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Hormonelle Ursachen
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Resistin macht Körperzellen unempfindlicher gegen Insulin
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Seit Neuestem wird eine hormonelle Ursache mitverantwortlich gemacht für
die Entstehung der Insulinresistenz und damit des Diabetes
Typ 2. Das Hormon Resistin wird vom Fettgewebe
abgesondert, insbesondere von den Fettzellen des Bauchfetts. Es wurde erst
im Jahre 2001 entdeckt und sorgt seitdem für neue Ansätze in
der Diabetesforschung. Im Organismus
ist Resistin verantwortlich dafür, dass die Körperzellen nicht mehr so
empfindlich auf das Insulin reagieren. Gleichzeitig fördert es Speicherung von Fett in
den Fettzellen. |
Neue Medikamente bekämpfen die Ursache
des Diabetes
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Diese Zusammenhänge, die sowohl die Entstehung der Insulinresistenz, als
auch das bei Diabetikern häufig auftretende Übergewicht, erklären, führen dazu, dass
sich bei der Behandlung zum ersten Mal ein Weg eröffnet, eine Ursache des Diabetes direkt
anzugehen. Neue Medikamente greifen direkt in die Stoffwechselvorgänge ein und
beeinflussen die Insulinsensitivität. Ein Beispiel dafür sind Insulinsensitizer wie Pioglitazon (vgl. Behandlung). |
Zwei weitere Risikofaktoren können bei Frauen bestehen
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Speziell für Frauen gelten 2 weitere Risikofaktoren, die bei
entsprechender genetischer Veranlagung die Entstehung eines Typ-2-Diabetes begünstigen
können:
- so genannte "männliche" Fettverteilung mit mehr Fett am Bauch als an den
Hüften
- starke Behaarung (Hirsutismus) aufgrund von Störungen des Hormonhaushaltes
(beispielsweise bei Auftreten zahlreicher Zysten in den Eierstöcken)
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Hyperinsulinämie
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Der Insulinspiegel im Blut steigt immer weiter an
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Bei einer Insulinresistenz kann die Glukose aus dem Blut nicht in die
Zellen gelangen. Normalerweise würde das Insulin
die Zellen für die Glukose "aufschließen". Durch die zunehmende Resistenz
gegen Insulin werden immer weniger Zellen für Glukose aufnahmefähig. Die Glukose zirkuliert dann
verstärkt mit dem Blut, weil das Insulin nicht wirksam arbeitet. Der Körper
interpretiert das als "Insulinmangel" (obwohl eigentlich genug da ist) und gibt
das Signal, noch mehr Insulin zu produzieren. Durch die gesteigerte Produktion steigt der
Insulinspiegel im Blut weiter an. Dieser Vorgang wird Hyperinsulinämie genannt. |
Fortlaufende Überproduktion erschöpft die insulin- produzierenden
Zellen
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Nicht nur Diabetiker sind von einer Hyperinsulinämie betroffen. In den
westlichen Industriestaaten findet sie sich bei jedem Dritten. Für einige Zeit verhindert
die Hyperinsulinämie einen zu hohen Blutzuckerspiegel und damit eine gefährliche Stoffwechselentgleisung. Zusammen mit einer
Insulinresistenz aber kommt es zu einem fatalen Kreislauf:
- Befindet sich immer zuviel Insulin im Blut, werden die Zellen immer unempfindlicher
(resistenter).
- Daraufhin produziert die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin, um den
Blutzuckerspiegel auf einem normalen Niveau zu halten.
- Schließlich sind eines Tages, durch die fortdauernde Überproduktion, die B-Zellen
erschöpft.
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Metabolisches Syndrom
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"Teuflisches" Zusammenwirken verringert die Lebenserwartung
der Betroffenen
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Unter einem metabolischen Syndrom werden vier verschiedene Störungen
zusammengefasst, die gemeinsam als Auslöser vieler Krankheiten, insbesondere Herz-Kreislauferkrankungen, gelten. Zwei Drittel
aller Diabetiker sterben vorzeitig an diesen Erkrankungen. Diese vier Faktoren sind:
Wegen seiner gefährlichen Folgen wird das metabolische
Syndrom häufig auch als "tödliches Quartett" bezeichnet. |
Die Entstehung kann sehr unterschiedlich sein
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Dabei können die Ursachen für die Entstehung der einzelnen Faktoren
durchaus unterschiedlich sein. Bei den erhöhten Blutfetten
kann z. B., neben einer erblichen Störung auch eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), chronisches Nierenversagen, Diabetes, Alkoholabhängigkeit oder eine
Glykogenspeicherkrankheit als Entstehungsursache vorkommen. |
Hyperinsulinämie unterstützt die Entstehung der anderen Faktoren des
metabolischen Syndroms
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Schon bei Vorhandensein einer Hyperinsulinämie
kommt es zu einer Ausbildung von Folgeschäden, die wiederum die Entstehung anderer
Faktoren des metabolischen Syndroms unterstützen. Die Glukosetoleranz ist gestört, die
Fettsucht verschlimmert sich und Blutdruck
und Blutfettwerte steigen an. Bei ständig zu
hohem Blutzuckerspiegel kommt es zu
einer Veränderung der Blutgefäße. Es bilden sich vermehrt arteriosklerotische Ablagerungen. Diese sind
wiederum Hauptursache für Herzinfarkt, Schlaganfall und arterielle Durchblutungsstörungen, z. B. der Beine.
Besonders wegen der Gefäßveränderungen ist es so wichtig, dass Diabetiker gut
eingestellt werden. Geschieht das nicht, so haben sie eine deutlich geringere
Lebenserwartung. |
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Ausbruch der Krankheit
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Typ-2 Diabetes entwickelt sich langsam
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Die Entstehung des Typ-2 Diabetes ist ein allmählicher
Prozess. Der
Übergang von gesund nach krank ist fließend und wird deshalb auch oft nicht frühzeitig
wahrgenommen. Die charakteristischen Beschwerden,
wie z. B. vermehrtes Wasserlassen oder Durst, treten beim Typ 2 oft nicht auf. Sie können
auch so schwach ausgeprägt sein, dass sie gar nicht bemerkt werden. Oft werden erste
Anzeichen falsch interpretiert, sowohl von den Betroffenen, als auch von ihren Ärzten.
Müdigkeit, Sehstörungen und Gewichtsverlust werden als Alterserscheinungen
aufgefasst
und nicht näher untersucht. Aus diesem Grunde ist es wichtig,
alle 2 Jahre die kostenlosen
Gesundheitschecks regelmäßig durchführen zu lassen. |
Schritte auf dem Weg zur Erkrankung
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Zwischen der genetischen Veranlagung zur Entwicklung eines Diabetes
mellitus Typ 2 und dem Ausbruch der Erkrankung liegen mehrere Schritte bzw.
Entwicklungen:
- bestehende genetische Veranlagung, an einem Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken
- Bewegungsmangel und ungesunde, zu reichliche Ernährung mit Entwicklung von Übergewicht
- zunehmende Unempfindlichkeit (Resistenz) der Organe gegenüber dem Hormon Insulin (Insulinresistenz). Eine Insulinresistenz hat zur
Folge, dass die im Blut befindliche Glukose durch die mangelnde Insulinwirkung nicht mehr
in die Zellen gelangt.
- Gegenregulation des Körpers als Reaktion auf die Insulinresistenz: verstärkte
Freisetzung von Insulin aus den B-Zellen der Bauchspeicheldrüse
- kontinuierlich steigender Insulinbedarf zur Senkung des Blutzuckerspiegels. In einer
solchen Situation wird eine größere Menge Insulin benötigt, um die Glukose in die
Zellen zu befördern, als dies bei Gesunden der Fall ist.
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Prozess ist umkehrbar
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An dieser Stelle ist der Prozess der Entwicklung eines Typ-2-Diabetes noch umkehrbar!
Durch Ernährungsumstellung, körperliche Aktivität und Gewichtsreduktion kann es bei bis
zu 75 Prozent der Patienten gelingen, die Stoffwechselsituation zu normalisieren. |
Fortschreitende Entwicklung führt zur Erkrankung
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Schreitet die Entwicklung fort, so kommen folgende Aspekte hinzu:
- gestörte Glukosetoleranz: erhöhter Blutzuckerspiegel nach Trinken einer Lösung mit
einem festgelegten Glukosegehalt, z.B. im Rahmen eines oralen Glukosetoleranztests (oGTT)
- manifester Diabetes mellitus Typ 2, dieser wird diagnostiziert, wenn die
Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreicht, um den Blutzuckerspiegel in
erforderlichem Maße zu senken
- konstant gesteigerte Insulinfreisetzung aus der Bauchspeicheldrüse, um den ständig
erhöhten Blutzuckerspiegel zu senken (was aufgrund der Insulinresistenz jedoch nicht
gelingt)
- "Ausbrennen", Zerstörung und Funktionseinschränkung der B-Zellen der
Bauchspeicheldrüse, weil diese durch die ständig gesteigerte Insulinproduktion
überfordert sind
- Notwendigkeit, Insulin als Medikament zuzuführen, beispielsweise durch regelmäßige
Injektionen in das Unterhautfettgewebe
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Metabolisches Syndrom
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Während des Ablaufs dieser einzelnen Schritte tritt häufig früher oder
später ein metabolisches Syndrom auf. Dieses
ist Ausdruck der komplexen und vielfältigen Störungen des Stoffwechsels.
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