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Berufsdermatosen: Behandlung und Vorbeugung
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Allgemeine Maßnahmen
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Das auslösende Allergen sollte identifiziert werden.
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Für eine erfolgreiche Therapie ist es notwendig, das auslösende Allergen zu identifizieren. Dazu werden
verschiedene Test durchgeführt. Dabei kommen nicht nur standardisierte Substanzen zur
Testung. Auch die in dem entsprechenden Beruf auftretenden möglichen Allergene werden
getestet. Dazu ist eine umfassende Anamnese erforderlich, zu der auch eine genaue
Beschreibung der beruflichen Tätigkeit und des Tagesablaufs der Betroffenen gehört. So
kann gezielter gesucht werden. |
Individuell abgestimmte Behandlung mit Salben, Cremes oder Bädern.
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Grundlage der Therapie ist dann das Meiden der auslösenden Substanz.
Jeder Kontakt mit dem Allergen sollte vermieden werden. In den meisten Fällen ist das
Tragen von Schutzkleidung erforderlich. So wird das Risiko auf ein Minimum begrenzt. Zur
weiteren Behandlung werden speziell auf den Einzelfall abgestimmte Salben, Cremes oder
Bäder angewandt. In der Regel werden auch vorübergehend kortisonhaltige Salben
verordnet, die stark entzündungshemmend wirken. |
Hautschutz muss routinemäßig in den beruflichen Alltag integriert
werden.
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Ein dauerhafter Erfolg stellt sich oft erst ein, wenn es gelingt,
Hautschutzmaßnahmen in den täglichen beruflichen Ablauf zu integrieren. Zwei Beispiele,
wie Präventionsprojekte erfolgreich eine optimale medizinische Diagnostik und Therapie
mit individueller Beratung und präventiven Schutztechniken verbinden können, sind das
Osnabrücker Präventionsprojekt der Universität Osnabrück und der Berufsgenossenschaft
für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (Friseure) und das Projekt der Universität
Jena mit der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten. |
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Präventionsprojekt Gesundheit und Friseurhandwerk
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Beim Osnabrücker Präventionsprojekt arbeitet ein interdisziplinärer
Team erfolgreich zusammen.
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Am Osnabrücker Präventionsprojekt haben bisher 1000 Betroffene
teilgenommen, die an einer berufsbedingten Hauterkrankung litten und bei denen vielfach
die Aufgabe ihres Berufes drohte. Die Betroffenen wurden durchschnittlich 17 Tage
stationär behandelt und geschult. Sie erhielten eine umfassende medizinische Diagnostik
und Therapie und lernten in Einzelberatungen, Kleingruppenseminaren und Vorträgen, wie
sie ihre Haut bei der Arbeit besser schützen können. In Rollenspielen wird das
neue Verhalten am Arbeitsplatz eingeübt. Die Betreuung erfolgt durch ein erfahrenes Team,
in dem Dermatologen, Allergologen, Psychologen, Ergotherapeuten und Arbeitsmediziner
zusammenarbeiten. Ein Jahr nach diesem stationären Behandlungs- und Schulungsprogramm
wurden die Teilnehmer befragt. Dabei stellte sich heraus, dass 68 Prozent in ihrem Beruf
bleiben konnten. Die erlernten Schutzmaßnahmen wurden von 80 Prozent der Teilnehmer auch
weiterhin in ihrem Beruf angewandt. Der Hautzustand hatte sich bei der Mehrzahl der
Teilnehmer stark gebessert. Bei über einem Drittel traten sogar überhaupt keine Symptome
mehr auf. |
Erfolg: Die Beiträge für die Berufsgenossenschaft wurden gesenkt.
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Konsequent durchgeführte präventive Maßnahmen, insbesondere das Tragen
von Schutzhandschuhen und die konsequente Anwendung von Hautpflegemaßnahmen haben im
Frisörhandwerk zu einem erheblichen Rückgang der berufsbedingten Hauterkrankungen
geführt. Aus diesem Grunde konnte die Berufsgenossenschaft im Jahr 2002 den Beitragssatz
für Friseure um 25 Prozent senken. |
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Präventionsprojekt Nahrungsmittel und Gaststätten
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Betroffene im besonders sensiblen Nahrungsmittelbereich benötigen
häufig eine individuelle Umorganisation der Arbeitsabläufe.
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Am Jenaer Präventionsprojekt nahmen vorwiegend Teilnehmer aus dem
Bäckerei-, Hotel- und Gaststättengewerbe teil, die unter berufsbedingten
Hauterkrankungen litten und bereits in einer hautärztlichen Behandlung waren. Für jeden
Teilnehmer wurde ein individuelles Tätigkeitsprofil erstellt. Dabei wurde genau
festgehalten, mit welchen Gefahrenstoffen der Einzelne wie oft und wie lange in Kontakt
kommt. Anhand dieser Analyse konnte ein individuelles Hautschutzmittel für den Einzelnen
entwickelt werden. Mit Hilfe des Tätigkeitsprofils konnte in vielen Fällen eine
Umorganisation der Arbeitsabläufe erreicht werden. Ziel ist es, die Arbeitsabläufe so zu
gestalten, dass sich Tätigkeiten, die Handschuhe erfordern mit solchen abwechseln, bei
denen eine Hautcreme als Schutz genügt. Außerdem wurden sowohl Hautschutzmaßnahmen, als
auch Hautpflegemaßnahmen intensiv trainiert. Es wurde auch ein Hautschutz-
Wochenendseminar angeboten. Leider ist es gerade im Nahrungsmittelbereich nicht immer
einfach, Hautschutz in Form von Cremes anzuwenden. Diese könnten in die Nahrungsmittel
gelangen, wo sie nichts zu suchen haben. Aus diesem Grund wurde an der Universität Jena
intensiv eine Möglichkeit gesucht, wie sich Hautschutz und die Verarbeitung von
Lebensmitteln miteinander verbinden lassen. |
Forschung nach "eßbarem" Hautschutz.
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Dazu wurden verschiedene, in der Lebensmittelbranche häufig verwendete Fette auf ihre hautschützenden Eigenschaften hin
getestet. Untersucht wurden:
- 1 Kokosfett
- 3 Sojafette
- 2 Rübfette
- 1 Palm-Rübfettmischung
- 1 Palmkernfett
- 1 Sonnenblumenfett
- 4 Palmfette
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Gefundene Alternativen müssten häufiger eingesetzt werden.
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Es stellte sich heraus, dass die Schutzwirkung von Pflanzenfetten zum
einen von der Kettenlänge der Fettsäuren abhängt und zum anderen vom Gehalt an
Linolsäure. Als besonders schützend haben sich die 4 Palmfette erwiesen. Nicht protektiv
dagegen waren Palmkernfett und Kokosfett. Die Risiken im Nahrungsmittelbereich ließen
sich, nach diesen Forschungsergebnissen, durch die häufigere Anwendung von Palmfetten
verringern. |

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Das Jenaer Hautschutzkonzept empfiehlt folgende präventive Maßnahmen:
Wann immer möglich sollten Schutzhandschuhe getragen werden. Entweder Mehrweghandschuhe
(Nitril) für Reinigungs- und Spültätigkeiten oder Einmalhandschuhe (Nitril. Vinyl) für
Fleisch-, Obst-, Gemüse- und Teigverarbeitung. Bestandteil ist ebenfalls die
Fluoreszenz-Schulung: Das Gerät zeigt an, ob ein Hautschutz richtig aufgetragen wurde. So
kann eine direkte Kontrolle durchgeführt und ein Lerneffekt erzielt werden. |
Hautschutz sollte vor und während der Arbeit angewendet werden.
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Der Hautschutz z. B. mit Cremes, die die Haut widerstandsfähiger machen
und sie vor Infektionen schützen, sollte vor der Arbeit und 3 bis 4 mal während der
Arbeit durchgeführt werden. Hautpflegemaßnahmen sollten so oft wie möglich nach dem
Hände waschen und sowohl während der Arbeit, als auch in der Freizeit zur Anwendung
kommen. |
Nicht immer gleich das "schärfste" anwenden.
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Wichtig ist auch, dass die Hautreinigung nach den jeweiligen
Erfordernissen durchgeführt wird. Ein Maler braucht eine andere Reinigung als ein
Bäcker. Außerdem macht nicht jede Arbeit als Maler das schärfste Reinigungsmittel
erforderlich. Die Hautregeneration nach der Arbeit ist ganz entscheidend. Cremes
enthalten, je nach den individuellen Bedürfnissen, hautaufbauende und wundheilende
Substanzen oder andere Wirkelemente. |
Der Erfolg gibt dem Jenaer Konzept Recht.
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Mit diesem Konzept konnte gezeigt werden, dass bei 70 Prozent eine
deutliche Besserung eintrat. 8 Prozent konnten geheilt werden. 11 Prozent waren
unverändert und bei 11 Prozent trat eine Verschlechterung ein. (nach einem Jahr) Die Zahl
der Umschulungen nahm drastisch ab und dadurch auch die Kosten. |
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Prognose
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Frühzeitige Prävention ist einfach und erfolgreich.
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Menschen mit vorgeschädigter Haut, auch wenn diese Schäden nur gering
sind, haben ein erhöhtes Risiko eine berufsbedingte Hauterkrankungen zu entwickeln. Bei
der Behandlung hat sich gezeigt: Eine frühzeitige präventive Behandlung von
Frühschäden ist fast immer 100 prozentig erfolgreich. Außerdem ist eine solche
präventive Behandlung unkompliziert und einfach. Häufig sind für einen dauerhaften
Erfolg Arbeitsveränderungen erforderlich. Selbst bei schweren Formen können die meisten
Betroffenen bei sachgerechter Betreuung in ihrem Beruf bleiben. Aber das kann nur
gelingen, wenn auch immer gleichzeitig und dauerhaft grundlegende Änderung der
Arbeitsbedingungen erfolgen. |
Hautkrankheiten sind niemals "vorprogrammiert".
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Es gibt Test für Atopiker
die zeigen können, ob in einem gewählten Beruf eine Hauterkrankungen wahrscheinlich
auftritt. Dieser Test und die Anlage "Atopiker" sollte aber nicht überbewertet
werden. Die Anlage ist nicht so entscheidend, wie der konsequente Hautschutz. Atopiker,
die einen optimalen Hautschutz durchführen, haben ein geringeres Risiko an
Hautkrankheiten zu erkranken, als nichtatopische Berufskollegen, die sich nicht schützen.
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