|
Hyperparathyreoidismus
- Überfunktion der Nebenschilddrüse
|
|
|
|
Differenzierung
|
Zuviel Parathormon
|
Sämtliche
Formen einer Überfunktion der Nebenschilddrüse,
bei der zuviel Parathormon
ausgeschüttet wird, werden als Hyperparathyreoidismus bezeichnet. Die Wirkung des
Parathormons finden Sie hier
beschrieben. |
Verschiedene Formen
|
Man
unterscheidet den primären Hyperparathyreoidismus von dem sekundären
Hyperparathyreoidismus. Der primäre Hyperparathyreoidismus, der auch autonomer
Hyperparathyreoidismus genannt wird, entsteht durch eine Erkrankung der Nebenschilddrüse
selbst. Der sekundäre Hyperparathyreoidismus entsteht durch eine Fehlfunktion in den Regelprozessen, die die
Nebenschilddrüse zur Produktion von Parathormon anregen. Er wird deshalb auch regulativer
Hyperparathyreoidismus genannt.
|
|
Primärer Hyperparathyreoidismus
|
Adenom
in der Nebenschilddrüse ist der Auslöser
|
Obwohl
die Ursachen des primären Hyperparathyreoidismus noch unbekannt sind, werden doch
verschiedene Theorien diskutiert. Tatsache aber ist, dass in bis zu 85 Prozent der Fälle
ein Adenom der Nebenschilddrüse gefunden wird. Ein Adenom ist eine meistens gutartige
Zellwucherung in Drüsen. Dieses Adenom ist verantwortlich für die exzessive Ausschüttung
von Parathormon. |
Frauen häufiger betroffen, als Männer
|
Der
primäre Hyperparathyreoidismus ist die dritthäufigste endokrine Erkrankung. Obwohl er in
allen Altersstufen vorkommen kann, liegt sein Altersgipfel im 4. und 5. Lebensjahrzehnt.
Frauen sind zweimal häufiger betroffen als Männer.
|
|
Symptome
|
Hoher Kalziumspiegel
|
Durch
das vermehrte Wirken von Parathormon leiden die Betroffenen an den Folgen eines erhöhten Kalziumspiegels. Dabei ist wichtig zu
bedenken, dass je nach Schwere und Dauer der Schädigung die Symptome sehr
unterschiedlich sein können. In der Anfangsphase, die sehr lange dauern kann, zeigt sich
"nur" ein erhöhter Kalziumspiegel (Hyperkalzämie), der häufig nur
zufällig bei einer Routineuntersuchung festgestellt wird. Die Betroffenen haben
ansonsten keine Beschwerden. Dieses nennt sich auch asymptomatischer
Hyperparathyreoidismus.
Meistens wird der erhöhte Kalziumspiegel zufällig festgestellt. Alarmierend ist,
dass
diese asymptomatische Form in der letzten Zeit sehr stark zugenommen hat, von 3 Prozent auf
21 Prozent aller Fälle. |
Nierenbeschwerden
|
Im
weiteren Verlauf leiden 60 Prozent der Betroffenes unter Nierenkoliken. Das sind
krampfartige starke Schmerzen im Bereich der Nieren. Hinzukommen kann:
|
Folgen des erhöhten Kalziumspiegels
|
Als
Folge des Hyperkalzämiesyndroms können sich zeigen:
|
Nierensteine
|
An
den Nieren selbst können sich Nierensteine
und Kalkablagerungen (Nephrokalzinose) bilden. Die Nephrokalzinose entsteht durch die
erhöhte Kalzium- und Phosphatausscheidung. Dadurch bilden sich auch Kalciumoxalat- und
Phosphatsteine. |
Häufiges Wasserlassen und viel Durst
|
Funktionell
führt die Hyperkalzämie (vermehrter Blutkalziumgehalt), die typisch ist für den
Hyperparathyreoidismus, zu einer Einschränkung der Konzentrationsfähigkeit der Niere
infolge der Hemmung des antidiuretischen Hormons. Es kommt zu einer übermäßigen
Harnausscheidung und in Folge dessen zu einem krankhaft gesteigerten Durstgefühl.
Ebenfalls tritt ein erheblicher Kaliumverlust auf. |
Veränderungen an den Knochen und "rheumatische" Beschwerden in der
Spätphase
|
Veränderungen,
bzw. Auswirkungen an den Knochen kommen heutzutage seltener vor. Dennoch sind immerhin bei
bis zu 10 Prozent der Betroffenen in der Spätphase Knochenveränderungen feststellbar. Im
Frühstadium sind im Röntgenbild keine Schäden am Knochen zu erkennen, da ein leicht
erhöhter Parathormonspiegel für den Knochenstoffwechsel günstig sein kann. Bei länger
bestehender Krankheit zeigen sich osteoporoseartige
Bilder. Die Beschwerden schildern die Betroffenen häufig als "rheumatische Beschwerden". Es kann zu Verkalkungen
der Gelenkknorpel erhöhten Harnsäurewerten
kommen. Diese Beschwerden werden unter dem Begriff Chondrokalzinose oder auch Pseudogicht zusammengefasst.
|
|
Diagnostik
|
Laborwerte müssen mehrmals kontrolliert werden
|
Bei
Verdacht auf einen Hyperparathyreoidismus wird der Kalziumspiegel gemessen. Erhöhte Werte
sollten dreimal kontrolliert werden. Dann wird das Intakt-Parathormon bestimmt um
festzustellen, ob der Parathormonspiegel ebenfalls erhöht ist. Da
Parathormon nur wenige Minuten aktiv bleibt bis es in der Leber und den
Nieren in inaktive Teile gespalten wird, wird dieser aktive Anteil als
Intakt-Parathormon bezeichnet. Bei einem erhöhten Intakt-Parathormonspiegel,
sowie einem erhöhten Kalziumwert im Blut ist die Diagnose
Hyperparathyreoidismus nahezu sicher. |
Eine
Sonographie zeigt die Veränderung durch ein Adenom.
|
Weil
in bis zu 85 Prozent der Fälle die Ursache der exzessiven Parathormonausschüttung ein
Adenom in der Nebenschilddrüse ist, muss unbedingt eine Sonographie durchgeführt werden. Damit kann ein
Adenom nachgewiesen werden.
|
Nierendiagnostik und Abklärung von Magen- Darm- Beschwerden und
Knochenschäden
|
Bei
Spätschäden, und um den Schweregrad des Krankheitsbildes richtig einzuschätzen, sind
eine genaue Untersuchung der Nieren mit Bestimmung der Nierenwerte und Sonographie der
Nieren ebenso erforderlich, wie eine Abklärung von Magen-Darm-Beschwerden und mögliche
Knochenschädigungen.
|
|
Therapie
|
Das Adenom muss operativ entfernt werden
|
Wichtigste
Maßnahme ist in den meisten Fällen die operative Entfernung des Adenoms. Danach
normalisiert sich die Parathormonausschüttung. Die Folgen des Hyperkalzämiesyndroms
verschwinden dann meistens innerhalb von drei Monaten. Knochenerkrankungen brauchen
länger, bis zu 2 Jahren. Nicht alle Knochenmanifestationen bilden sich zurück.
|
Entfernung von Nebenschilddrüsen
|
Bei etwa 7 Prozent der Betroffenen geht die Überfunktion
auf eine allgemeine Vergrößerung aller (meistens 4 siehe
Anatomie)
Nebenschilddrüsen zurück. In diesem Fall werden in der Regel 3 1/2
Nebenschilddrüsen entfernt. |
Bei leichten Formen nur Kontrollen
|
Bei leichten, asymptomatischen Formen der Überfunktion
der Nebenschilddrüsen kann unter halbjährlicher Kontrolle von
Serumkalzium,
Parathormon und
Nierenfunktion abgewartet werden. |
Maßnahmen zu Rehydration und Ausgleich der Elektrolyte vor der Operation
|
Eine
medikamentöse Therapie soll die Zeit bis zur Operation überbrücken und den Betroffenen
auf die Operation vorbereiten. Wichtig ist das Ausgleichen des Flüssigkeitsmangels, der
als Folge der
Hyperkalzämie
entstanden ist. Dies nennt sich in der Fachsprache Rehydration. Das entstandene
Ungleichgewicht der Elektrolyte muss ausgeglichen werden. Außerdem soll dem Abbau von
Knochenmasse entgegengewirkt werden durch die Medikation mit Calcitonin,
Bisphosphonat und Glukokortikoiden.
|
|
Sekundärer Hyperparathyreoidismus
|
Die sekundäre Form ist kein eigenständiges Krankheitsbild
|
Der
sekundäre Hyperparathyreoidismus ist durch eine gesteigerte Sekretion von Parathormon
gekennzeichnet. Im Gegensatz zur primären Form wird die gesteigerte Hormonausschüttung
aber durch eine dauernde
Hypokalzämie (Kalziummangel im Blut) verursacht. Durch den
permanenten Kalziummangel werden die Nebenschilddrüsen stimuliert. Der sekundäre
Hyperparathyreoidismus ist kein eigenständiges Krankheitsbild. |
Chronisches Nierenversagen führt zu einem dauerhaft niedrigen
Kalziumspiegel
|
Die
Hypokalzämie wird auf zwei Ursachenkomplexe zurückgeführt:
- Chronisches
Nierenversagen: Das führt zunächst zu einem dauernd erhöhten Phospatspiegel im
Blut, der dann den Kalziumspiegel senkt. Im weiteren Verlauf der Nierenfunktionsstörung
kommt es zu einer verminderten Rückresorption von Kalzium in den Nieren. Das bedeutet, es
wird zu viel Kalzium ausgeschieden. Auch das wirkt sich senkend auf den Blutkalziumspiegel
aus. Im Verlauf der Erkrankung wird der Abbau der Knochensubstanz gesteigert und es kommt
zu entsprechenden Veränderungen. Dieser Typ der Erkrankung wird auch renaler sekundärer
Hyperparathyreoidismus genannt. Häufig betroffen sind Menschen mit einer Nierenerkrankung, bei denen die Dialyse nicht ausreichend funktioniert.
|
Magen- Darm- Erkrankungen bewirken eine Mangelversorgung mit Kalzium
|
|
|
Symptome
|
Die
intestinale Symptomatik variiert stark. Außerdem kann es zu Osteomalazie, Osteopenie und
Tetanien kommen.
|
Die
Symptome des intestinalen sekundären Hyperparathyreoidismus werden durch die Grundleiden
und von den Auswirkungen auf das Skelettsystem bestimmt. Das bedeutet, dass die Symptome
individuell sehr unterschiedlich sein können. Die Betroffenen können u. a. unter Durchfall, blutigem Stuhl,
Gewichtsabnahme und "rheumatischen"
Beschwerden leiden. Der Vitamin-D-Mangel, der bei vielen Betroffenen auftritt, ist
verantwortlich für die Symptome einer Osteomalazie (Knochenerweichung). Steht die Abnahme
der Knochensubstanz (Osteopenie) im Vordergrund, so treten Symptome einer Osteoporose auf. Die Hypokalzämie kann Tetanien auslösen. |
Bei der renalen Symptomatik leiden die Betroffenen an Beschwerden des
Bewegungsapparates
|
Bei
dem renalen sekundären Hyperparathyreoidismus stehen Beschwerden des Bewegungsapparates
im Vordergrund. Zu Anfang sind diese meist undifferenziert, später kommt es zu
Knochenbrüchen, der Ausbildung eines Rundrückens und der Entwicklung von schmerzhaften
Umbauprozessen im Knochen. Verkalkungen außerhalb des Knochens können gelenknah zu
Schmerzen führen. Die Haut kann über Verkalkungsherden aufbrechen, so dass sich schlecht
heilende Geschwüre bilden. Der erhöhte Parathormonspiegel verursacht ein lästiges
Hautjucken. Infolge der Arterienverkalkung treten Durchblutungsstörungen an den Beinen
auf.
|
|
Diagnostik
|
Labortest
zeigen Mangelerscheinungen an. Außerdem Röntgen.
|
Für
die Diagnose wird der Kalzium- und Phosphatspiegel bestimmt. Außerdem
das Parathormon, die Serumphosphatase und das Vitamin-D. Neben den Laboruntersuchungen
müssen Betroffene auch geröntgt werden. Die Röntgenbilder geben Aufschluss über
Knochenentkalkungen. Auch spezielle "Umbauzonen" (Looser-Umbauzonen), die sich
im Röntgenbild als helle Streifen abzeichnen, sind ein Hinweis auf die Erkrankung. Diese
Zonen sind häufig bevorzugte Stellen für einen Ermüdungsbruch des Knochens.
|
|
Therapie
|
Medikamente können die Kalziumaufnahme verbessern. Zusätzlich
Substitution
|
Wichtig
ist die fachgerechte Therapie und Überwachung der Grunderkrankung. Mit Medikamenten kann
der ansteigende Serumphosphatspiegel gesenkt werden. Durch die Gabe von Calcitriol wird
die Kalziumaufnahme verbessert. Außerdem können Kalziumpräparate und Vitamin-D
zugeführt werden. Bei Dialyse sollte
darauf geachtet werden, dass Dialysate mit niedrigem Kalziumgehalt die PTH Ausschüttung
anregen. Cinacalcet ist ein neuerer Wirkstoff, der bei sekundärem
Hyperparathyreoidismus infolge chronischem Nierenversagen zum Einsatz kommt
und den Parathormonspiegel wirksam senkt. |
Milch und Milchprodukte meiden
|
Häufig
bekommen Betroffene den Diäthinweis, Milch und Milchprodukte zu meiden. Sie haben einen
sehr hohen Phosphatanteil und der wirkt sich senkend auf den Blutkalziumspiegel aus.
|
|
|