Ursachen für einen Insulinmangel
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Zu einer Hyperglykämie ("Überzuckerung") kommt es als Folge
eines Insulinmangels. Dieser kann verschiedene Gründe haben:
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Durch die Überzuckerung entsteht eine Übersäuerung
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Als Folge der Hyperglykämie stellt sich durch den durcheinander geratenen
Stoffwechsel eine Ketoazidose ("Übersäuerung") ein. Dabei finden sich folgende
Laborwerte:
- Blutzuckerspiegel: über 250 mg/dl (13,8
mmol/l)
- pH-Wert des Blutes, das aus einer Arterie entnommen wurde: unter 7,35
- pH-Wert des Blutes, das aus einer Vene entnommen wurde: unter 7,3
- erniedrigter Bikarbonatspiegel im Blut; Bikarbonat ist basisch (das Gegenteil von sauer)
und wird zum Ausgleich der Übersäuerung verbraucht
- Nachweis von Ketonkörpern im Urin
und im Blut
Umfangreiche Hinweise zum Säure-Basen-Haushalt und zur Übersäuerung finden Sie bei MedizInfo®Ernährung:
Säure-Basen-Haushalt.
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Die Ketonkörper entstehen bei der Fettverbrennung
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Die Ketonkörper entstehen, wenn der Körper bei Insulinmangel die
Fettreserven des Körpers zur Energiegewinnung abbaut. Dies ist erforderlich, da aufgrund
des Insulinmangels keine ausreichenden Mengen an Glukose in die Körperzellen
eingeschleust werden können. Die Zellen erleiden dadurch einen Energiemangel, den der
Körper durch Erschließung anderer Energiequellen wie des Fettgewebes ausgleicht. Es
kommt zur Freisetzung von Fettsäuren aus dem Fettgewebe (bei Gesunden hemmt ein
ausreichend hoher Insulinspiegel den Fettabbau). Diese Fettsäuren werden in der Leber
abgebaut, wobei unter anderem Ketonkörper entstehen. Ketonkörper sind "sauer",
das heißt sie haben einen niedrigen pH-Wert. Wenn es dann im Rahmen des Fettsäureabbaus
zu einem hohen Aufkommen an Ketonkörpern im Blut kommt, wird das Blut (bzw. der gesamte
Körper - vgl. metabolische
Azidose) sauer und der pH-Wert sinkt. |
Verstärkte Atmung bei Übersäuerung
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Um der Übersäuerung entgegenzuwirken, muss der Körper saure Substanzen
abgeben. Das erfolgt im Fall der Ketoazidose in großem Umfang über die Atmung. Durch
gesteigertes Ausatmen von chemisch saurem Kohlendioxid (CO2) erfolgt ein teilweiser
Ausgleich. Die Atemluft hat dabei einen typischen, fruchtigen Geruch (Azetongeruch -
Geruch wie nach Nagellack). Diese Form der verstärkten Atmung zum Ausgleich einer
Ketoazidose wird als Kussmaul-Atmung
bezeichnet. |
Austrocknung als Folge der Übersäuerung
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Als Folge der Übersäuerung kommt es im weiteren Verlauf zu einer
Austrocknung. Zum einen geht Flüssigkeit als Wasserdampf durch die verstärkte Atmung
über die Lunge verloren. Zum anderen werden durch den erhöhten Blutzuckerspiegel große
Mengen an Glukose mit dem Urin ausgeschieden. Da die Glukose dabei in ausreichend
Flüssigkeit gelöst sein muss, verliert der Körper auch auf diesem Weg Flüssigkeit. Das
führt zu häufigem Wasserlassen und einem ausgeprägten Durstgefühl. Auch die
Ketonkörper werden in Form von Salzen mit dem Urin ausgeschieden. |
Schäden durch Mangel an Flüssigkeit
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Als Folge des Flüssigkeitsmangels wiederum ist die Fließfähigkeit des
Blutes herabgesetzt. Insbesondere in den kleinsten Blutgefäßen (Kapillaren) kann es zu
Durchblutungsstörungen kommen, die sich im schlimmsten Fall als Absterben von Gewebe
(Nekrose) äußern. Eine weitere mögliche Folge der Bluteindickung ist die Entstehung von
Thrombosen. |
Ketoazidotisches Koma
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Die ausgeprägteste Form der Ketoazidose ist das ketoazidotische Koma. Es
ist die Folge des Zusammentreffens der vielfältigen Symptome der Überzuckerung:
- Übersäuerung
- Austrocknung
- verstärkte Atmung
- Durchblutungsstörungen
Anzeichen für ein drohendes ketoazidotisches Koma sind Übelkeit, Erbrechen und
Müdigkeit mit zunehmender Bewusstseinseintrübung. Ein weiteres Symptom der veränderten
Stoffwechsellage ist eine Reizung des Bauchfells. Das kann
zu starken Bauchschmerzen führen.
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Behandlung im Krankenhaus
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Ist eine Ketoazidose eingetreten, muss diese unverzüglich behandelt
werden, und zwar auf jeden Fall im Krankenhaus bzw. im Fall eines ketoazidotischen Komas
auf der Intensivstation. Wichtig sind die Gabe von Infusionen, um den Flüssigkeitsverlust
auszugleichen, und die Gabe von Insulin zu Senkung des erhöhten Blutzuckerspiegels.
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