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Kurzinfo:
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Harnwegsinfektionen |
Symptome |
Neugeborene,
junge Säuglinge: Erbrechen, Trinkschwäche, Apathie, graue Hautfarbe, Fieber.
Ältere Säuglinge, Kleinkinder: Fieber, Trinkverweigerung, Erbrechen, Schmerzen, Brennen
beim Wasserlassen, häufiger Harndrang. Gefahr der Chronifizierung. |
Wann
zum Arzt? |
Wenn
das Kind über unklare Beschwerden klagt, die nicht verschwinden wollen, sollte eine
Harnwegsinfektion abgeklärt werden. |
Therapie |
Antibiotika,
Operation, viel Trinken. |
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Inhaltsübersicht:
Häufigkeit und Ursachen
Symptome
Diagnostik
Therapie
Antibiotikatherapie
Alternative Therapie |
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Top
Häufigkeit und Ursachen
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Mädchen
erkranken häufiger |
Harnwegsinfektionen
sind keine typischen Erkrankungen des Säuglings- oder Kindesalters. Sie gehören aber zu
den häufigsten Infektionskrankheiten bei Kindern. Von allen Kindern erkranken 3 Prozent
der Mädchen und 1 Prozent der Jungen bis zu ihrem 10. Lebensjahr. Bei Jungen tritt die
Erkrankung oft im ersten Lebensjahr auf. In vielen Fällen ist sie eine Folge von
angeborenen Anomalien der Harnwege. Mädchen erkranken auch oft im Säuglingsalter. Sie
sind aber, wegen der weiblichen Anatomie, deutlich häufiger betroffen. Vielfach treten
Harnwegsinfektionen auch im Schulalter auf. |
Bakterien,
Viren, Pilze und angeborene Anomalien der Harnwege können die Ursache sein |
Harnwegsinfektionen
entstehen durch aufsteigende Besiedelung der Harnröhre und schließlich der Blase mit
Bakterien. Aber auch Pilze und Viren können eine Harnwegsinfektion herbeiführen. Das ist
allerdings eher selten. Meistens gelangen die Bakterien von außen in die Harnröhre. Die
natürliche Umgebung der krankmachenden Bakterien ist der Darm. Solange Säuglinge und
Kleinkinder noch nicht "trocken" sind, ist die Gefahr einer Infektion deshalb
sehr hoch. Bei Erkrankungen im Säuglingsalter ist auch oft eine angeborene Anomalie der
Harnwege die Ursache für eine Infektion. Harnwegsinfektionen können sich zu einer
Blasenentzündung (Zystitis) und einer Nierenentzündungen (Pyelonephritis) entwickeln,
wenn die Krankheitskeime die Harnwege entlang in diese Bereiche aufsteigen. |
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Top
Symptome
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Je
nach Alter sind die Beschwerden unterschiedlich |
Die
Beschwerden bei Harnwegsinfektionen sind, je nach Alter und Ort der Infektion, sehr
unterschiedlich. Neugeborene und junge Säuglinge leiden eher an unspezifischen Symptomen.
Dazu gehören in unterschiedlich starker Ausprägung:
- Erbrechen
- Trinkschwäche
- Apathie
- graue Hautfarbe
- Fieber
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Ältere
Kinder können die Beschwerden besser angeben |
Kleinkinder
und ältere Säuglinge zeigen dagegen folgende Symptomatik:
- Fieber
- Trinkverweigerung
- Erbrechen
- Schmerzen, Brennen beim Wasserlassen
- häufiger Harndrang
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Trockene
Kinder können wieder einnässen |
Bereits
trockene Kinder können wieder einnässen. Es ist wichtig zu wissen, dass Kinder erst ab
dem Alter von 3 bis 4 Jahren auf spezielle Probleme von Harnwegsinfektionen hinweisen
können, z. B. auf Brennen beim Wasserlassen oder Harndrang. Deshalb weisen beim Auftreten
von Fieber insbesondere die anderen Begleitsymptome auf eine Harnwegsinfektion hin. |
Infektionen
der Harnwege neigen zur Chronifizierung |
Harnwegsinfektionen
neigen dazu, chronisch zu werden. Dann können sie auch zu Gewebeschädigungen und
Narbenbildung führen. Daraus ergeben sich für die spätere Gesundheit mögliche
Komplikationen wie Hypertonie,
chronische
Niereninsuffizienz und, bei Frauen, Komplikationen während der Schwangerschaft. Aus
diesem Grund sollten Harnwegsinfektionen immer ausreichend lange behandelt und der
Therapieerfolg kontrolliert werden. |
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Diagnostik
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Der
Urin muss untersucht werden |
Bevor
eine Behandlung stattfindet, wird normalerweise der kindliche Urin untersucht. Das ist
wichtig, um Gewissheit zu erlangen und den Erreger zu identifizieren. Es gibt verschiedene
Möglichkeiten, eine Urinprobe zu erhalten. Dabei sollte der Arzt die Eltern beraten und
anleiten. |
Verunreinige
Urinproben können die Ergebnisse verfälschen |
Für
die Diagnostik ist wichtig, dass Urinproben, je nach Sammelmethode, verunreinigt sein
können. Deshalb wird oft eine mehrfache Probe notwendig. Zeigen sich bakterielle
Mischkulturen, so kann dies ein Hinweis auf eine Verunreinigung sein. |
Erhöhte
BSG und Leukozytenzahl |
Blutuntersuchungen
zeigen vor allem Veränderungen bei den "Entzündungsparametern". Die
Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) ist ebenso erhöht, wie die
Zahl der weißen
Blutkörperchen (Leukozyten). |
Bildgebende
Verfahren als Ablaufdokumentation |
Bei
akuten Infektionen und wenn eine angeborene Anomalie als Ursache vermutet wird, sind
bildgebende Verfahren notwendig. Dabei können verschiedene Verfahren zum Einsatz kommen.
Wichtig ist, dass dabei ein Ablauf dokumentiert wird. Das bedeutet, dass, je nach Befund,
die Untersuchungen wiederholt und die Ergebnisse der Therapie kontrolliert werden sollten. |
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Top
Therapie
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Möglichst
früh mit Antibiotika beginnen |
Mit
einer Therapie sollte so bald wie möglich begonnen werden. Das mindert die Gefahr von
Komplikationen. In der Regel wird sofort mit der Gabe eines Breitband-Antibiotikum
begonnen. Weisen die Laborergebnisse einen bestimmten Erreger nach, wird auf ein
spezifischen Antibiotikum umgestellt. In 90 Prozent der Fälle wirkt jedoch das zuerst verordnete
Antibiotikum. |
Viel
trinken |
Sind
anatomische Anomalien der Grund für die Beschwerden, müssen sie operativ korrigiert
werden. Außerdem ist es wichtig, dass das Kind viel trinkt. Der dadurch häufigere Drang
zum Wasserlassen sorgt für eine bessere Durchspülung der Harnwege. |
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Antibiotikatherapie
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Quelle:
Pädiatrie. Lehrbuch mit CD-ROM. |
Die
intravenöse Gabe von Antibiotika kann durchgeführt werden bei Früh- und Neugeborenen,
bei Säuglingen bis zu 3 Monaten und bei älteren Säuglingen und Kindern, wenn sie unter
einer komplizierten Harnwegsinfektion leiden.
- Mittel der I. Wahl: Cephalosporin der III.
Generation, z. B. Cefotaxim 100 mg/kg/Tag. Bei Neugeborenen zusätzlich Amoxicillin 100
mg/kg/Tag.
- Mittel der II. Wahl: Aminoglykoside, z. B.
Gentamycin 5-7 mg/kg/Tag (mit Spiegelkontrolle)
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Quelle:
Pädiatrie. Lehrbuch mit CD-ROM. |
Als
orale Antibiotikatherapie bei Harnwegsinfektionen wird empfohlen:
- Mittel der I. Wahl:
- Trimethoprim 4-5 mg/kg/Tag, 2 mal täglich
- Trimethoprim/ Sulfamethocazol 4-5 bzw. 20-40 mg/kg/Tag, 2
mal täglich
- Mittel der II. Wahl (nach Antibiogramm):
- Amoxicillin 40-50 mg/kg/Tag, 3 mal täglich
- Cefaclor 50 mg/kg/Tag, 3 mal täglich
- Nitrofurantoin 5-7 mg/kg/Tag, 3 mal täglich
- Reserveantibiotika:
- Augmetan 25 mg/kg/Tag, 3 mal täglich
- Cefpodoxim 10 mg/kg/Tag, 2 mal täglich
- Cefixim 8 mg/kg/Tag, 2 mal täglich
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Quelle:
Pädiatrie. Lehrbuch mit CD-ROM. |
Eine
prophylaktische Dauertherapie kann erforderlich sein bei Reflux, Obstruktionen,
rezidivierender Pyelonephritis. Liegt eine komplizierte Harnwegsinfektion vor, bei der
eine Operation notwendig wird, so kann bis zum Abschluss der vollständigen Diagnostik
eine Dauertherapie durchgeführt werden. Für die Dauertherapie können
folgende Medikamente eingesetzt werden:
- Trimethoprim 0,5-1 mg/kg, 1 mal abends
- Nitrofurantion 1 mg/kg, 1 mal abends
- Cefaclor (bei Säuglingen bis 3 Monate)
10 mg/kg, 1 mal abends
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Alternative Therapie
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Schonende
Behandlung mit pflanzlichen Alternativen |
Gerade bei
Kindern ist eine möglichst schonende und nebenwirkungsarme Behandlung
erwünscht. Neben der schnellen und wirkungsvollen Behandlung ist es auch
wichtig, Rückfälle zu vermeiden, die bei Harnwegsinfektionen häufig
vorkommen. Eine solche mögliche Alternative ist die Behandlung mit
Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel, zwei so genannten
pflanzlichen Antibiotika. Sie sind insbesondere bei leichten Infekten
und zur Vorbeugung eine Alternative. Bei der Behandlung mit Senfölen aus
Meerrettich und Kapuzinerkresse wird die
Bildung von Resistenzen vermieden. Außerdem zeigen sich deutlich weniger
Nebenwirkungen, als bei der Behandlung mit Antibiotika. |
Antibiotika
nicht zur Vorbeugung geeignet |
Medizinische
Studien belegen, dass vorbeugend gegebene Antibiotika das Auftreten von
wiederkehrenden Harnwegsinfekten bei Kindern nicht verhindern können.
Zusätzlich wird das Risiko zur Entwicklung resistenter Erreger erhöht.
Dieses Ergebnis zeigte eine Studie an 80.000 Kindern (JAMA
2007; 298:179-186). Top |
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