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Ursachen und Krankheitsentstehung des Diabetes mellitus Typ 2

Inhaltsübersicht:
Insulinresistenz und Vererbung
Hormonelle Ursachen
Hyperinsulinämie
Metabolisches Syndrom
Ausbruch der Krankheit

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Insulinresistenz und Vererbung

Beim Diabetes mellitus Typ 2 wird immer mehr Insulin produziert

Der Typ-2-Diabetes unterscheidet sich wesentlich vom Typ-1-Diabetes. Wird bei Diabetes mellitus Typ 1 die Insulinproduktion immer geringer, bis hin zur völligen Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen, so ist beim Diabetes mellitus Typ 2 zu viel Insulin im Blutkreislauf. Die Bauchspeicheldrüse produziert mit der Zeit immer mehr Insulin, weil die Körperzellen nicht mehr auf das Insulin ansprechen. Sie werden resistent (unempfindlich).

 

Der Veranlagung zu Diabetes mellitus Typ 2 kann vererbt werden

Für die Entstehung eines Diabetes mellitus Typ 2 spielt die Vererbung sogar noch eine bedeutendere Rolle, als bei Diabetes Typ 1. Zahlreiche vererbbare Gene können für die Entstehung dieser Erkrankung verantwortlich sein, wobei die genauen Details momentan noch nicht bekannt sind. Dabei ergeben sich folgende Risiken:
  • Besteht bei einem Elternteil ein Diabetes mellitus Typ 2, so beträgt das Risiko für die Kinder, im Laufe des Erwachsenenlebens ebenfalls daran zu erkranken, 40 Prozent.
  • Sind beide Elternteile an einem Typ-2-Diabetes erkrankt, entwickeln die Kinder diese Krankheit mit einem Risiko von 80 Prozent ebenfalls.
  • Bei erkrankten Geschwistern beläuft sich das Erkrankungsrisiko auf 40 Prozent.
  • Ist ein eineiiger Zwilling von einem Diabetes mellitus Typ 2 betroffen, so erkrankt dessen Zwilling zu 90 Prozent ebenfalls daran.

 

Diabetes ist kein unabwendbares Schicksal

Dennoch ist die Erkrankung an einem Diabetes mellitus Typ 2 nicht schicksalhaft durch die Gene bestimmt, sondern es müssen zusätzlich weitere Umstände zum Tragen kommen. Hier sind insbesondere eine ungesunde, zu reichliche Ernährung sowie Übergewicht und Bewegungsarmut zu nennen. Man hat festgestellt, dass eine Gewichtszunahme von 8 bis 10 kg das Risiko zur Entstehung von Diabetes um das 3-fache, eine Zunahme von 11 bis 20 Kg sogar um das 5-fache erhöht.

 

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Hormonelle Ursachen

Resistin macht Körperzellen unempfindlicher gegen Insulin

Seit Neuestem wird eine hormonelle Ursache mitverantwortlich gemacht für die Entstehung der Insulinresistenz und damit des Diabetes Typ 2. Das Hormon Resistin wird vom Fettgewebe abgesondert, insbesondere von den Fettzellen des Bauchfetts. Es wurde erst im Jahre 2001 entdeckt und sorgt seitdem für neue Ansätze in der Diabetesforschung. Im Organismus ist Resistin verantwortlich dafür, dass die Körperzellen nicht mehr so empfindlich auf das Insulin reagieren. Gleichzeitig fördert es Speicherung von Fett in den Fettzellen.

 

Neue Medikamente bekämpfen die Ursache des Diabetes

Diese Zusammenhänge, die sowohl die Entstehung der Insulinresistenz, als auch das bei Diabetikern häufig auftretende Übergewicht, erklären, führen dazu, dass sich bei der Behandlung zum ersten Mal ein Weg eröffnet, eine Ursache des Diabetes direkt anzugehen. Neue Medikamente greifen direkt in die Stoffwechselvorgänge ein und beeinflussen die Insulinsensitivität. Ein Beispiel dafür sind Insulinsensitizer wie Pioglitazon (vgl. Behandlung).

 

Zwei weitere Risikofaktoren können bei Frauen bestehen

Speziell für Frauen gelten 2 weitere Risikofaktoren, die bei entsprechender genetischer Veranlagung die Entstehung eines Typ-2-Diabetes begünstigen können:
  • so genannte "männliche" Fettverteilung mit mehr Fett am Bauch als an den Hüften
  • starke Behaarung (Hirsutismus) aufgrund von Störungen des Hormonhaushaltes (beispielsweise bei Auftreten zahlreicher Zysten in den Eierstöcken)

 

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Hyperinsulinämie

Der Insulinspiegel im Blut steigt immer weiter an

Bei einer Insulinresistenz kann die Glukose aus dem Blut nicht in die Zellen gelangen. Normalerweise würde das Insulin die Zellen für die Glukose "aufschließen". Durch die zunehmende Resistenz gegen Insulin werden immer weniger Zellen für Glukose aufnahmefähig. Die Glukose zirkuliert dann verstärkt mit dem Blut, weil das Insulin nicht wirksam arbeitet. Der Körper interpretiert das als "Insulinmangel" (obwohl eigentlich genug da ist) und gibt das Signal, noch mehr Insulin zu produzieren. Durch die gesteigerte Produktion steigt der Insulinspiegel im Blut weiter an. Dieser Vorgang wird Hyperinsulinämie genannt.

 

Fortlaufende Überproduktion erschöpft die insulin- produzierenden Zellen

Nicht nur Diabetiker sind von einer Hyperinsulinämie betroffen. In den westlichen Industriestaaten findet sie sich bei jedem Dritten. Für einige Zeit verhindert die Hyperinsulinämie einen zu hohen Blutzuckerspiegel und damit eine gefährliche Stoffwechselentgleisung. Zusammen mit einer Insulinresistenz aber kommt es zu einem fatalen Kreislauf:
  • Befindet sich immer zuviel Insulin im Blut, werden die Zellen immer unempfindlicher (resistenter).
  • Daraufhin produziert die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin, um den Blutzuckerspiegel auf einem normalen Niveau zu halten.
  • Schließlich sind eines Tages, durch die fortdauernde Überproduktion, die B-Zellen erschöpft.

 

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Metabolisches Syndrom

"Teuflisches" Zusammenwirken verringert die Lebenserwartung der Betroffenen

Unter einem metabolischen Syndrom werden vier verschiedene Störungen zusammengefasst, die gemeinsam als Auslöser vieler Krankheiten, insbesondere Herz-Kreislauferkrankungen, gelten. Zwei Drittel aller Diabetiker sterben vorzeitig an diesen Erkrankungen. Diese vier Faktoren sind:

Wegen seiner gefährlichen Folgen wird das metabolische Syndrom häufig auch als "tödliches Quartett" bezeichnet.

 

Die Entstehung kann sehr unterschiedlich sein

Dabei können die Ursachen für die Entstehung der einzelnen Faktoren durchaus unterschiedlich sein. Bei den erhöhten Blutfetten kann z. B., neben einer erblichen Störung auch eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), chronisches Nierenversagen, Diabetes, Alkoholabhängigkeit oder eine Glykogenspeicherkrankheit als Entstehungsursache vorkommen.

 

Hyperinsulinämie unterstützt die Entstehung der anderen Faktoren des metabolischen Syndroms

Schon bei Vorhandensein einer Hyperinsulinämie kommt es zu einer Ausbildung von Folgeschäden, die wiederum die Entstehung anderer Faktoren des metabolischen Syndroms unterstützen. Die Glukosetoleranz ist gestört, die Fettsucht verschlimmert sich und Blutdruck und Blutfettwerte steigen an. Bei ständig zu hohem Blutzuckerspiegel kommt es zu einer Veränderung der Blutgefäße. Es bilden sich vermehrt arteriosklerotische Ablagerungen. Diese sind wiederum Hauptursache für Herzinfarkt, Schlaganfall und arterielle Durchblutungsstörungen, z. B. der Beine. Besonders wegen der Gefäßveränderungen ist es so wichtig, dass Diabetiker gut eingestellt werden. Geschieht das nicht, so haben sie eine deutlich geringere Lebenserwartung.

 

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Ausbruch der Krankheit

Typ-2 Diabetes entwickelt sich langsam

Die Entstehung des Typ-2 Diabetes ist ein allmählicher Prozess. Der Übergang von gesund nach krank ist fließend und wird deshalb auch oft nicht frühzeitig wahrgenommen. Die charakteristischen Beschwerden, wie z. B. vermehrtes Wasserlassen oder Durst, treten beim Typ 2 oft nicht auf. Sie können auch so schwach ausgeprägt sein, dass sie gar nicht bemerkt werden. Oft werden erste Anzeichen falsch interpretiert, sowohl von den Betroffenen, als auch von ihren Ärzten. Müdigkeit, Sehstörungen und Gewichtsverlust werden als Alterserscheinungen aufgefasst und nicht näher untersucht. Aus diesem Grunde ist es wichtig, alle 2 Jahre die kostenlosen Gesundheitschecks regelmäßig durchführen zu lassen.

 

Schritte auf dem Weg zur Erkrankung

Zwischen der genetischen Veranlagung zur Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 und dem Ausbruch der Erkrankung liegen mehrere Schritte bzw. Entwicklungen:
  • bestehende genetische Veranlagung, an einem Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken
  • Bewegungsmangel und ungesunde, zu reichliche Ernährung mit Entwicklung von Übergewicht
  • zunehmende Unempfindlichkeit (Resistenz) der Organe gegenüber dem Hormon Insulin (Insulinresistenz). Eine Insulinresistenz hat zur Folge, dass die im Blut befindliche Glukose durch die mangelnde Insulinwirkung nicht mehr in die Zellen gelangt.
  • Gegenregulation des Körpers als Reaktion auf die Insulinresistenz: verstärkte Freisetzung von Insulin aus den B-Zellen der Bauchspeicheldrüse
  • kontinuierlich steigender Insulinbedarf zur Senkung des Blutzuckerspiegels. In einer solchen Situation wird eine größere Menge Insulin benötigt, um die Glukose in die Zellen zu befördern, als dies bei Gesunden der Fall ist.

 

Prozess ist umkehrbar

An dieser Stelle ist der Prozess der Entwicklung eines Typ-2-Diabetes noch umkehrbar! Durch Ernährungsumstellung, körperliche Aktivität und Gewichtsreduktion kann es bei bis zu 75 Prozent der Patienten gelingen, die Stoffwechselsituation zu normalisieren.

 

Fortschreitende Entwicklung führt zur Erkrankung

Schreitet die Entwicklung fort, so kommen folgende Aspekte hinzu:
  • gestörte Glukosetoleranz: erhöhter Blutzuckerspiegel nach Trinken einer Lösung mit einem festgelegten Glukosegehalt, z.B. im Rahmen eines oralen Glukosetoleranztests (oGTT)
  • manifester Diabetes mellitus Typ 2, dieser wird diagnostiziert, wenn die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreicht, um den Blutzuckerspiegel in erforderlichem Maße zu senken
  • konstant gesteigerte Insulinfreisetzung aus der Bauchspeicheldrüse, um den ständig erhöhten Blutzuckerspiegel zu senken (was aufgrund der Insulinresistenz jedoch nicht gelingt)
  • "Ausbrennen", Zerstörung und Funktionseinschränkung der B-Zellen der Bauchspeicheldrüse, weil diese durch die ständig gesteigerte Insulinproduktion überfordert sind
  • Notwendigkeit, Insulin als Medikament zuzuführen, beispielsweise durch regelmäßige Injektionen in das Unterhautfettgewebe

 

Metabolisches Syndrom

Während des Ablaufs dieser einzelnen Schritte tritt häufig früher oder später ein metabolisches Syndrom auf. Dieses ist Ausdruck der komplexen und vielfältigen Störungen des Stoffwechsels.

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