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Karpaltunnelsyndrom während der Schwangerschaft
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Das
Nervengeflecht des menschlichen Körpers ist ungefähr 75 km lang. Die
peripheren Nerven für die Versorgung von Armen und Beinen haben daran einen
großen Anteil. Sie verlaufen häufig an anatomisch engen Stellen. Kommt es an
diesen natürlichen Engpässen zu einem verstärkten Druck, so kann das zu einem
Funktionsverlust und sogar zu einer Schädigung des Nervs führen. Die Folgen sind
Schmerzen, Missempfindungen und Lähmungen des Muskels, der von dem
betroffenen Nerv versorgt wird. Deshalb werden die entstandenen Krankheitsbilder
auch Engpass- oder Kompressions-Syndrome genannt.
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Ödeme führen zum Anschwellen des Gewebes
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Weil der Körper
im Rahmen einer Schwangerschaft vermehrt Wasser einlagert, kann auch das
Bindegewebe anschwellen, welches in unmittelbarer Nachbarschaft von Nerven zu
finden ist. Durch dieses Anschwellen kann es insbesondere an
anatomischen Engstellen zu einem Druck auf das Nervengewebe kommen. |
Taubheit in Daumen und Zeigefinger
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Das häufigste Nervenkompressionssyndrom im Rahmen einer Schwangerschaft ist
das Karpaltunnelsyndrom. Dabei entsteht ein zunehmender Druck auf den
Medianus-Nerv, der im Bereich des Handgelenks durch einen relativ engen, von
straffen Bändern begrenzten Tunnel zieht. Das Karpaltunnelsyndrom macht sich in
der Regel zunächst durch ein Taubheitsgefühl in den Fingerspitzen des Daumens
und des Zeigefingers bemerkbar. Auch Schmerzen in diesem Bereich sowie an der
Handinnenfläche können auftreten. Diese Beschwerden werden vor allem nachts
bemerkt. Erleichterung kann das "Ausschütteln" der Hand bringen. Bei länger
bestehendem Karpaltunnelsyndrom kann es zudem zu einer Schwäche derjenigen
Muskeln kommen, die den Daumen bewegen. Dies ist äußerlich daran zu erkennen,
dass der Daumenballen im Vergleich zur nicht betroffenen Hand weniger
muskelkräftig und dadurch kleiner ist. |
Diagnostik zur Abklärung der Erkrankung
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Der Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom ergibt sich bereits aus der
Schilderung der typischen Beschwerden. Eine Auslösung der Schmerzen und der
Missempfindungen durch Druck auf den Karpaltunnel bestärkt diese
Verdachtsdiagnose. Dazu drückt der Arzt auf den Übergang zwischen Hand und
Unterarm, und zwar in der Mitte, denn an dieser Stelle befindet
sich Karpaltunnel,
durch den der Medianus-Nerv verläuft. Die Sicherung der Diagnose ist durch
Messung der Nervenleitgeschwindigkeit möglich. Dazu wird der Nerv im Bereich des
Unterarms mit einem schwachen elektrischen Strom angeregt und die Zeit gemessen,
welche dieser Reiz entlang des Medianus-Nervs bis zum Erreichen der
Fingerspitzen benötigt. Eine Verminderung der Nervenleitgeschwindigkeit kann als
sicherer Hinweis auf das Vorliegen eines Karpaltunnelsyndroms gewertet werden. |
Therapie
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Bei Schwangeren bilden sich die Beschwerden in der Regel innerhalb weniger
Monate nach der Entbindung zurück. Erleichterung verschafft zudem das (vor allem
nächtliche) Tragen einer Handgelenkschiene, welche den Druck auf den
Karpaltunnel vermindert. Bei stärkeren Beschwerden ist das Einspritzen von
Kortison direkt in den Karpaltunnel hilfreich. Bei ausgeprägten Beschwerden ist
eine operative Druckentlastung erforderlich. Dazu wird ein straffes Band,
welches den Karpaltunnel zur Unterarmseite hin begrenzt, durchtrennt. Dieser
kleine und schnell durchzuführende Eingriff ist ambulant unter lokaler Betäubung
möglich.
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