Neurologie - Erkrankungen des Nervensystems

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Folgen und Komplikationen bei Rückenmarksverletzungen

Nicht jeder Betroffene entwickelt alle Folgeerscheinungen

Eine Querschnittslähmung kann zahlreiche Folgen und auch Komplikationen hervorrufen:

 

Blasenstörungen

Betroffene mit einer Rückenmarksverletzung haben in der Regel eine mehr oder minder starke Beeinträchtigung der Blasenfunktion zu erwarten. Je nach Verletzungshöhe ergibt sich nach der Phase des spinalen Schocks
  • eine sog. "spastische Reflexblase" (bei Verletzung oberhalb des Sakralmarks)
  • oder eine "schlaffe Blase" (bei Verletzung im Sakralmark).

Während bei der Reflexblase sich der Blasenentleerungsreflex bei entsprechender Blasenfüllung automatisch auslöst oder angeregt werden kann, ist dies bei der schlaffen Blase aufgrund fehlender Kontraktionen nicht möglich. Als Folge davon ist die Gefahr von Harnwegsinfektionen besonders hoch.

 

Mastdarmlähmung

Ebenso wie die Blasenentleerung ist die Entleerung des Mastdarms bei Rückenmarksverletzten gestört und ist von der Verletzungshöhe abhängig. Bei Schädigung oberhalb des Sakralmarks bleibt der Darmentleerungsreflex für mehrere Wochen erloschen und kehrt danach wieder zurück. Die willkürliche Kontrolle des äußeren Schließmuskels geht allerdings verloren.

Ist das Sakralmarks jedoch zerstört, kommt es zum bleibenden Verschwinden des Darmentleerungsreflexes. Dann muss der Darminhalt mechanisch entfernt werden.

 

Störung der Temperaturregelung

Bei Tetraplegikern (vollständige Lähmung von Armen und Beinen) und Paraplegikern (vollständige Lähmung der Beine) mit hohen Verletzungen des Rückenmarks (Th 5 und darüber) ist die Regelung der Körpertemperatur gestört. Kältezittern zur Verhinderung einer Unterkühlung ist durch die fehlende Muskeltätigkeit weniger wirksam. Schwitzen als Reaktion vor drohender Überwärmung ist Tetraplegikern mit einer Verletzung oberhalb von C7 nicht möglich. Dadurch ist die Gefahr einer Überhitzung gegeben. Die Körpertemperatur muss bewusst kontrolliert und Überwärmung und Unterkühlung gegengesteuert werden.

 

Störung der Blutdruckregulation

Bei hohen Querschnitten besteht ebenso das Risiko einer Dysregulation des Blutdrucks. Der Blutdruck kann unter Stress stark ansteigen, ein Anzeichen für eine so genannte autonome Dysreflexie, bei der es neben der Dysregulation des Blutdrucks zusätzlich zu Kopfschmerzen, Schweißausbruch, hochrotem Gesicht und niedriger Pulsfrequenz kommt.

 

Störung der Empfindung

Da der Rückenmarksverletzte in den gelähmten Körperteilen eine deutlich verminderte oder gar keine Gefühlsempfindung hat, muss er die entsprechenden Hautpartien genau (evtl. mit einem Spiegel) und fortlaufend kontrollieren, um schlecht heilende Druckstellen (Dekubitus) zu vermeiden. Durch die fehlende Schmerzreaktion besteht auch ein erhöhtes Risiko, eine schwere Verbrennung oder einen Knochenbruch zu erleiden.

 

Beeinträchtigung der Sexualität

Die Beeinträchtigung der Sexualität bei Rückenmarksverletzten ist je nach der Höhe der Verletzung mehr oder weniger ausgeprägt. Bei Männern ist die Fähigkeit zu Erektion und Ejakulation aufgehoben oder gestört, es besteht aber durch verschiedene Hilfsmittel häufig dennoch die Möglichkeit einer sexuellen Partnerschaft (vgl. Erektile Dysfunktion). Bei Frauen normalisiert sich ein halbes Jahr nach der Verletzung der Menstruationszyklus wieder, eine Schwangerschaft kann ausgetragen werden. Sie sollte jedoch von einem Gynäkologen mit spezieller Erfahrung betreut werden.

 

Thrombosen

Da bei Querschnittgelähmten das venöse Blut in den Beinvenen ohne Unterstützung der Muskeltätigkeit zum Herzen zurückfließen muss, fließt es langsamer, was die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) begünstigt.

 

Kalkablagerungen in Gelenken

Etwa 20 Prozent der Betroffenen mit Rückenmarksverletzung leiden unter Kalkablagerungen im Bindegewebe eines Gelenks. Dies wird als paraartikuläre Ossifikation bezeichnet. Diese Verkalkungen schränken die Beweglichkeit des Gelenks ein und behindern die Mobilität.

 

Syringomyelie

Durch Vernarbungen an der Schädigungsstelle des Rückenmarkes können Verteilungsstörungen der Nervenflüssigkeit eintreten, was zu Veränderungen im Lähmungsbild führen kann. Diese Komplikation tritt in 4 bis 5 Prozent der Fälle in einem Zeitraum von 6 Monaten bis 34 Jahren sowohl bei kompletter als auch inkompletter Lähmung auf.

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