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Sie sind über 40 Jahre und in den meisten Fällen ist die Familienplanung
längst abgeschlossen. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Frauen in dieser Zeit über
ein (weiteres) Kind nachdenken. Wäre es nicht doch schön, das noch einmal zu erleben?
Habe ich etwas verpasst? So möchte ich die Dezember-Kolumne diesem Thema widmen. |
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Tatsache ist, dass sich der Kinderwunsch bei Frauen in Deutschland
zunehmend in das höhere Alter verschiebt. Statistiken belegen das von Jahr zu Jahr
steigende Durchschnittsalter der gebärenden Frau. Die Gründe hierfür sind vielfältig.
Längere Ausbildungszeiten und der Wunsch nach beruflicher Entwicklung sind nur ein Grund,
der sofort ins Auge fällt. |
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Entscheidet sich für ein Paar um die 40 - 45 Jahre für (noch) ein Kind,
liegen die Gründe zumeist im privaten Bereich. Eine neue Partnerschaft mag ein häufiger
Grund sein. Andererseits kann sicher ein "Nachzügler" bei sonst
gleichgebliebener Familienkonstellation für viele Eltern eine erstrebenswerte
Bereicherung darstellen. |
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Wenn Sie sich in fortgeschrittenem Alter für eine Kind entscheiden
sollten, werden Sie sich fragen, wie wahrscheinlich eine spontane, natürliche
Schwangerschaft ist. Ab dem 40. Lebensjahr ist die spontane Schwangerschaftsrate mit 0,2
bis maximal 2 Prozent sehr niedrig. (Wer kein Kind haben möchte, sollte dennoch
verhüten.) Deshalb fragen Frauen mit Kinderwunsch bald nach medizinischer Hilfe, die eine
Schwangerschaft ermöglicht. |
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Hierbei gilt es drei unterschiedlichen Aspekte zu beachten, die in einem
Beratungsgespräch bei Ihrem Gynäkologen zur Sprache kommen sollten:
- die Möglichkeiten und Grenzen einer Sterilitätsbehandlung
- die Erfolgschancen solcher Maßnahmen und
- die potentiellen, altersspezifischen Gefahren einer Schwangerschaft und Geburt.
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Eine kurze Darstellung verschiedener Verfahren der künstlichen Befruchtung finden Sie hier.
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Die Frage mit welcher Sterilitätsbehandlung bei der Frau ab 40 begonnen
werden sollte, hängt wesentlich von der individuellen Vorgeschichte des Paares ab und
lässt sich nicht allgemein beantworten. Tendenziell wird man jedoch eher geneigt sein,
eingreifende Verfahren zu wählen, um eine realistische Chance auf eine Schwangerschaft zu
erzielen. So rückt mit zunehmendem Alter die In-Vitro-Fertilisation
in den Vordergrund. |
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Diese Überlegungen sollten auch das Ausmaß der Diagnostik beeinflussen.
So unterscheiden sich die Abklärung einer ungewollten Kinderlosigkeit bei einer
30-jährigen und bei einer 40-jährigen Frau ganz erheblich. Grund ist eben die
unterschiedliche therapeutische Vorgehensweise. Je älter die Patientin, desto
zielorientierter sollte die Auswahl der diagnostischen Schritte sein, um nicht unnötig
Zeit zu verlieren. |
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Dabei gibt es allerdings kein festes Schema. Jede Entscheidung hängt auch
mit von dem Erfahrungshintergrund des behandelnden Gynäkologen ab. Deshalb ist es wichtig
für ein betroffenes Paar, sich möglichst zügig an ein Zentrum für Reproduktionsmedizin
zu wenden, das auch Erfahrungen im Umgang mit älteren Patientinnen hat. |
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Was die zweite Frage der "Erfolgsaussichten" angeht, kann man -
in Anlehnung an die Daten des deutschen IVF- Registers - sagen, dass von einer
Schwangerschaftsrate von ungefähr 15 Prozent bei der über 40 jährigen Frau ausgegangen
werden kann. Jedoch ist das Risiko einer Fehlgeburt mit 30 Prozent bei einer 40 jährigen
Frau und mit sogar 50 Prozent bei einer 45 jährigen Frau deutlich erhöht. Deshalb sollte
man realistischerweise von einer Chance im Rahmen von etwa 5 bis 7 Prozent auf die Geburt
eines Kindes ausgehen. |
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Sie sollten auch den nicht unerheblicher finanziellen Aspekt nicht
vergessen. Jenseits des 40. Lebensjahres müssen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten
für eine IVF- Behandlung nicht übernehmen. Wenn eine solche Behandlung
erfolgsversprechend ist, können sie die Kosten jedoch tragen. Hierbei ist aber nicht
definiert was "erfolgsversprechend" bedeutet und es obliegt somit dem Ermessen
des medizinischen Dienstes der Krankenkassen, was er darunter versteht. Oberhalb des 45.
Lebensjahres dürfen die gesetzlichen Kassen die Kosten wegen zu geringer
Erfolgsaussichten gar nicht mehr übernehmen. Sie tun also gut daran, sich zunächst bei
Ihrer Krankenkasse nach der Kostenübernahme und anschließend bei dem IVF- Zentrum nach
den entstehenden Kosten zu erkundigen. Diese können je nach Auswahl des
Stimulationsverfahrens erheblich variieren und zwischen 2000 und 10.000 Euro und auch
darüber liegen. |
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Bei den potentiellen, altersspezifischen Gefahren einer Schwangerschaft
und Geburt sollte man zwischen Fehlbildungsrisiko und Schwangerschaftskomplikationen
unterscheiden. Grundsätzlich steigt das Fehlbildungsrisiko mit steigendem Alter der
Mutter. In erster Linie sei hier das Down- Syndrom genannt. Das Down-Syndrom kommt
generell bei 1:600 bis 1:1000 Lebendgeburten vor. Bei einer 40 jährigen Frau steigt das
Risiko auf 1:100, bei einer 45 Jährigen auf 1:20. |
Eine ausführliche Darstellung des Gestationsdiabetes finden Sie hier.
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Bei den Schwangerschaftskomplikationen sind es in erster Linie eine
Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie) und eine Zuckererkrankung (Gestationsdiabetes) die jenseits des 40
Lebensjahres deutlich gehäuft auftreten. Andere Untersuchungen weisen auch ein
niedrigeres Geburtsgewicht und eine steigende Zahl von Frühgeburten aus. In jedem Falle
steigt die Rate der Kaiserschnitte mehr als es dem Maß der zu erwartenden Komplikationen
entspricht. Auch der Geburtshelfer wird also extrem vorsichtig sein. Diese Vorgehensweise
ist aber meines Erachtens durchaus gerechtfertigt, wenn man das heute eher geringe
Operationsrisiko bedenkt. Außerdem sind mögliche Folgen für nachfolgende
Schwangerschaften nicht zu berücksichtigen, da man in diesem Fall davon ausgehen kann,
dass Sie kaum weitere Kinder bekommen werden. |
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Soviel also zu der rein medizinisch- technischen Seite. Unerwähnt, aber
letztlich auch in diesem Alter gar keine Seltenheit, ist die spontane und
komplikationslose Schwangerschaft. Ob es sich für ein Kind nicht immer lohnt, diese
Unwegsamkeiten in Kauf zu nehmen, können nur Sie selbst gemeinsam mit Ihrem Partner
entscheiden. |
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Unerlässliche Voraussetzung hierzu ist jedoch eine umfassende Medizinisch
korrekte und ehrliche Beratung. Es freut mich, wenn ich hierzu ein Stück habe beitragen
können. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine beschauliche und stressfreie
Vorweihnachtszeit.
Ihre Gabriele von Villiez.
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