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Oft werde ich gefragt, was man gegen die Lustlosigkeit in den
Wechseljahren tun kann. Meine erste Gegenfrage lautet dann: Was stört Sie an Ihrer
Lustlosigkeit? Und was stört Ihren Partner daran? |
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Zunächst mögen diese beiden Fragen banal klingen. Doch wenn Sie sich
eingehend damit beschäftigen zeigt sich schon sehr bald, wie unterschiedlich die Antwort
und damit das eigentliche Problem ist. |
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Bei vielen Frauen kommt es in den Wechseljahren zu einer tiefgreifenden
Veränderung der körperlichen Wahrnehmung. Das Ausbleiben der Periode signalisiert das
Ende der Fruchtbarkeit. Wenn man sich keine Gedanken mehr um die Verhütung zu machen
braucht, kann dies äußerst befreienden die Sexualität beflügeln. Weil viele Frauen zu
diesem Zeitpunkt bereits langfristige Verhütungsmethoden ergriffen haben, verspüren sie
diesen Effekt kaum. |
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In den Medien wird Sexualität häufig mit Jugend und körperlicher
Makellosigkeit in Verbindung gebracht. Der Vergleich mit diesen "Leitbildern"
führt bei vielen Frauen zu Versagensängsten und Minderwertigkeitskomplexen. Hier gilt:
Lassen Sie sich von den Medien nicht beeinflussen. Sexualität ist nicht von der Jugend
gepachtet. Sie ist unabhängig vom Alter ein wichtiger Bestandteil im Leben eines jeden
Menschen. Entscheidend ist, dass Sie mit sich und Ihrer (gelebten oder nicht gelebten)
Sexualität zufrieden sind. |
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Auch Ihr Partner wird - in den meisten Fällen jedenfalls - nicht jünger.
Daher brauchen Sie nachlassende körperliche Attraktivität nicht zu fürchten. Sie kennen
Ihren Partner mit all seinen - auch körperlichen - Schwächen aber auch mit seinen Reizen
und seinem Charme so gut wie niemand sonst. Nach einer langen gemeinsamen Zeit ist der
höchste Grad an Vertrauen und Vertrautheit erreicht. Sie wissen um die Wirkung jeder
Berührung und Sie wissen was Sie selbst wollen. |
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Die Orgasmusfähigkeit bleibt ein ganzes Leben lang erhalten. Viele Frauen
berichten sogar, dass der Höhepunkt mit zunehmendem Alter tiefer, länger und stärker
wird. Allerdings nimmt die sexuelle Reaktionszeit nach den Wechseljahren zu. Das bedeutet:
Es dauert einfach länger bis Sie zum Höhepunkt kommen. Weil das aber parallel auch für
die Männer gilt, resultiert daraus kein Problem sondern ein verlängertes Vorspiel. |
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Auch die körperlichen Veränderungen der Wechseljahre können zu
sexuellen Problemen führen.
- Über 50 Prozent der Frauen leiden in den Wechseljahren an einer trockenen und enger
werdenden Scheide. Die Folge sind Schmerzen beim Verkehr. Dies beeinträchtigt das
sexuelle Lustempfinden ganz erheblich. Was weh tut, kann keinen Spaß machen - also lass
ich es lieber. Infolge dieser Vermeidungsstrategie wird die Scheide noch enger.
- Auch die Blase ist von Veränderungen in den Wechseljahren betroffen: die Schleimhäute
der Blase und die Beckenbodenmuskulatur bilden sich zurück. Das ist eine Ursache für
Blasenschwäche. Wenn man nicht sicher ist, ob man den Urin halten kann, ist Sex eher mit
Stress als mit Lust verbunden.
- Die Blutversorgung der Geschlechtsorgane nimmt ab und Scheide und Schamlippen brauchen
länger um feucht zu werden und anzuschwellen.
- Und -last but not least- führen Schlafstörungen, Nachtschweiß, Hitzewallungen und
Stimmungsschwankungen oft dazu, dass sich Frauen in den Wechseljahren müde und sexuell
unattraktiv fühlen.
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Wen wundert es, wenn da die Lust auf der Strecke bleibt. Übrigens gegen
diese rein körperlichen Veränderungen helfen lokale Hormone in Salben- oder
Zäpfchenform ausgezeichnet. Weil diese Art von Hormonen keinerlei weitere Auswirkungen
auf den Körper hat, kommt diese Behandlungsform auch für alle Frauen, die eine generelle
Hormontherapie für sich ablehnen, in Betracht. |
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Die Lustlosigkeit in und nach den Wechseljahren kann also eine Vielzahl
von Ursachen haben. Auch die Dringlichkeit sie zu beseitigen ist sehr unterschiedlich
ausgeprägt. Es gibt Paare, die einfach nicht mehr miteinander schlafen möchten. Dabei
besteht das Problem häufig darin, dass keiner von diesem Wunsch des jeweils anderen
weiß. Die Frau denkt, sie muss Ihrem Mann Sex bieten, damit er sich keine Freundin sucht.
Der Mann denkt er muss seine Frau bedrängen, damit sie ihn weiterhin für männlich und
attraktiv hält. |
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So wie in diesem Beispiel gibt es unzählige Möglichkeiten für ganze
Ketten von Missverständnissen. Alle können in einem Desaster enden obwohl sie eigentlich
völlig unnötig sind. Denn das Beispiel zeigt auch wie wichtig es ist, miteinander zu
reden. Teilen Sie Ihrem Partner mit was Sie möchten und fragen Sie ihn, was er möchte.
Gerade lange verheiratete Paare machen häufig den Fehler, dass sie im Voraus glauben
genau zu wissen was der Partner gerade möchte. Im Restaurant und auch im Bett. Bleiben
Sie also im Gespräch miteinander. Das gilt für alle Lebensbereiche, aber ganz besonders
für den sexuellen Bereich. |
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Wenn man ganz lange nicht mehr miteinander geschlafen hat, kann folgende
Verabredung hilfreich sein: Nächste Woche Freitag streichelt zuerst der Mann seine
Frau eine halbe Stunde und in der nächsten halben Stunde umgekehrt." Dieses
Arrangement muss nicht immer sofort Spaß machen. Zumindest bei den ersten Malen nicht.
Sie brauchen dann kein schlechtes Gewissen zu haben. Es braucht schon einige Zeit, sich
wieder an körperliche Nähe zu gewöhnen. Viele empfinden es als entlastend, dass keine
Verpflichtung besteht. Aber sie kommen sich wieder einmal nahe und können vielleicht so
den Wiedereinstieg schaffen. |
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Wenn die sexuelle Entfremdung nicht so weitgehend war, hilft der
"Wunsch- Montag" manchmal. Dabei darf sich an einem Montag der Partner etwas
wünschen, etwa einen Kinobesuch, ein tolles Essen oder auch einen Kuschelabend. Und am
nächsten Montag sind Sie dran mit wünschen. So können Sie ganz allmählich und auf
spielerische Weise eine sexuelle Beziehung wieder aufnehmen. |
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Auch hier ist der erste Schritt wieder Wünsche zu formulieren, das heißt
sich zu überlegen was will ICH eigentlich. Gerade für uns Frauen manchmal eine
ungewohnte Fragestellung. Dennoch: Tun Sie es - Sie sind es wert! Ich wünsche Ihnen
alles Gute und viel Erfolg.
Dr. med. Gabriele von Villiez
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