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Elterliches Fehlverhalten verursacht kein ADHS
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Eine klare Ursache des ADHS konnte bislang trotz zahlreicher überprüfter
Hypothesen nicht eindeutig ermittelt werden. Sicher ist, dass elterliches Fehlverhalten
kein ADHS verursachen kann. Diese Tatsache ist sehr wichtig, weil sie den Betroffenen eine
große Last von den Schultern nimmt. Das Stigma "Wir sind schlechte Eltern" ist
nicht gerechtfertigt. |
Umweltfaktoren können die Entstehung fördern
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Heute geht man davon aus, dass Bleivergiftungen, Alkohol- und
Nikotinkonsum während der Schwangerschaft und Nahrungsmittelallergien die Entstehung der
Erkrankung fördern können. |
Es gibt genetische Komponenten
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Wissenschaftlich konnte nachgewiesen werden, dass das Krankheitsbild
genetische, neurochemische, neurophysiologische und neuroanatomische Besonderheiten
aufweist. Die genetischen Anteile spiegeln sich in der Verteilung der auf Jungen und
Mädchen. Jungen machen den größten Anteil der Betroffenen aus. Sie sind ungefähr 3 bis
9mal häufiger betroffen, als Mädchen. Insgesamt tritt das Krankheitsbild bei etwa 3 bis
4 Prozent aller Kinder auf, Jugendliche sind etwa zu 2 Prozent betroffen. |
Unterschiedlich ausgeprägte Veranlagung für ADS/ADHS
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Auch umfangreiche Zwillings- und Adoptionsstudien der letzen Jahre belegen
weitgehend die genetische Disposition. Man geht heute davon aus, dass ADS/ADHS-Kinder mit
einer unterschiedlich ausgeprägten Veranlagung für die Erkrankung zur Welt kommen. Ist
diese Veranlagung sehr stark ausgebildet, so entwickelt sich auch unter günstigsten
familiären und sozialen Bedingungen eine ADS/ADHS. |
Es besteht ein Ungleichgewicht von Neurotransmittern
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Biologisch handelt es sich - nach heutiger Ansicht der meisten Forscher -
um eine Art Stoffwechselstörung. Die für die Reizweiterleitung benötigten Botenstoffe (Neurotransmitter wie Dopamin,
Serotonin, Noradrenalin) werden vermutlich nicht in ausgewogener Menge vom Körper
produziert. Diese Neurotransmitter sind erforderlich für die Regulierung der
Stimmungslage sowie der Lern- und Gedächtnisfunktionen. Bei fehlendem Gleichgewicht der
produzierten Neurotransmitter wird die Reizweiterleitung und damit auch die
Regulierung der genannten Funktionen gestört. (Was Neurotransmitter genau sind und
wie sie funktionieren, können Sie hier nachlesen.) |
Es kommt zu einer ständigen Reizüberflutung
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Diese Vorgänge kann man sich z. B. als Filterprozess vorstellen. Bei
jedem Menschen kommen im Gehirn ununterbrochen hunderte von Informationen an, die von den
Sinnesorgane wahrgenommen werden. Empfindungen, Eindrücke, Gefühle, Gerüche,
Geräusche, Farben, Temperatur, Druck - alles gelangt zur Weiterverarbeitung in das
Gehirn. Dort werden diese Informationen in "wichtig", "weniger
wichtig" oder "unwichtig" sortiert. Das bedeutet, dass nur ein Bruchteil
der einströmenden Informationen bewusst aufgenommen. Wir ignorieren z. B. das Rauschen
der Heizung oder andere unterschwellige Umgebungsgeräusche. Nur etwa 10 Prozent der im
Gehirn eintreffenden Wahrnehmenungen nimmt ein gesunder Mensch bewusst war. Der Rest wird
durch Filterprozesse herausgefiltert. So werden nur die aktuell wichtigen Informationen
"durchgelassen" und verarbeitet. |
Zu viele Reize müssen verarbeitet werden
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Bei einem Kind mit ADS/ADHS ist dieser Filter sehr grob. So werden sehr
viele Umgebungsreize in das Verarbeitungszentrum "durchgelassen". Als Folge
davon sind die betroffenen Kinder sehr leicht ablenkbar, vergessen aber auch aufgenommene
Informationen schnell wieder und lernen schlecht aus Erfahrung. |
Medikamente können das Ungleichgewicht ausgleichen
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Diese Meinung stützt sich auf Erkenntnisse und Studien, die durch die
Medikamentenwirkungen erst möglich wurden (z.B. Wirth und Trott 1993, Braun u.a. 1994).
Hierzu wurde u.a. mit Stimulanzien die Produktion der verschiedenen Neurotransmitter
angeregt. Sedierende (beruhigende) Medikamente verstärken die Störung. Eine
ausführliche Darstellung der Behandlung mit Stimulanzien und anderen Medikamenten finden
Sie im Text "Medikamentöse Therapie".
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