bei Hochrisikopatienten. Top |
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