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Juvenile
Arthritis / Still-Syndrom |
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Kurzinfo:
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Juvenile
Arthritis. Still-Syndrom |
Symptome |
Schonhaltung
bei bestimmten Bewegungen, unharmonisches Bild beim Krabbeln, Gehen und Laufen.
Gelenkschwellungen. "Wurstfinger oder -zehen", wenn die Endgelenke an Händen
und Füßen betroffen sind. Entzündung des Iliosakralgelenks
(Sakroiliitis), tiefsitzende Rückenschmerzen, Fieber, Vergrößerung von Leber und Milz,
Beteiligung von Lymphknoten, Lunge,
Nieren und Herz, Iridozyklitis.
Kopfschmerzen. Amyloidose. |
Therapie |
Krankengymnastik, Ergotherapie, physikalische Therapie
Medikamente: NSAR, besonders Naproxen, Diclofenac
und Indometacin. Glukokortikoide als
Stoßtherapie oder lokal. Basistherapeutika
: Methotrexat, Etanercept. |
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Inhaltsübersicht:
Typen
Symptome
Therapie |
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Top
Typen
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Kinder
bekommen häufiger rheumatisches Fieber, das schnell wieder verschwindet. |
Auch
Kinder und Jugendliche können von entzündlichen, rheumatischen Gelenkerkrankungen
betroffen sein. Akut entzündliches Rheuma heilt allerdings bei Kindern oft innerhalb von
wenigen Wochen ab, ohne dass es zu bleibenden Schädigungen kommt. Voraussetzung dafür
ist allerdings, dass diese Erkrankungen fachgerecht behandelt werden. |
Juvenile
Arthritis ist selten, aber schwerwiegend. |
Eine
rheumatische Erkrankung, die zwar seltener auftritt, dafür aber schwerwiegender ist, ist
die juvenile chronische Arthritis, die oft "jcA" abgekürzt wird. Sie betrifft
in Deutschland jedes Jahr ungefähr 1000 Kinder. Meistens sind ein oder mehrere Gelenke
betroffen. Oft weitet sich die juvenile Arthritis auch auf innere Organe, die Augen und die Haut aus. |
Quelle:
Klinikleitfaden Rheumatologie |
Die
juvenile Arthritis tritt vor dem 16. Lebensjahr auf. Definitionsgemäß wird von einer
juvenilen Arthritis ausgegangen, wenn bei Kindern eine Arthritis länger als 6 Wochen
anhält. Dann sollte unbedingt ein auf Kinderrheumatologie spezialisierter Arzt, oder eine
Spezialklinik die weitere Behandlung übernehmen. Die juvenile Arthritis wird (nach
Schaller) in fünf Typen unterteilt: |
Typ
1: |
Systemischer Beginn. Diese Form der juvenilen Arthritis wird auch oft als
Still-Syndrom bezeichnet. Bei 20 - 25 Prozent ist der Verlauf fortschreitend
(progredient). Die Krankheitszeichen treten symmetrisch auf. Es treten Anämie
(Blutarmut), hohes Fieber, Leukozytose (erhöhte Zahl weißer Blutkörperchen) und
Exantheme auf. Außerdem kommt es zu einer Polyserositis. Das ist eine Erkrankung, bei der
die serösen Häute des Körpers entzündet sind. Seröse Häute bedecken und schützen
innere Organe, z. B. das Herz, die Lunge oder die Organe des Bauchraumes. Beginn
überwiegend in früher Kindheit. |
Typ
2: |
Polyartikulär-seronegativ:
(Polyartikulär = mehrere Gelenke betreffend) Bei 10 - 15 Prozent ist der Verlauf
fortschreitend (progredient). Die Krankheitszeichen treten symmetrisch auf. Es kommt zur
Anämie (Blutarmut). Bei 25 Prozent finden sich antinukleäre Antikörper (ANA-positiv).
Beginn in gesamter Kindheit. |
Typ
3: |
Polyartikulär
seropositiv: 50 Prozent progrediente symmetrische Arthritis. Zu 100 Prozent sind Rheumafaktoren
nachzuweisen (RF-positiv). Bei 75 Prozent finden sich antinukleäre Antikörper
(ANA-positiv). Beginn im späten Kindesalter; Übergang in Erwachsenenform der rheumatoiden Arthritis möglich. |
Typ
4: |
Oligoartikulär
mit frühem Beginn. (Oligoartikulär=gleichzeitige Entzündung von 2 bis 4 Gelenken)
Asymmetrische Oligoarthritis großer Gelenke, 50 Prozent chronische Iridozyklitis, 50
Prozent ANA-positiv. Beginn im Kleinkindalter. |
Typ
5: |
Oligoartikulär
mit spätem Beginn. Asymmetrische Oligoarthritis großer Gelenke, häufig ist das Iliosakralgelenk entzündet (Sakroiliitis), Übergang in Spondylitis ankylosans möglich. 10 Prozent Iridozyklitis. Bei
75 Prozent ist der Gewebsmarker HLA-B27 positiv. Beginn im
Schulalter. |
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Top
Symptome
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Kinder
fallen meistens durch ein verändertes Bewegungsverhalten auf. |
Kinder
reagieren anders als Erwachsene. Oft klagen sie nicht unbedingt über Schmerzen. Deshalb
ist es für Eltern oft schwierig zu erkennen, ob ihr Kind von juveniler Arthritis
betroffen ist. Meistens kann man aber aus dem Bewegungsverhalten des Kindes Rückschlüsse
ziehen. Häufig neigen betroffene Kinder dazu, eine Schonhaltung bei bestimmten Bewegungen
einzunehmen. Zum Beispiel benutzen sie beim Spielen immer nur einen Arm, oder das
Krabbeln, Gehen und Laufen ergibt ein unharmonisches Bild. Es können einzelne oder
mehrere Gelenke geschwollen sein. Manchmal zeigen sich sogenannte "Wurstfinger oder
-zehen", wenn die Endgelenke an Händen und Füßen betroffen sind. Frühes Zeichen
kann eine Entzündung des Iliosakralgelenks
(Sakroiliitis) sein. Dann leiden die Kinder unter tiefsitzenden Rückenschmerzen. |
Viele
Symptome betreffen innere Organe. |
Die
Kinder haben häufig Fieber. Es kann zu einer Vergrößerung der Leber und der Milz
kommen. Auch die Lymphknoten, die Lunge, die Nieren und das Herz können betroffen sein.
Häufig kommt es zu einer Entzündung der Iris, der sogenannten Iridozyklitis.
Kopfschmerzen sind häufiger als bei Erwachsenen. Besonders problematisch ist die
Veränderung der Gewebe innerer Organe, bei der es zur Einlagerung von Bindegewebe kommt.
Man nennt das Amyloidose. Das kann dann zu Funktionseinschränkungen der betroffenen
Organe führen. |
Halten
die Beschwerden länger als sechs Wochen an, sollte ein Kinderrheumatologe oder eine
Spezialklinik die Behandlung fortsetzen. |
Viele
dieser Symptome können nur von einem Arzt erkannt werden. Eltern fällt meistens die
Bewegungseinschränkung auf. Halten die Beschwerden länger als sechs Wochen an, so sollte
das Kind unbedingt von einem Kinderrheumatologen oder in einer Spezialklinik untersucht
und behandelt werden. Die juvenile Arthritis betrifft, je nach Typ, Mädchen und Jungen
unterschiedlich: Mädchen : Jungen
Typ 1 |
8 :
10 |
Typ 2 |
8 :
1 |
Typ 3 |
6 :
1 |
Typ 4 |
7 :
1 |
Typ 5 |
1 :
10 |
Von 10.000 Kindern und Jugendlichen sind 7 - 15 von der
juvenilen Arthritis betroffen.
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Top
Therapie
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Krankengymnastik,
Ergotherapie und physikalische Therapie unerlässlich. |
Die
Therapie ist individuell sehr unterschiedlich und sollte deshalb von erfahrenen
Kinderrheumatologen bzw. Fachkliniken durchgeführt werden. In Anpassung an das Alter und
die Belastbarkeit der Kinder sind Krankengymnastik,
Ergotherapie und physikalische Therapie wichtig,
um die Bewegungsfähigkeit so breit wie möglich zu entwickeln und zu erhalten. |
Medikamente
an Gewicht anpassen. |
Bei
der medikamentösen Therapie muß die Medikation unbedingt an das Körpergewicht angepasst
werden. Bei den NSAR kommen Wirkstoffe der
verschiedenen Gruppen zur Anwendung, besonders Naproxen, Diclofenac und Indometacin. |
Falls
erforderlich wirkt Kortison meistens zuverlässig. |
Glukokortikoide als systemische Gabe werden
vorwiegend als Stoßtherapie bei Betroffenheit innerer Organe eingesetzt. Eine Dauergabe
sollte vermieden werden, weil Kortikosteroide zu vermindertem Wachstum führen können.
Ist eine lokale Behandlung möglich, z. B. als Injektion in ein Gelenk, so ist das der
systemischen Gabe vorzuziehen. Glukokortikoide wirken meistens sehr gut. Deshalb sind
selten operative Maßnahmen erforderlich. |
Basistherapie
mit Methotrexat und Etanercept. |
Bei
den Basistherapeutika kommen lediglich Methotrexat und Etanercept mit guten Ergebnissen zur Anwendung.
Andere Basistherapeutika sind in der Regel nicht für eine Therapie bei Kindern
zugelassen. Ihre Wirksamkeit ist hier begrenzt. Top |
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