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Therapie bei Juckreiz

 

Unabhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung ist es hilfreich zu wissen, welche allgemeinen Faktoren Juckreiz verstärken oder umgekehrt welche Maßnahmen Juckreiz lindern können.

 

Lindernde Maßnahmen

Allgemein bekannt ist, dass Kratzen nur kurzfristig Jucken lindert, auf Dauer aber Pruritus verstärkt und zu einem Juck-Kratz- Teufelskreis führt. Durch andauerndes Kratzen wird die Haut geschädigt, Entzündungsvorgänge werden verstärkt und fördern wiederum den Juckreiz. Leider lässt sich aber auch bei besten Vorsätzen bei Juckreiz kaum Kratzen unterdrücken, weshalb statt Ermahnungen zum Nicht-kratzen, andere Maßnahmen besser geeignet sind (z.B. Auflegen eines kalten Waschlappens, leichte Druckausübung).

 

Verstärkende Faktoren

Neben Kratzen gibt es noch eine Reihe anderer Dinge, die den Juckreiz verstärken können:

  • Überhitzte Räume
  • Trockene Haut
  • Maßnahmen, die der Haut Fett entziehen oder die Haut schädigen (häufiges Waschen und Baden, Alkoholumschläge, Eispackungen)
  • Kontakt mit irritierenden Substanzen (Umschläge mit Rivanol, Kamille, Teebaumöl)
  • Genussmittel wie Alkohol und scharfe Gewürze
  • größere Menge an heißen Getränken
  • Raue Kleidung
  • Stress und Anspannung

 

Juckreiz lindernde Maßnahmen

Verhaltenstherapeutische Maßnahmen wie autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation können über Entspannung zur Linderung des Juckens beitragen. Betroffene sollten weiche und leichte Kleidung am besten aus Baumwolle bevorzugen. Gegen nächtliche Juckattacken können kurzes Abduschen mit kühlem Wasser und feuchte kühlende Umschläge mit schwarzem Tee helfen. Regelmäßig soll für Rückfettung der Haut mit Cremes gesorgt werden.

 

 

Bei der Behandlung des Juckens unterscheidet man zwischen

  • topischer (örtlicher) Therapie
  • systemischer Therapie
  • sonstigen Maßnahmen

 

Topische Therapie

Lokal können auf den betreffenden juckenden Hautregionen folgende Wirkstoffe in Form von Lotionen, Gel, Cremes oder Salben je nach Beschaffenheit der Haut angewandt werden:

  • Harnstoff (Urea) - eignet sich gleichzeitig sehr gut zur Rückfettung der Haut
  • Kampfer
  • Menthol 3-prozentig
  • Polidocanol auch kombiniert mit Harnstoff
  • Gerbstoffe
  • Lokal wirksame Glukokorticosteroide sind kurzfristig sehr schnell wirksam, zur Langzeitanwendung sind sie nicht geeignet, da sie zu einer Verdünnung (Atrophie) des betreffenden Hautareals führen. Die durch Kratzeffekte entstandenen Läsionen lassen sich jedoch gut damit behandeln.
  • Calcineurininhibitoren: Tacrolimus und Pimecrolimus. Vor allem Juckreiz bei atopischer Dermatitis spricht sehr gut auf Calcineurininhibitoren an.
  • Capsaicin, ein Inhaltstoff des Cayennepfeffers desensibilisiert die Juckreiz übermittelnden Nervenfasern und unterdrückt dadurch die Wahrnehmung des Juckreizes. Es kann gegen Juckreiz unterschiedlicher Ursache eingesetzt werden. Da es zu Anfang Rötung mit Brennen auf der Haut verursacht, sollte die Konzentration der Creme ansteigend dosiert werden. (0,025Prozent - 0,05Prozent - 0,075Prozent)
  • Cannabinoidagonisten zeigen eine gute Wirksamkeit unabhängig von der subjektiven Juckstärke.

Lokale Antihistaminika in Form von Cremes oder Gels sollten nicht mehr angewandt werden.

 

Systemische Therapie

Bei der systemischen Behandlung kommen folgende Wirkstoffe zur Anwendung:

  • Antihistaminika: Je nach Präparat kann es eine mehr oder weniger beruhigende und müde machende (sedierende) Wirkung haben. Häufig werden verschiedene Wirkstoffe miteinander kombiniert.
  • Systemische Glukokorticosteroide können bei starkem Pruritus und hohem Leidensdruck kurzfristig eingesetzt werden. Für eine Langzeitzeittherapie eignen sie sich wegen ihrer Nebenwirkungen nicht.
  • Diverse Antidepressiva und Antiepileptika zeigen bei verschiedenen Formen des Juckens gute Wirkung.
  • Thalidomid hat sich bei einigen Formen des Pruritus als wirksam erwiesen.
  • Immunsuppressiva wie Cyclosporin A wird bei schwerem Pruritus eingesetzt
  • Naltrexon aus der Gruppe der MU-Opiat- Rezeptorantagonisten spricht besonders bei Juckreiz in Verbindung mit Gallestauung gut an.

 

Sonstige Maßnahmen

  • Psychosomatische Therapie: Als Begleittherapie werden Entspannungstechniken wie  autogenes Training und progressive Muskelrelaxation eingesetzt um den Teufelskreis aus Jucken und Kratzen zu vermeiden.
  • UV- Therapie (auch Fototherapie) in einer Kombination aus UVA, UVB, Breitband- UVB oder PUVA kann bei manchen Formen des Pruritus und wenn eine systemische Therapie aufgrund der Grundkrankheit, des Alters des Betroffenen oder wegen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten nicht möglich ist, eine günstige Wirkung auf den Pruritus aufweisen (siehe Fototherapie bei Neurodermitis und Schuppenflechte).

Therapie

Die Behandlung des chronischen Pruritus erstreckt sich meist über einen längeren Zeitraum und erfolgt in verschiedenen Schritten.

 

1. Schritt

  • Zunächst werden alle Faktoren ausgeschaltet, die Juckreiz provozieren. Juckreizauslösende Medikamente werden abgesetzt und eventuelle Kontaktallergene gemieden.
  • Kurzfristige Linderung des Juckens erfolgt mit Sprays, Cremes und Lotionen mit Harnstoff (Urea), Kampfer, Menthol 3-prozentig, Polidocanol und Gerbstoffen oder lokal wirksamen Corticosteroiden.
  • Als systemische Therapie werden Antihistaminika einzeln oder kombiniert eingesetzt, die bis 4 Wochen nach Abklingen des Juckens noch weitergeführt werden soll.

 

2. Schritt

Die Grunderkrankung wird nach Möglichkeit therapiert und der Pruritus der Ursache entsprechend behandelt, da die verschiedenen Formen des Juckens auf ganz unterschiedliche Medikamente gut ansprechen. Meist ist ein kombiniertes Vorgehen aus verschiedenen Therapien erforderlich.

 

3. Schritt

Ist der Erfolg noch nicht befriedigend, können in schwersten Fällen systemische Kortikosteroide, Immunsuppressiva (Cyclosporin A) und Alpha-Interferon angewandt werden.

 

Begleitende Therapie

Als begleitende Therapiemaßnahmen können in jeder Stufe nützlich sein:

  • Die allgemeinen Therapiemaßnahmen gegen Pruritus
  • bei Schlafstörungen sedierende Antihistaminika, trizyklische Antidepressiva oder Neuroleptika
  • psychosomatische Betreuung
  • bei Kratzläsionen Anwendung von desinfizierenden Lösungen

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