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Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft zur Behandlung
der Neurodermitis
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Quelle:
Dermatologische Qualitätssicherung: Leitlinien und Empfehlungen
Hrsg. Korting, Callies, Reusch, Schlaeger, Sterry
DDG: Deutsche Dermatologische Gesellschaft
Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen e. V.
3. Auflage 2003, S. 26.ff W.
Zuckschwerdt Verlag München, ISBN 3886038157
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Diese Leitlinien sind kein strenges Korsett. Jede Behandlung sollte an die
individuellen Bedürfnisse des Betroffenen angepasst werden. Dennoch sind Leitlinien ein
Instrument, die Qualität in der Behandlung auf einem gleichbleibend hohen Niveau zu
erhalten. Jeder Dermatologe in Deutschland hat ein Exemplar der Leitlinien vorliegen und
kann sich über die aktuellen und anerkannten Behandlungsstrategien informieren. Die
Leitlinien für Dermatologen werden alle zwei Jahre aktualisiert. |
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Der nachfolgende Text ist ein Zitat. Deshalb sind die Inhalte nicht
verändert. Querverweise in diesem Text weisen auf Inhalte in der Leitlinie hin, die in
der angegebenen Quelle zu finden sind. In der linken Spalte sind Erklärungen der
Redaktion zu Fachbegriffen. Mit einem Link unterlegte Passagen führen auf erklärende
Inhalte. |
Zitat:
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A 1.12 Therapie
Kommentar: Bezüglich alternativer, komplementärer und anderer
therapeutischer Verfahren (beispielsweise Diäten) wird auf die Präambel verwiesen.
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Die Behandlung der atopischen Dermatitis erfordert eine Vielzahl von
Maßnahmen, die individuell auf den Patienten abgestimmt werden sollten. Hierzu gehört
zum einen die Reduktion und Vermeidung individueller Provokationsfaktoren und zum anderen
eine angepasste symptomorientierte Basis- und Ekzemtherapie. Eine besondere
Herausforderung stellt die Behandlung des oft quälenden Juckreizes dar.
Patientenschulungen, seltener auch individuelle psychotherapeutische Maßnahmen können
zum besseren Umgang der Betroffenen bzw. deren Eltern mit der Erkrankung beitragen (15,
26, 27). |
Antiinflammatorisch = gegen die Entzündung gerichtet
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Für die Behandlung der Patienten mit atopischer Dermatitis steht eine
Vielzahl von Medikamenten und Therapieverfahren zur Verfügung. Dazu zählen äußerlich
anwendbare Therapeutika wie auch systemisch wirksame Medikamente. Ein Wechsel der
Behandlungsverfahren kann nach Ablauf von bestimmten Zeiträumen (wie bei vielen
chronischen Erkrankungen) günstig sein. Die spezielle Therapie wird durch eine Pflegetherapie ergänzt. Aufgrund der gestörten
Barrierefunktion der Haut bei der atopischen Dermatitis ist zumeist eine dermatologische
Basistherapie u.a. mit wirkstofffreien, dem jeweiligen Hautzustand angepassten
Pflegeprodukten, Ölbädern, Duschölen und/oder lokalen Feuchthaltefaktoren wie z.B.
Harnstoff in geeigneter Konzentration (4-20% in entsprechender Grundlage) notwendig. Für
die antiinflammatorische und juckreizstillende symptomatische Behandlung können
verschiedene Therapeutika individuell eingesetzt werden. |
Topische Therapie = Lokaltherapie, örtliche
Anwendung eines Heilmittels
Intertriginös = aufgescheuerte, juckende, brennende Hautstellen
Antiseptika = Vorbeugende spezielle Hautdesinfektionsmittel
Antibiotika = Medikamente gegen Bakterien
Antimykotika = Medikamente gegen Pilze
lmpetiginisierung = Impetigo contagiosa,
Infektion mit Staphylococcus aureus
Palmoplantarekzeme = Ekzeme an Handfläche und Fusssohle
Cave = Achtung oder Vorsicht
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Basistherapie (d.h. phasengerechte Auswahl der jeweiligen Vehikel)
- Wasser-in-Öl-, 01-in-Wasser-Emulsionen bei trockener Haut
- harnstoffhaltige Emulsionen (Vorsicht bei kleinen Kindern)
- ggf. Ölbäder
Spezifische Wirkstoffe
- Polidocanol (gegen Juckreiz)
- synthetische Gerbstoffe (Tannin-artig;
gegen Juckreiz, besonders in intertriginösen Arealen), zur Anwendung auch an Händen und
Füßen
- Antiseptika (z.B. Chlorhexidin, Triclosan)
- Antibiotika (Fusidinsäure, Erythromycin)
bei Zeichen der klinisch sichtbaren lmpetiginisierung
- Antimykotika (z.B. lmidazolderivate) bei Hinweisen auf die immunpathogenetische
Bedeutung von Pityrosporum ovale (insbesondere bei der Head and
Shoulder-Variante")
- Salizylsäure (Hände und Füße) bei Hyperkeratosen
Antientzündliche Wirkstoffe
- topische Kortikosteroide (Klasse 1-111);
Klasse II meist ausreichend, Ausnahme: Palmoplantarekzeme. Cave: längere Anwendung im
Gesicht!
- topische Makrolide (z.B. Tacrolimus,
Pimecrolimus), therapeutische Alternative zu topischen Steroiden mit anderen
Nebenwirkungen (u.a. kein atrophogenes Potenzial); Cave: gleichzeitige UV-Therapie!
- Teerpräparate; nur bei chronischen
Hautveränderungen, nicht bei Kindern; Cave: Lichtsensibilisierung!
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Systemische Therapie = Im gesamten Organismus wirkende Therapie, vgl. "Innerliche Therapie"
Antihistaminika = Medikamente, die die Ausschüttung von Histamin hemmen
(juckreizstillend)
Leukotrienantagonisten = Wirken den Leukotrinen entgegen, die starke allergische
Reaktionen hervorrufen
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- Antihistaminika (sedierend zur
Nacht, nicht-sedierend tagsüber)
- nur ausnahmsweise: Steroide (bei
großflächiger Ausprägung der atopischen Dermatitis; als "Stoßtherapie" über
2 bis 4 Tage ohne schrittweise Reduktion der Dosis oder als 2- bis 4-wöchige Therapie mit
schrittweiser Dosisreduktion)
- Cyclosporin; zugelassen zur
Therapie der schwer ausgeprägten atopischen Dermatitis; empfohlen über maximal 6 Monate
in der niedrigsten therapeutisch wirksamen Dosis mit anschließender Reduktion über einen
Zeitraum von ca. 3 Monaten
- im Ausnahmefall bei schwerer atopischer Dermatitis und mangelnden Alternativen andere lmmunsuppressiva (Azathioprin,
Mycophenolatmofetil); aufgrund offener Anwendungsbeobachtungen wirksam bei der schwer
ausgeprägten atopischen Dermatitis; es fehlen jedoch kontrollierte klinische Studien und
eine offizielle Zulassung für diese Indikation
- Leukotrienantagonisten; teilweise wirksam in offenen Beobachtungsstudien, keine
offizielle Zulassung für diese Indikation
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Phototherapie/Klimatherapie
Eine Reihe von unterschiedlichen phototherapeutischen Ansätzen ist zur Behandlung der
atopischen Dermatitis grundsätzlich geeignet. Eine Phototherapie sollte nur ausnahmsweise
und bei strenger lndikationsstellung bei Kindern unter 12 Jahren durchgeführt werden.
Bei mäßig ausgeprägter atopischer Dermatitis bzw. adjuvant (d.h. in
Kombination mit Kortikosteroiden) eignen sich eher folgende phototherapeutische Ansätze:
UVA, UVB 311 nm, UVA in Kombination mit UVB bzw. UVB 311 nm, Sole- (oder Meerwasser)
Photo-Therapie (mit Breitspektrum oder UVB 311 nm), UVA 1 (mittel dosiert).
Bei deutlich ausgeprägter atopischer Dermatitis eignen sich besonders
folgende phototherapeutische Ansätze: UVA- 1 (hochdosiert), Creme-PUVA (Hand- und
Fußekzeme), Bade-/Dusch-PUVA (seltene Indikation für die Prurigoform der atopischen
Dermatitis).
Auf die Möglichkeit einer adjuvanten Klimatherapie, bei der nicht nur
phototherapeutische, sondern auch andere klimatische Faktoren zum Tragen kommen, wird
hingewiesen.
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- Antibakterielle Therapie bei Impetiginisierung
- Antivirale Therapie bei HSV-Infektionen
- Antimykotische Therapie
Hierzu gehören (neben der seltener indizierten Einzel- oder Familienpsychotherapie)
Entspannungsmethoden und Therapiegruppen (16, 29) (siehe auch Abschnitt
Patientenschulung). Auf die Bedeutung von Selbsthilfegruppen wird hingewiesen.
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