|
Therapie und Nachsorge bei neuroendokrinen Tumoren
|
|
|
|
Operation
|
Therapie im NET-Zentrum
|
Die bestmögliche Therapie von neuroendokrinen Tumoren wird Betroffenen in
einem NET-Zentrum zuteil, da dort die erforderliche Zusammenarbeit von Experten
verschiedener Fachrichtungen am besten möglich ist. Zudem verfügen diese
Experten über die größte Kompetenz und Erfahrung in der Behandlung dieser
seltenen Tumorarten und sind auf dem neuesten Stand der Wissenschaft.
Selbstverständlich ist in den Behandlungszwischenräumen die Betreuung durch den
Hausarzt in enger Zusammenarbeit mit dem NET-Zentrum notwendig.
|
|
Zur Behandlung der NET wurden eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten
entwickelt, die je nach Art des Tumors Anwendung finden. An erster Stelle der
Therapie jedoch steht nach Möglichkeit die Operation.
|
Operative Entfernung des Tumors
|
Ziel einer Operation, bei der der Tumor vollständig entfernt werden kann, ist
eine vollständige Heilung der Erkrankung. Dies ist, wenn der Tumor zu weit
fortgeschritten ist, nicht mehr möglich. Trotzdem wird operativ die Tumormasse
so weit als möglich reduziert, um die Aussichten einer weiteren medikamentösen
Therapie zu verbessern und um die Hormonmenge bei einem aktiven Tumor zu
verringern. Dadurch kann eine Besserung der Beschwerden (z.B. Flush, Durchfälle
beim Karzinoidsyndrom) erzielt werden. Die Methode der Operation richtet sich
nach dem jeweiligen Ort des Tumors. Kleinere Tumoren des Magens können
endoskopisch entfernt werden, bei anderen Tumorlokalisationen - beispielsweise
in der Bauchspeicheldrüse - sind ausgedehnte Operationen erforderlich. Auch wenn
sich bereits Tochterabsiedlungen in Lymphknoten oder der Leber gebildet haben,
werden diese so weit als möglich entfernt.
|
|
Medikamentöse Therapie
|
Somatostatin-Analoga
|
Bei der medikamentösen Therapie sind die so genannte Somatostatin-Analoga sehr
gebräuchlich. Somatostatin ist ein Hormon, das im Hypothalamus produziert wird.
Es wird auch
Growth Hormone-Inhibitinghormon oder GH-IH genannt und hemmt die Ausschüttung
des Wachstumshormons. Außerdem reduziert es die Produktion verschiedener Hormone
in anderen Körperregionen, insbesondere im Bereich des Verdauungssystems. Zu
diesen Substanzen gehören z. B. Cholezystokinin, Gastrin, Glukagon, Insulin,
Sekretin und Vasoaktives intestinales Peptid (VIP). Einige neuroendokrinen
Tumoren produzieren gerade diese Substanzen. Deshalb hemmt Somatostatin auch die
Tumoraktivität. Weil aber das natürliche Somatostatin sehr schnell vom Körper
abgebaut wird, wird ein Analogon eingesetzt, dass länger wirksam ist. |
Weniger Hormone und geringere Beschwerden
|
Somatostatin-Analoga heften sich an Somatostatin-Rezeptoren des Tumors an und
hemmen die Hormonproduktion des Tumors. Sie können dadurch vielfältige
Beschwerden der Erkrankung lindern. In vielen Fällen kommt es auch zu einem
Stillstand des Tumorwachstums. Nur in seltenen Fällen wird ein Rückgang der
Tumorerkrankung beobachtet. Zu den Somatostatin-Analoga gehören die Wirkstoffe
Octreotid und Lanreotid.
|
Wirkung
|
Früher mussten die Wirkstoffe aufgrund kürzerer Wirkdauer 3 mal täglich
injiziert werden, heutzutage ist eine Depot-Injektion im Abstand von 4 Wochen
ausreichend. Ein weiterer Vorteil ist die gute Verträglichkeit dieser
Wirkstoffe. Insbesondere GEP-NET, die das Karzinoidsyndrom auslösen, das VIPom
und das Glucagonom sprechen gut auf die Behandlung mit Somatostatin- Analoga an,
dagegen nur 50 Prozent der Insulinome.
|
Interferon Alpha
|
Auch Interferon Alpha, ein natürlicher Botenstoff unseres Abwehrsystems wird in
der Bekämpfung der NET eingesetzt. Es hat auf viele, vor allem funktionell
aktive NET eine positive Wirkung, d.h. die Hormonausschüttung und damit
verbundene Beschwerden gehen zurück und bei 10 Prozent der Betroffenen bildet
sich der Tumor zumindest teilweise zurück. Leider müssen 15 - 20 Prozent der
Betroffenen die Therapie mit Interferon aufgrund der Nebenwirkungen abbrechen.
Diese sind:
- Grippeähnliche Beschwerden
- Veränderungen im
Blutbild
- Depressive Verstimmungen
- Störungen des körpereigenen Abwehrsystems
|
Chemotherapie
|
Die üblicherweise bei bösartigen Tumoren eingesetzte Chemotherapie wird bei
NET in der Regel nur bei sehr rasch wachsenden Tumoren angewandt und wenn andere
Therapieverfahren versagen.
|
Monoklonale Antikörper und Immunsuppressiva
|
Neuere Therapieansätze sind Behandlungen mit
monoklonalen
Antikörpern (z.B. Bevacizumab), die die Neubildung von Tumor versorgenden
Blutgefäßen verhindern sollen. Auch mit dem Einsatz von
Immunsuppressiva wie z.B. Everolimus konnten - wie Studien belegen -
Fortschritte in der Therapie erzielt werden.
|
|
Therapie bei Lebermetastasen
|
|
Häufig werden neuroendokrine Tumoren erst entdeckt, wenn es schon zu
Tochterabsiedlungen in der Leber gekommen ist. Diese Metastasen können
ebenfalls, wie Primärtumoren, mit verschiedenen Methoden gezielt entfernt
werden.
|
Operation bei weniger als 5 Metastasen
|
Liegt die Anzahl der Metastasen unter 5, so ist meistens eine operative
Entfernung möglich. Darüber hinaus bestehen noch weitere Möglichkeiten:
- Bei der Radiofrequenzablation (RF) wird bei örtlicher Betäubung eine
Sonde in die Tumormetastase hineingeschoben. Damit dies zielgerichtet
gelingt, wird der Prozess über Ultraschall oder CT überwacht bzw. gesteuert.
Sitzt die Sonde richtig im Tumor, wird das Instrument mithilfe eines
elektromagnetischen Feldes so stark erhitzt, dass die Tumorgewebe zerstört
wird.
- Die Laser induzierte Thermotherapie (LITT) gleicht vom Prinzip her der
Radiofrequenzablation. Im Unterschied dazu wird hier aber das Tumorgewebe
durch Laserlicht zerstört.
- Eine andere Variante ist die Kryotherapie, bei der statt durch Wärme das
Tumorgewebe mit Kälte - meistens mit flüssigem Stickstoff - von 196°C
zerstört wird.
|
Therapie bei mehr als 5 Metastasen
|
Werden mehr als 5 Metastasen nachgewiesen, sind andere Verfahren für die
Therapie erforderlich.
- Bei der Transarterielle Chemoembolisation (TACE) wird von der
Leistenarterie aus ein Katheter bis zur Leberarterie vorgeschoben. Die
Leberarterie teilt sich in zwei Äste, von denen jeder einen Bereich der
Leber mit Blut versorgt. In einen dieser Äste (nicht in beide) wird ein
Medikament (Zytostatikum) eingespritzt, das bevorzugt Tumorzellen zerstört.
Um die Sauerstoffzufuhr der Tumormetastasen abzuschneiden werden zusätzlich
die dortigen Tumorgefäße mit Gelatinepartikeln verschlossen. Nach 6 bis 8
Wochen kann dasselbe Verfahren am anderen Ast der Leberarterie durch geführt
werden, um auch die dortigen Metastasen nach Möglichkeit zu zerstören.
- Bei der Selektiven internen Radiotherapie (SIRT) werden statt eines
Zytostatikums kleine Partikel, die den radioaktiven Stoff Yttrium 90
enthalten in die Leberarterie eingespritzt, und zwar in die ganze Leber auf
einmal. Das radioaktive Yttrium 90 kann dort die Tumorzellen zerstören. Die
Halbwertzeit beträgt nur 64 Stunden, so dass die Radioaktivität rasch wieder
abklingt.
- Die Peptidrezeptor-Radionuklidtherapie (PRRT) ist eine neuartige
Behandlungsmethode, über die noch keine abschließenden Ergebnisse vorliegen,
die aber bisher recht viel versprechend ist. Bei dieser Methode werden
radioaktive Substanzen wie Yttrium 90 oder Lutetium 177 an Somatostatin-
Analoga (z.B. DOTA-TOC ; DOTA-TATE) gebunden und intravenös injiziert. Der
Wirkstoff gelangt so an die Somatostatinrezeptoren des Neuroendokrinen
Tumors und kann von den Tumorzellen aufgenommen werden und sie zerstören.
Das Prinzip der Behandlung hängt jedoch von einer ausreichenden Menge an
Somatostatinrezeptoren ab, was zuvor diagnostisch abgeklärt werden muss.
|
|
Nachsorge
|
Häufige Untersuchungen zur Kontrolle
|
Nachsorgekontrollen sind wichtig, um ein erneutes Wachstum des Tumors
möglichst schnell zu erkennen. Sie sollten - vor allem anfangs - alle 3 bis 6
Monate durchgeführt werden. Dazu gehören bei funktionell aktiven Tumoren die
Überprüfung des Hormons bzw. der Hormone, die sie abgeben. Bei funktionell
inaktiven Tumoren geben Tumormarker, vor allem Chromogranin A Auskunft über die
Krankheitsentwicklung. Darüber hinaus werden an bildgebenden Untersuchungen
durchgeführt:
-
Ultraschalluntersuchung
-
Computertomographie
-
Magnetresonanztomographie
-
Somatostatin-Rezeptor-Szintigraphie
|
|
|