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Medikamente zur Behandlung bei pAVK
Auf dieser Seite finden Sie eine tabellarische Übersicht über medizinische
Wirkstoffe, die bei der Behandlung der pAVK eingesetzt werden. Sie ist den
Therapieempfehlungen der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (Kurzfassung)
entnommen. Zum besseren Verständnis sind medizinischen Fachbegriffe erläutert oder mit
einem Link hinterlegt. Ansonsten ist diese Übersicht unverändert. Das Original und die
lange Textfassung finden Sie hier.
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Quelle:
Handlungsleitlinie pAVK aus Empfehlungen zur Therapie der peripheren arteriellen
Verschlusskrankheit (3. Auflage)
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Arzneiverordnung in der Praxis, Band
31, Sonderheft 3, Juli 2004
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Zur Behandlung der pAVK eingesetzte Wirkstoffe sowie wichtige unerwünschte
Arzneimittelwirkungen (UAW) und Arzneimittelinteraktionen (IA), Die pharmakokinetischen
Interaktionen (pk) oder der Einfluss des Körpers auf das Arzneimittel und die pharmakodynamische
Interaktionen (pd) bzw. der Einfluss des Arzneimittels auf den Körper, werden anhand
der Kürzel unterschieden. |
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Thrombozytenfunktionshemmer
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Wirkstoff: Acetylsalicylsäure
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Tagesdosis: 100300 mg oral UAW (unerwünschte Arzneimittelwirkungen):
Magenbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, gastrointestinale Blutungen, asthmoide
(asthmaartige) Reaktionen, allergische Hautreaktionen bis hin zum Erythema exsudativum multiforme, Kopfschmerzen, Somnolenz (schläfriger
Zustand), Störungen der Leber- und Nierenfunktion, Hypoglykämie
(Unterzuckerung), Ödeme
IA (Arzneimittelinteraktionen): Antikoagulanzien,
Cumarinderivate, Heparin, Kortikosteroide, Alkohol: Verstärkung des Blutungsrisikos (pd),
Digoxin (Herzglykosid),
Barbiturate (Betäubungsmittel, wird als Injektionsnarkotikum verwendet), Lithium: erhöhte
Plasmakonzentration (pk), nichtsteroidale
Antirheumatika: verstärkte Wirkung bzw. UAW (pd), orale Antidiabetika, Methotrexat, Sulfonamide (gegen
bakterielle Infektionen): verstärkte Wirkung (pd), Antihypertensiva (Medikamente gegen Bluthochdruck), Diuretika, Urikosurika (erhöhen
die Harnsäureausscheidung vgl. Gicht): verminderte
Wirkung (pd)
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Wirkstoff: Clopidogrel
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Tagesdosis: 75 mg oral UAW (unerwünschte Arzneimittelwirkungen): Durchfall, Übelkeit, Dyspepsie (Reizmagen), Exanthem
(entzündliche Hautveränderungen), Gelenkschmerzen, Neutropenie (zu wenig neutrophile Granulozyten im Blut),
TTP (Moschcowitz-Syndrom), Blutungen, Kopfschmerzen,
Benommenheit, Parästhesien (Missempfindungen)
IA (Arzneimittelinteraktionen): Acetylsalicylsäure, Fibrinolytika (zur Auflösung von
Thromben), nichtsteroidale Antirheumatika:
verstärkte Wirkung (pd), Phenytoin (gegen Epilepsie und Herzrhythmusstörungen), Tolbutamid (Antidiabetikum), nichtsteroidale Antirheumatika:
möglicherweise erhöhte Plasmakonzentrationen dieser Arzneimittel (pk), Atorvastatin (Lipidsenker)
vermindert die Wirkung von Clopidogrel
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Wirkstoff: Ticlopidin
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Tagesdosis: 500 mg oral UAW (unerwünschte Arzneimittelwirkungen): Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Exanthem (entzündliche
Hautveränderungen), Schwindel, Kopfschmerzen, Benommenheit, Neutropenie
(zu wenig neutrophile Granulozyten
im Blut), Blutungen, Agranulozytose, TTP
(Moschcowitz-Syndrom), Parästhesien (Missempfindungen), Leberfunktionsstörungen,
erhöhte Serumlipide (Blutfette), Lupus erythematodes, Nephritis
IA (Arzneimittelinteraktionen): Acetylsalicylsäure, Fibrinolytika (zur
Auflösung von Thromben), nichtsteroidale
Antirheumatika: verstärkte Wirkung (pd), Cimetidin (zur Reduzierung der
histaminvermittelten Magensäureproduktion), Theophyllin, Phenazon
(Anitrheumatikum), Phenytoin (gegen Epilepsie
und Herzrhythmusstörungen),
Beruhigungsmittel, Schlafmittel : erhöhte Plasmakonzentration dieser Substanzen (pk), Antazida : niedrigere
Ticlopidinkonzentration (pk), verringerte Ciclosporinkonzentration
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Vasoaktiva
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Wirkstoff: Naftidrofuryl
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Tagesdosis: 600 mg oral UAW (unerwünschte Arzneimittelwirkungen):
Übelkeit, Durchfall, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris, orthostatische
Dysregulation (Störung des Mechanismus zur Regulierung des Blutdrucks beim Wechsel von
liegender oder sitzender zu aufrechter Körperhaltung), Benommenheit, Parästhesien
(Missempfindungen), Leberfunktionsstörungen
IA (Arzneimittelinteraktionen): Antiarrhythmika
, Betarezeptorenblocker ,
Antihypertensiva (Medikamente gegen Bluthochdruck):
Wirkungsverstärkung (pd)
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Wirkstoff: Pentoxifyllin
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Tagesdosis: 1200 mg oral / 6001200 mg i. v. UAW (unerwünschte
Arzneimittelwirkungen): Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Flush (anfallsweise Hautrötung mit
Hitzegefühl), Tachykardie (zu
schneller Herzschlag), Kopfschmerzen,
Blutdruckabfall, Hämorrhagien (Blutungen), Angina
pectoris, Herzrhythmusstörungen,
cholestatische Hepatitis (Leberentzündung), allergische Hautreaktionen
IA (Arzneimittelinteraktionen): Antihypertensiva (Medikamente gegen Bluthochdruck), Antikoagulanzien
: Wirkungsverstärkung (pd), Insulin, Antidiabetika: Wirkungsverstärkung (pd)
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Wirkstoff: Buflomedil
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Tagesdosis: 600 mg oral / 100200 mg i. v. UAW (unerwünschte
Arzneimittelwirkungen): Vereinzelt Kopfschmerzen, Blutdruckabfall mit Schwindelgefuhl,
Schlafstorungen, gastrointestinale Storungen (Magendruck, Übelkeit, Durchfall),
Hautrotung
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Prostaglandine
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Wirkstoff: Alprostadil (Prostaglandin E1 ,
PGE1)
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Tagesdosis: 2 x 40 µg i. v. oder 1 x 60 µg i. v. / 1020 µg i.
a. UAW (unerwünschte Arzneimittelwirkungen): Rötung im Venenverlauf,
Schweißausbrüche, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, myokardiale Dekompensation
(Überlastete Ausgleichsfunktion des Herzmuskels), Herzrhythmusstörungen.
Gelenkbeschwerden, Verwirrtheitszustände, zerebrale Krampfanfälle, Leukopenie bzw.
Leukozytose (zu wenig oder zu viele weiße Blutkörperchen), Lungenödem
(Flüssigkeitsansammlung in der Lunge)
IA (Arzneimittelinteraktionen): Antihypertensiva (Medikamente gegen Bluthochdruck), Vasodilatatoren
(gefäßerweiternde Arzneimittel): Wirkungsverstärkung (pd), Antikoagulanzien:
Wirkungsverstärkung (pd)
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Wirkstoff: Iloprost
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Tagesdosis: 0,5 ng/kg x Min. i. v. initial bis max. 2,0 ng/kg x Min. i. v.
über 6 Std. UAW (unerwünschte Arzneimittelwirkungen): Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Blutdruckabfall, Blutdruckanstieg, Durchfall, Schwindel, Fieber, Parästhesien
(Missempfindungen), Arrhythmien,
Unruhe, Asthma bronchiale, Lungenödem
(Flüssigkeitsansammlung in der Lunge), Dekompensation (übermäßiger Ausgleich) einer
bestehenden Herzinsuffizienz
IA (Arzneimittelinteraktionen): Antihypertensiva (Medikamente gegen Bluthochdruck), Vasodilatatoren
(gefäßerweiternde Arzneimittel): Verstärkung der blutdrucksenkenden Wirkung, Heparin, Cumarinderivate, ASS
, NSAR: Erhöhung des Blutungsrisikos (pd)
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Kriterien für den Einsatz vasoaktiver Wirkstoffe im Stadium II nach
Fontaine
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Therapieversuch
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Ein Therapieversuch mit vasoaktiven Wirkstoffen erscheint gerechttfertigt
bei:
- gesicherter pAVK (Femoral-/Unterschenkelarterien-Knöchelarteriendrücken: A. dorsalis
pedis (Fußrückenarterie), A. tibialis posterior (hintere Unterschenkelarterie) über 60
mm/Hg
- fehlender Durchführbarkeit von Gehtraining oder anderen Therapiemöglichkeiten und
- erheblicher Minderung der Lebensqualität (Reduktion der schmerzfreien Gehstrecke unter
200 m).
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Kein Therapieversuch
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Ein Therapieversuch mit vasoaktiven Wirkstoffen erscheint nicht
gerechttfertigt bei:
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Wichtige allgemeine und lokale Maßnahmen zur Behandlung im Stadium IV
nach Fontaine
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- "Relative Bettruhe" zur Förderung der akralen (im engeren Sinn Finger und
Zehen) Hautdurchblutung
- Lagerung: "freischwebende" Ferse, "Herzbett"
- Lokalbehandlung ischämischer Defekte: instrumentelle, medikamentöse, evtl.
"biochirurgische" Wundreinigung, tägl. Verbandswechsel
- Schmerztherapie: Therapie von ischämischen
Ruheschmerzen und Schmerzen anderer Genese mit Nicht-Opioid-Analgetika, bei Bedarf
Opioid-Analgetika, falls keine Ausreichende Analgesie: Periduralanästhesie
- Behandlung von Ödemen: durch Beinflachlagerung (ggf. analgetisch erzwungen),
Lokalbehandlung von Entzündungen
- Antibiotika: Bei
klinischen Zeichen einer lokal massiven oder aszendierenden (aufsteigenden) Infektion ist
eine systemische antibiotische Therapie unter Berücksichtigung des Antibiogramms
indiziert. Die systemische Antibiotikabehandlung kann oral oder intravenös
erfolgen. Die früher häufiger eingesetzte intraarterielle Gabe von Antibiotika zum
Erreichen von hohen Antibiotikakonzentrationen und auch die retrograde intravenöse
Applikation des Antibiotikums unter Tourniquet-Bedingungen (Abschnürung von
Blutgefäßen) werden heute nur noch ganz selten eingesetzt. Die lokale Anwendung von
Antibiotika ist nicht indiziert!
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