Seelischer Druck und Konflikte können einen Krankheitsschub auslösen
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Menschen mit Neurodermitis sind durch ihre Erkrankung häufig auch
seelisch belastet. Insbesondere der starke Juckreiz und die deutlich sichtbaren,
gelegentlich sogar als entstellend empfundenen Hautveränderungen beeinträchtigen das
psychische Wohlbefinden. Umgekehrt konnte nachgewiesen werden, dass psychische Faktoren,
insbesondere Stress, die Erkrankung
beeinflussen können. Zum Beispiel können seelischer Druck oder Konflikte (u. a. so
genannten "Es-geht-nicht-Situationen", in denen sich die Betroffenen wie
gefangen fühlen) einen Krankheitsschub auslösen. Sowohl die anatomisch enge Verbindung
zwischen Haut und Nervensystem (vgl. Ursachen) als auch die
Bezeichnung "Neurodermitis" ("neuro" bedeutet "das Nervensystem
betreffend", "Dermitis" ist der lateinische Ausdruck für
"Hautentzündung") deuten auf diese Zusammenhänge hin. Dennoch ist
Neurodermitis keine psychische, sondern eine körperliche Erkrankung. |
Zuwendung und Zärtlichkeit werden problematisch, weil Berührungen
der Haut unangenehm oder schmerzhaft sind
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Bereits im Kindesalter entstehen erste psychische Probleme durch die
Hautveränderungen. Zuwendung und Zärtlichkeit für das Wohlbefinden des heranwachsenden
Kindes von größter Bedeutung. Die Berührung der Haut verursacht dem Kind jedoch auch
Unbehagen oder sogar Schmerzen. Das Wissen darum ist oft auch ein großes Problem für die
Eltern, die sich ihrem Kind nicht unbefangen körperlich nähern können. Hier beginnt
bereits die Entwicklung eines problematischen Verhältnisses zur eigenen Haut. Die Haut
vermittelt normalerweise so positive Empfindungen wie Zärtlichkeit, Wärme oder
Berührung, andererseits wird die Haut von den Erkrankten als Barriere empfunden und
abgelehnt. Das Fachgebiet der Psychosomatik, welches sich mit körperlich-seelischen
Wechselwirkungen beschäftigt, beschreibt dies als "Nähe-Distanz-Problematik". |
Hänseln und Mobbing vermindern das Selbstwertgefühl
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Wenn die Kinder älter werden, erleben sie dann zunehmend, dass sie wegen
ihrer Hauterkrankung abgelehnt oder gehänselt werden. Dies führt zu Ausgrenzung und
Minderung des Selbstwertgefühls. Diese Problematik kann weiter verstärkt werden, wenn
die Kinder z. B. vom Sportunterricht befreit sind, um keine Hautreizungen zu
provozieren. Später ergeben sich unter Umständen Probleme bei der Berufswahl oder der
Entstehung von Freund- und Partnerschaften. |
Der Begrüßunskuss auf die Wange kann weh tun
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Auch für Gesunde ganz selbstverständliche zwischenmenschliche
Verhaltensweisen, bei denen es zu Körperkontakten verschiedenster Art kommt, können für
den an Neurodermitis Erkrankten problematisch werden, z. B. das Raufen bei Kindern,
eine Umarmung zur Begrüßung, ein Kuss auf Wange oder Mund, Händeschütteln, über den
Kopf streichen usw. |
Psychotherapeutische Therapiestrategien haben sich bewährt
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Alle diese Zusammenhänge zeigen, dass eine medikamentöse Behandlung der
Betroffenen allein nicht ausreichend ist. Sie sollten immer auch psychologisch bzw.
psychotherapeutisch betreut werden. Auf diese Weise können sie lernen, besser mit ihrer
Erkrankung und den damit verbundenen seelischen Belastungen umzugehen. Folgende
psychologische Therapiestrategien haben sich als erfolgreich erwiesen:
- Wissensvermittlung
- Entspannungstechniken
- Selbst- bzw. Kratzkontrolltechniken
- Förderung sozialer Fertigkeiten
Weitere Erläuterungen zu den einzelnen Therapiemöglichkeiten finden sich im Abschnitt
"Psychotherapie".
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