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Erkennen - Verstehen - Behandeln
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Nicht
jede Verstimmung ist gleich eine Depression.
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Depression
ist nicht gleich Depression. Dabei sollen DEPRESSIONEN zunehmen, heißt es. Manche
behaupten sogar, wir lebten in einem "Zeitalter der Depressionen". Doch dies ist
nicht nur eine Übertreibung, es ist auch eine Verwechslung, und eine schwerwiegende dazu.
Denn wenn man jede Gemütsbewegung mit einer Depression gleichsetzt, dann wird man auch
diejenigen nicht mehr erkennen können, die wirklich unter einer quälenden Schwermut zu
leiden haben. |
Unterscheidungen
sind wichtig. |
Deshalb
ist es wichtig, die verschiedenen Beeinträchtigungen des Gemütslebens auseinander
zuhalten. Nur so wird man allen Betroffenen gerecht, kann sie verstehen, stützen und ggf.
zu einem Arztbesuch ermuntern. Es gilt also zu unterscheiden: |
Schwankungen
der Stimmung, Trauer, Depression. |
Stimmungsschwankungen sind allgemeine Möglichkeiten
menschlichen Erlebens; sie sind typisch für das Auf und Ab im Alltag. Trauer ist zwar die schmerzliche Folge eines Schicksalsschlages,
aber ebenfalls eine natürliche Reaktionsweise. Die Depression dagegen ist eine Krankheit
- und eine unter Umständen gefährliche dazu (Selbstmordgefahr). |
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Depression erkennen
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Depression
ist eine komplizierte Krankheit. |
Eine
Depression ist eine Gemütskrankheit. Sie setzt sich aus seelischen und sogar
körperlichen Beschwerden zusammen, jedoch ohne organischen Befund. Nach und nach
kompliziert sich dieses Leiden durch zwischenmenschliche, berufliche und weitere Folgen. |
Depressionen
können sich verstecken. |
Depressionen
können sich in ausgeprägter Schwermut äußern, die dann auch jedem als Depression
auffällt. Doch das muss nicht so sein. Eine wachsende Zahl von Depressionen zeigt sich
uncharakteristisch, versteckt hinter körperlichen Beschwerden (lavierte oder maskierte
Depression). |
"Eingebildete
Kranke" sind besonders schwer betroffen.
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Diese
Kranken sind besonders belastet, denn niemand versteht sie, verstehen sie sich doch selbst
am allerwenigsten. Dabei werden sie häufig von einer Untersuchung zur anderen geschickt
und am Schluss vielleicht sogar als "eingebildete Kranke"
("Hypochonder") verkannt. Dies ist eine besonders schmerzliche Entwicklung, die
den Betroffenen noch tiefer in Selbstzweifel, Minderwertigkeitsgefühle und damit
Isolationsgefahr treiben kann. |
Alles
Täuschung? |
Das
größte Problem ist also das vielschichtige und manchmal sogar täuschende Beschwerdebild
der Depression. Auf was muss man deshalb achten? |
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Seelische Krankheitszeichen
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Niedergedrückt: |
- Herabgestimmt, bedrückt, niedergeschlagen, trostlos,
resigniert, unglücklich, quälend schwermütig.
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Gefühllos: |
- Überdrüssig, lustlos, freudlos (wichtiger Hinweis: an
nichts mehr Freude haben), ferner unfähig zu genießen, ja überhaupt etwas zu empfinden
("gefühlte Gefühllosigkeit"), schließlich sogar unfähig zu trauern bzw. zu
weinen ("tränenlose Trauer").
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Elendsgefühl: |
- Allgemeines Elendigkeitsgefühl, wie zerschlagen, tiefes
Unwohlsein mit einer Art genereller, schwer beschreibbarer "Übelkeit" usw.
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Passiv: |
- Energielos, passiv, schwach, kraftlos, leicht und rasch
erschöpfbar, ohne Initiative, Schwung und Antrieb, willenlos, matt, apathisch, bisweilen
regelrecht "versteinert".
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Unruhig: |
- Innerlich unruhig, gespannt, getrieben, fahrig, nervös,
"wie unter Strom", mit leerem Beschäftigungsdrang, ziellosem oder rastlosem
Umhergetriebensein (Fachausdruck: agitiert), ferner jammerig, klagsam, anklammernd
(erhöhte Selbsttötungsgefahr).
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Pessimistisch: |
- Mutlos, verzagt, ratlos, schwernehmend, pessimistisch,
leicht irritierbar, hoffnungslos, selbstzerstörerisch, negative Sichtweise
("schwarze Brille"), Überbewertung aller Probleme, Gefühl der
Aussichtslosigkeit, ja fatalistisch, mit unbeirrbarer Suche nach Negativem.
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Interesselos: |
- Interesselos, schließlich völlige Gleichgültigkeit auf
allen Gebieten, teils durch eine alles durchdringende Kraftlosigkeit, teils durch die
gefürchtete "Leere im Kopf".
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Überempfindlich: |
- Überempfindlich, leicht verletzlich, kränkbar,
unzufrieden, vorwurfsvoll und ungerecht, rasch und unvermittelt mit Verzweiflung
reagierend, aber auch reizbar, missgestimmt, mürrisch, aufbrausend oder gar aggressiv bis
feindselig ("feindselige Depression", insbesondere im höheren Lebensalter).
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Minderwertig: |
- Minderwertigkeitsgefühle, allgemeine Unsicherheit,
mangelndes Selbstwertgefühl, negative Selbsteinschätzung.
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Schwache
Konzentration: |
- Merk- und Konzentrationsstörungen
("Gedächtnisschwäche"): langsames, umständliches, zähflüssiges, mühsames
Denken, Ideenarmut, "Leere im Kopf" bis zur Angst,
schwachsinnig geworden zu sein (sogenannte depressive Pseudo-Demenz, die natürlich kein echter erworbener
Schwachsinn, sondern nur eine vorübergehende Denkerschwernis ist).
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Unfähigkeit
Entscheidungen zu treffen. |
- Entscheidungsunfähig, wankelmütig, zwiespältig, hin-
und hergerissen, alles bis zum Ende durchdenken und dann von neuem anfangen wollend,
ziellos, ängstlich abwägend, ohne abschließende Entscheidungsfähigkeit.
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Grübelsucht: |
- Grübelneigung bis zur Grübelsucht, unfruchtbares
Gedankenkreisen.
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Schuldgefühle: |
- Schuldgefühle: Überbewertung früherer oder aktueller
Ereignisse, häufig maßlos übertrieben, nicht selten grundlos, dennoch schuldhaftes
Verarbeiten krankheitsbedingten Versagens mit Versündigungsideen, Selbstanschuldigungen
ohne Grund (Partnerschaft, Beruf, Verbote, ja sogar kriminelle Handlungen).
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Probleme,
Gefühle zu vermitteln: |
- Beziehungsstörungen zu anderen: Unfähigkeit,
gefühlsmäßig mitzuschwingen, zwischenmenschliche Zuwendung und Wärme zu vermitteln,
dafür Angst vor "innerlichem Erkalten", "Glaswand zu den anderen".
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Ängste: |
- Angstzustände: Gefühl,
unerwünscht oder im Wege zu sein, nicht geliebt oder akzeptiert bzw. verlassen zu werden
bis hin zu Panikattacken.
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Verarmungsideen: |
- Verarmungsideen: nichts vorweisen können, nichts haben,
nur Geld verbrauchen, Krankenkasse und Familie schädigen, schließlich unkorrigierbarer
depressiver Verarmungswahn.
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Innere
Leere: |
- Innere Leere mit Absterben aller Gefühle, Gefühl der
Gefühllosigkeit, wie benommen, dumpf, ausgebrannt, versteinert.
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Misstrauen: |
- Beziehungsideen: Angst vor Tuscheleien und übler
Nachrede, Misstrauen, furchtsame Verfolgungsideen.
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Entfremdung: |
- Entfremdungserlebnisse ("ich bin nicht mehr
ich", "alles unwirklich, fremd, abgerückt", "die Zeit geht nicht
voran").
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Zwänge: |
- Weitere Krankheitszeichen wie Zwangsdenken, Zwangsbefürchtungen, Zwangshandeln,
hypochondrische Ängste vor seelischen, körperlichen oder sonstigen Veränderungen,
mitunter sogar wahnhafte Reaktionen.
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Schuldgefühle: |
- Bei allem kein echtes Krankheitsgefühl, trotz massiver
Störungen, damit auch keine Krankheitseinsicht, eher Schuldgefühle ("Ich bin
schuldig, nicht krank", "Warten auf Strafe von oben" usw.).
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Störungen des Antriebs
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Antriebsstörungen
können psychisch oder physisch sein. |
Bei
den depressiven Störungen des Antriebs handelt es sich entweder um eine körperliche
Unruhe und innere Getriebenheit oder um eine unerklärliche, unnatürliche tiefe
Müdigkeit, Mattigkeit, Antriebslosigkeit, bis hin zu innerem Erstarren oder
seelisch-körperlicher Blockierung. Besonders quälend: äußerlich gehemmt, aber
innerlich unruhig. |
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Körperliche Krankheitszeichen
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Trotz
Teilbefunden bleiben körperliche Symptome unerklärlich. |
Bei
den körperlichen Krankheitszeichen im Rahmen einer Depression finden sich vielfältige
Störungen, meist ohne nachweisbare Ursache. Bisweilen ergeben sich bestimmte Befunde, die
jedoch nur einen Teil des geklagten Beschwerdebildes erklären können (z.B. Blutdruckabfall, Gewichtsverlust,
Störungen des Schlafablaufs usw.). Die häufigsten
Beispiele sind. |
Schlaf: |
- Schlaf: Ein- und
Durchschlafstörungen, Früherwachen, schwere Träume, tagsüber unfrisch oder dösig.
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Appetit: |
- Appetit: häufig Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust,
manchmal auch Heißhunger.
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Magen/Darm: |
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Kopf: |
- Kopf: Kopfdruck, manchmal über den Augen, manchmal als
Hinterhauptsdruck, manchmal wie ein "Helm" oder "Reifen" um den Kopf
(vgl. Spannungskopfschmerz).
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Sinne: |
- Sinnesorgane: Nachlassen von Seh- und Hörfähigkeit bzw.
Geruch oder Geschmack, bisweilen auch Überempfindlichkeit.
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Herz/Atmung: |
- Herz und
Atmung: vielfältige Beschwerden bis Schmerzen in der Herzgegend (z. B. Druck auf der
Brust, besonders nach dem Früherwachen), ferner Atemenge, Kreislaufstörungen usw.
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Vegetative
und sonstige Beschwerden: |
- Vegetative und andere Beschwerden: Kloß im Hals,
Verspannungen, Gelenk-, Rücken- und Muskelschmerzen, meist nicht exakt festlegbar, oft
wandernd, Blasenstörungen, Zungenbrennen, Mundtrockenheit, Hautüberempfindlichkeit,
schwere Beine, Hitzewallungen,
Kälteschauer, Störungen der Schweiß- und Tränensekretion ("tränenlose
Trauer"), Nachlassen von sexuellem Verlangen und Potenz, allgemeine Missempfindungen
am ganzen Körper usw.
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